Ministerium prüft Änderung

EM-Partys in Bayern eskalieren: Kommen jetzt schärfere Regeln für Public Viewing?

20.6.2021, 14:25 Uhr
Die meisten Public-Viewing-Veranstaltungen laufen störungsfrei - wie in diesem Neumarkter Café. 

© Helmut Sturm, NNZ Die meisten Public-Viewing-Veranstaltungen laufen störungsfrei - wie in diesem Neumarkter Café. 

"Das Gesundheitsministerium wird am Montag mit der Stadt München beraten, inwieweit die Vorgaben für das Public Viewing weiter verschärft werden können", sagte ein Ministeriumssprecher der Deutschen Presse-Agentur. Grundsätzlich liege es in der Verantwortung der Betreiber, dafür zu sorgen, dass die Biergärten nicht überfüllt sind, hieß es.

Ohne Kontaktbeschränkungen zusammensitzen darf nach der aktuellen Fassung der Infektionsschutzmaßnahmenverordnung eine Gruppe aus zehn Personen aus zehn verschiedenen Haushalten sowie Geimpfte und Genesene, die zu derselben Gruppe gehören. Darüber hinaus sei "jeder einzelne Fan aufgerufen, beim Public Viewing die Abstandsregeln zu den Personen einzuhalten, die nicht zu seiner Gruppe gehören".

In der bayerischen Landeshauptstadt waren am Samstag beim 4:2-Sieg der deutschen Nationalmannschaft gegen Portugal Biergärten und Gaststätten teilweise brechend voll mit Fans in Deutschland-Trikots, die auf Bildschirmen das Spiel verfolgten und gemeinsam feierten.

Dort hielten sich nicht alle Menschen im Freudentaumel an die Abstandsregeln. Stattdessen lagen sich nach den Toren der deutschen Fußball-Nationalmannschaft die Fans in den Armen und waren dicht an dicht gedrängt, wie Reporter berichteten.

Die Polizei hatte in der Nacht zum Sonntag zudem einige Straßen in der Münchner Innenstadt von Fußballfans räumen müssen. "Zum Teil wurden auch dort sehr viele alkoholische Getränke konsumiert und einige Personen zeigten auch dadurch ein deutlich enthemmtes Verhalten", teilte das Polizeipräsidium München am Sonntag mit. Die meisten hätten sich aber kooperativ verhalten.

Vorher hätten allerdings einige Feiernde Flaschen auf Polizisten geworfen. Ein 19-Jähriger aus Ingolstadt sei als Werfer einer der Flaschen identifiziert worden. Das deutsche Team hatte zuvor in der Münchner EM-Arena beim zweiten Vorrundenspiel den ersehnten ersten Sieg eingefahren.

Party-Eskalation in Augsburg

Auch in Augsburg eskalierte es nach dem Deutschland-Spiel am Samstag: Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) in Bayern zeigt sich entsetzt über die Randale. Landesvorsitzende Peter Pytlik sprach am Sonntag von "massiven Ausschreitungen" und sagte, man sei "enttäuscht über die Gewaltausbrüche von Jugendlichen und jungen Menschen".

Es gebe "vielfältige Gründe, die zu diesen Gewaltausbrüchen führten", sagte er. "Die wiedergewonnene Freiheit, die pandemiebedingte lange Feier-Abstinenz, kombiniert mit übermäßigen Alkoholkonsum und nicht zuletzt die übertriebene emotionale Reaktion auf den Sieg der deutschen Mannschaft. Dies ist anscheinend eine Gemengelage die sich mit der Eskalation in Augsburg und anderen Städten ihren Raum suchte."

In der Nacht zum Sonntag waren in Augsburg Polizisten und Feiernde verletzt worden, als die Beamten nach dem EM-Erfolg der deutschen Nationalmannschaft über Portugal eine Siegesfeier mit rund 1400 Menschen in der Innenstadt räumte. Es sollen Flaschen geflogen sein, die Polizei setzte Pfefferspray ein.

Pytlik forderte Konsequenzen: "Diese jungen Menschen verstoßen absichtlich, vorsätzlich und mit einer unglaublichen Ignoranz gegen die Rechtsstaatlichkeit", sagte er. "Wer Polizistinnen und Polizisten, Rettungs- oder andere Hilfskräfte attackiert, muss die ganze Härte des Rechtsstaats spüren."

Das Phänomen sei neu. "Solche Handlungsmuster als Folge gruppendynamischer Prozesse, wie in den letzten Wochen feststellbar, gab es in dieser Form bisher nicht beziehungsweise nur äußerst selten", erklärte der GdP-Chef. "Offensichtlich haben einige junge Menschen den Realitätsbezug zwischen virtuellem Spielen und realem Handeln verloren."

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