Abitur in Erlangen: Apotheke und Uni überprüfen Schnelltests

18.5.2021, 10:28 Uhr
Abitur in Erlangen: Apotheke und Uni überprüfen Schnelltests

© imago images/Martin Wagner

Abiturienten stehen aufgrund der Corona-Pandemie vor einer schwierigen Entscheidung: Entweder sie lassen sich immer einen Tag vor den Prüfungen via Schnelltest auf eine Infektion mit Covid-19 testen und riskieren bei einem positiven Ergebnis den Prüfungsausschluss. Oder sie lassen sich nicht testen, was ebenfalls zulässig ist, doch dann riskieren sie vielleicht ihre eigene Gesundheit sowie die ihrer Mitschüler und Lehrer.

Zwar haben Schüler, die ein positives Schnelltestergebnis haben, die Möglichkeit, es mit einem negativen PCR-Testergebnis zu heilen. Allerdings: "Es dauert bis zum nächsten Morgen, ehe der PCR-Test vorliegt", sagt Annette Grasnick, die stellvertretende Schulleiterin des Emmy-Noether-Gymnasiums. Das Ergebnis liegt dann also am Tag der Prüfung vor. "Sie können sich vorstellen, wie man als Schüler mit dieser Ungewissheit schläft."

Unruhige Nacht bleibt erspart

Am Emmy-Noether-Gymnasium und vier weiteren Gymnasien haben sie ihren Abiturienten die Entscheidung, ob sie sich testen lassen möchten oder nicht, erleichtert. Die unruhige Nacht wird den Schülern erspart – da sie bei einem positiven Schnelltest ihr PCR-Ergebnis noch am selben Tag erhalten.

So funktioniert es: Die Schulen testen ihre Abiturienten am Tag vor der Prüfung und melden die Zahl der positiv getesteten Schüler bis spätestens 10.15 Uhr dem Emmy-Noether-Gymnasium. Diese Schule gibt die Gesamtzahl bis 10.30 Uhr an die Kolibri-Apotheke weiter. Zwischen 11 und 12 Uhr können Abiturienten in die Apotheke kommen und werden dort für einen PCR-Test abgestrichen. Das Personal der Apotheke fährt die Proben in die Virologie der Uni Erlangen, wo die Tests untersucht werden. Bis 16 Uhr erfahren die getesteten Schüler, ob sie sich wirklich mit Corona infiziert haben und somit in Quarantäne müssen, oder ob der Schnelltest ein falsch positives Ergebnis angezeigt hatte.

Kleiner Aufwand, großer Effekt

Die Idee hierzu hatte der Unternehmer Thomas Wagner, Initiator der Wicovir-Studie. Sein Aufwand war allerdings überschaubar: "Das waren nur ein paar E-Mails. Wir haben in Erlangen die Ressourcen, wir müssen sie nur zusammenbringen", sagt Wagner.

Kleiner Aufwand, großer Effekt: Am Emmy-Noether-Gymnasium können sie sich die räumliche Trennung von getesteten und nicht getesteten Abiturienten während der Prüfungen sparen, weil es nur getestete Abiturienten gibt. "Wir sind sehr stolz auf unsere Schüler, dass sie dieses Angebot annehmen", sagt Annette Grasnick, "sie zeigen dadurch, dass sie Fürsorge für sich und die Anderen übernehmen. Das stärkt unsere Gemeinschaft."

Gymnasien in Erlangen sind dabei

Bevor es das Angebot gab, waren die Meinungen in der Schülerschaft laut Grasnick noch geteilt, ob man sich vor den Prüfungen testen lassen soll. Grasnick glaubte, dass es an den anderen Erlanger Gymnasien ähnlich ist, und unterbreitete auch dort das Angebot, positive Schnelltests überprüfen zu lassen. Marie-Therese-Gymnasium, Emil-von-Behring-Gymnasium (Spardorf), Christian-Ernst-Gymnasium, Ohm-Gymnasium und Fridericianum schlossen sich an. Das Albert-Schweitzer-Gymnasium lässt positive Schnelltests dagegen von zwei Ärztinnen aus der Elternschaft überprüfen.

Vergangene Woche, als das Deutsch-Abi anstand, blieb das Prozedere für die fünf teilnehmenden Gymnasien Theorie. "Es gab keinen einzigen positiven Schnelltest", sagt Grasnick. Das änderte sich am Montag dieser Woche, einen Tag vor der Prüfung in Mathematik. Es gab einen positiven Schnelltest, an welcher Schule ist den Erlanger Nachrichten allerdings nicht bekannt. "Niemand muss das Jahr wiederholen, wenn er in Quarantäne muss", sagt Grasnick, "es gibt Nachholtermine für die Prüfungen."

Testungen auch für andere Schularten

Der Inhaber der Kolibri-Apotheke, wo die Abstriche vorgenommen werden, heißt ebenfalls Thomas Wagner. "Wir wollen unterstützen, damit das Abitur in Erlangen ordentlich laufen kann", sagt er.

Und nicht nur das Abitur: Wagner bietet an, auch für andere Schularten abzustreichen. Mit der Staatlichen Fachoberschule und Berufsoberschule Erlangen ist er bereits in Gesprächen, dort finden die Prüfungen im Juni statt. "Es braucht aber jemanden, der den Ablauf koordiniert, so wie Frau Grasnick das für die Gymnasien gemacht hat", sagt Apotheker Wagner.

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