23. Juli 1964: Traum vom kühlen Schatten

23.7.2014, 07:00 Uhr

Die zur Dauerwelle gewordene Hitzewelle ist angetan, den Schweiß — im Gegensatz zur „Glocke“ — auch ohne jede körperliche Betätigung in Strömen fließen zu lassen. Während die Straßendecken weich wie harter Teig sind und im Erlanger Bahnhof wie üblich an solchen „Hundstagen“ lange Teertropfen vom Dach auf die Treppen und manchmal auch auf Kleider fallen und während die Freibäder Rekordbesuche schon in den frühen Morgenstunden verzeichnen, ächzen Mensch und Tier unter der permanenten Schwüle.

In den Büros bleiben die Fenster geschlossen, um die in der Sonnenglut flirrende Luft nicht hereinzulassen. Alles was feucht und kühl ist, erfreut sich jetzt größter Beliebtheit — und wenn es nur die Nase des Hundes an der Wade ist. Aber auch der Vierbeiner muffelt nur noch mit ausgetrocknetem Riecher in einer leider nicht mehr kühlen Ecke. Der in Erlangen ohnehin nicht geringe Bierkonsum stieg sprunghaft um über zehn Prozent an. Die Eisverkäufer wären froh, wenn ihnen selber etwas von ihrer kühlen Ware übrig bliebe. Aber des Volkes Zunge lechzt nach Erfrischung.

Wer nur irgend kann, macht jetzt Ferien. Viele Erlanger trainieren bereits an südlichen Gestaden auf Bräune, wo sie von den Reisebüros einen Garantieschein für übervölkerte Strände und wolkenlosen Himmel erhalten haben. Andere sind zu Hause geblieben. Den Garantieschein haben sie nicht, wohl aber vollgepropfte Strandbäder und den gleichen wolkenlosen Himmel.

Seit der Saisoneröffnung im Mai haben fast 250.000 Erlanger im Röthelheimbad Erfrischung gesucht. Im Mai, der heuer schon recht warm war, sonnten sich nur 30.000 Besucher auf den Liegewiesen. Der Juni aber brachte für das Freibad an der Erholungsbörse einen stark angezogenen Kurs: rund 121.000 Menschen stürzten sich in die klaren Fluten der einzelnen Becken.

Der Juli hat alle Chancen, in der Geschichte des Röthelheimbades einen neuen Rekord aufzustellen. Das heißt, einen hat er bereits aufgestellt: am 18. Juli passierten fast 14.000 Besucher den Eingang. Insgesamt riskierten über 95.000 Erlanger in diesem Monat schon einen Sonnenbrand. Fast an jedem Tag ist die Gruppe der „Sonnenanbeter“ jetzt um 10.000 braune Rücken groß. Wenn die Sonne so weiter macht, kann mit einer Monats-Besucherzahl um 150.000 gerechnet werden.

Verwandte Themen


Keine Kommentare