Energie-Reserven für drei Tage

12.3.2007, 00:00 Uhr
Energie-Reserven für drei Tage

© Willi Bauer

Das Gas ist wie ein Schatz verborgen: In 600 Metern Tiefe schlummern die Energiereserven, die Hunderttausende Haushalte in Nordbayern an besonders kalten Tagen warm halten. Von dem Gasreservoire ist oberhalb der Grasnarbe bei Eschenfelden im Kreis Amberg-Sulzbach jedoch fast nichts zu bemerken: Felder, Wald, ein paar Dörfer und der Golfplatz Königstein liegen oberhalb, 72 Millionen Kubikmeter Gas unterhalb.

In einem unterirdischen Speicher aus Sandsteinschichten wird das Gas gelagert. Durch eine Pipeline wird es zuvor Tausende Kilometer weit von Russland bis unter den sanften Hügel in der Oberpfalz gepumpt. Wenn es im Winter besonders kalt wird, fließt das Gas aus Eschenfelden weiter an die Kunden des Nürnberger Energieversorgers N-Ergie. Theoretisch reicht die Gasmenge, um alle N-Ergie-Kunden an drei kalten Tagen komplett zu versorgen. Im Grunde aber ist das Gas nur zu Pufferzwecken gedacht: In den Wintermonaten strömt es bei extrem eisigen Temperaturen einfach zusätzlich in die Rohre Richtung Nürnberg.

Mehr als 40 solcher Untergrundspeicher gibt es in Deutschland. Zum Teil wird das Gas in ausgehöhlten Salzstöcken gelagert, in ausgedienten Erdöllagern oder aber - so wie in Eschenfelden - in vorhandenen Bergformationen.

«Wunder der Natur»

Ein Wunder der Natur hilft dabei: Das ursprünglich wassergefüllte Kalk- und Sandgestein saugt das Gas wie ein Schwamm auf. Dass der Speicher nach oben dicht ist, garantieren feste Erdschichten. Angst auf einem explosiven Gasfass zu sitzen, bräuchte niemand in den Dörfern ringsherum zu haben: «Das ist ein absolut bergsicherer Betrieb hier», meint Berthold Saager von der E.on Ruhrgas.

Der Gasspeicher in Eschenfelden, der zu zwei Dritteln E.on gehört und zu einem Drittel der N-Ergie, wurde in den 70er Jahren bei Bohrungen entdeckt. Er zählt zu den kleineren, dennoch ist er für den Raum Nürnberg wichtig: «Der Speicher sichert eine durchgängige Versorgung mit Erdgas in der Region», erklärt Rita Kamm-Schuberth, Sprecherin der N-Ergie. Bei Lieferstopps beispielsweise gäbe Eschenfelden ein Stück Sicherheit. «Bei einem Gaskrieg mit Russland könnten wir auch aus Norwegen oder Holland Gas nach Eschenfelden leiten», betont Berthold Saager.

Außerdem gibt der Gasspeicher Spielraum beim Einkauf. Gas ließe sich auf dem heiß umkämpften Energiemarkt so zu günstigeren Zeiten einkaufen. Denn in den warmen Sommermonaten wird der Speicher in Eschenfelden immer bis zum Rand mit Gas gefüllt und im Winter wieder geleert. Momentan gibt das Gestein kaum mehr etwas her, Zeit zum Einkaufen also.