Einweihungsfeier mit Maly: Martha-Kirche begeistert Gäste

11.11.2018, 08:22 Uhr
Nach dem verheerenden Brand vor über vier Jahren wurde die Kirche St. Martha an diesem Wochenende offiziell wieder eingeweiht und fand positives Feedback.

© Günter Distler Nach dem verheerenden Brand vor über vier Jahren wurde die Kirche St. Martha an diesem Wochenende offiziell wieder eingeweiht und fand positives Feedback.

Der Vergleich drängt sich zumindest für Gläubige schon auf: Als ein Großfeuer das kleine, etwas versteckt gelegene Gotteshaus der evangelisch-reformierten Gemeinde an der Königstraße Anfang Juni 2014 in Schutt und Asche legte, war nicht nur die Gemeinde geschockt. Viele Menschen in der ganzen Stadt und darüber hinaus nahmen Anteil – und noch in der Brandnacht steckten die ersten Augenzeugen Pfarrer Dieter Krabbe die ersten Banknoten für den Wiederaufbau in die Tasche.

Freilich konnte sich keiner vorstellen, dass das Ergebnis so ansprechend und überzeugend ausfallen würde, dass der Gesamteindruck den früheren Zustand sogar noch übertrifft. "Ich habe lange gezögert, aber inzwischen finde ich das Bild von der Auferstehung von den Toten durchaus treffend", meinte Kirchenpräsident Martin Heimbucher von der Evangelisch-reformierten Kirche. "Die Auferstehung aus Ruinen steht ja nicht für sich allein, sondern betrifft die ganze Gemeinde und die Stadt – wie die Osterbotschaft." "Wir dürfen natürlich alle dankbar sein, dass keine Menschen zu Schaden gekommen sind", stellte Oberbürgermeister Ulrich Maly fest.

"Man erkennt noch die alte DNA"

Nach dem Entwurf des Münchner Architekturbüros von Florian Nagler – der erst als Nachrücker zu dem beschränkten Architekturwettbewerb eingeladen worden war – sei ein "bezaubernder Raum“ entstanden, den er am liebsten einmal ganz für sich allein genießen und auf sich wirken lassen würde, gestand das Stadtoberhaupt. "Man erkennt noch die alte DNA, dazu die verschiedenen Schichten. Damit erzählt St. Martha viele Geschichten, auch von Verzweiflung und Hoffnung – so alt, so neu, so schön!"

"Wir haben St. Martha im spirituellen Netz der Innenstadt sehr vermisst", meinte der evangelische Regionalbischof Stefan Ark Nitsche. "Wir brauchen solche Räume mitten in der Stadt, die Alternativen zum Alltag anbieten und ihn unterbrechen und in denen Mitmenschlichkeit und Vergebung zu erfahren sind und trainiert werden." In diesem Sinn müssten auch andere Gebetsstätten wie Moscheen in der Stadt sichtbarer werden. "Es war für uns selbstverständlich, Sie bei uns während er ganzen Bauphase als Gäste aufzunehmen", betonte Pater Ansgar Wiedenhaus von der schräg gegenüberliegenden liegenden katholischen Klarakirche. Die ökumenische Verbundenheit sei dadurch noch gewachsen: "Wir werden Euch vermissen, St. Klara bleibt auch ein Teil von Eurem Zuhause“, rief er den reformierten Gemeindemitgliedern zu.

"Schäden an Steinen reparieren"

Als Vertreter der Israelitischen Kultusgemeinde und für den Nürnberger Rat der Religionen würdigte André Freud den gelungenen Wiederaufbau auch als Beleg dafür, dass sich "Schäden an Steinen reparieren lassen, aber nie an Menschen", gab er mit Bezug auf die Nacht der Schande genau 80 Jahre zuvor zu bedenken. Als Geschenk der Israelitischen Kultusgemeinde überbrachte er einen Menorah-Leuchter, dessen Licht zu Frieden und Eintracht und zum Zusammenhalt gegen Ausgrenzung mahne.

Seine persönlichen Erinnerungen schilderte Bürgermeister Christian Vogel. Denn er war erst wenige Wochen im Amt und war gerade von einer privaten Geburtstagsfeier nach Hause gekommen, als er als oberster Feuerwehrchef der Stadt zu dem Großbrand gerufen wurde. "Mir war erst kurz zuvor offiziell ein Helm überreicht worden mit der Bemerkung, den würde ich ohnehin nie benötigen", erzählte er launig. "Zum Glück haben wir fähige Beamte, die auch solche Herausforderungen mit großer Umsicht und Ruhe bewältigen", lobte er den damaligen Einsatzleiter Felix Schanzmann, der ebenfalls zur Wiedereinweihung gekommen war. 

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