Altes Bratfett soll zu Biokraftstoff werden

22.11.2018, 18:00 Uhr
Altes Bratfett soll zu Biokraftstoff werden

© Foto: Firma Lesch

Mit einer Kick-Off-Veranstaltung in Thalmässing wurde dieser Tage die Aktion ins Leben gerufen. Neben reichlich politischer Prominenz war auch Marcus Redel, Werkleiter des Betriebs für Stadtgrün, Abfallwirtschaft und Straßenreinigung der Stadt Erlangen, mit von der Partie.

Es geht schlichtweg darum, gebrauchte Speiseöle aus Privathaushalten zu sammeln – das Fett aus der Fritteuse ebenso wie das alte Bratenfett aus der Pfanne oder das Öl, in dem Oliven oder andere Gaumenfreuden eingelegt waren. Bei Gaststätten werden diese alten Fette längst zwecks Wiederverwertung gesammelt. Bei Privathaushalten ist das Ganze noch recht unterentwickelt. Genau in diese Lücke stößt die Firma Lesch aus Thalmässing – die EN berichteten. Und die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) signalisierte dem Recyclingunternehmen grünes Licht für ihr Modellvorhaben und sagte Förderung zu. Ziel ist es nun, ein Sammelsystem zu entwickeln, das deutschlandweit umgesetzt werden kann.

Mit im Boot sitzen derzeit neben Erlangen noch die Nachbarstadt Fürth, Greding, Allersberg, Thalmässing, Hilpoltstein und Heideck. Somit steht das "Modell" gleich auf mehreren Beinen.

Die Altspeisefette und -öle können fortan gesammelt, sprich, in einen verschraubbaren und temperatur-resistenten 1,2 Liter Behälter mit großer Öffnung gegossen werden. Ist die "Dose" randvoll, bringt man sie zu einem Automaten, stellt sie hinein und erhält dafür wieder eine leere. Ist der Automat fast voll, wird der Entsorger über Funk informiert, rückt per Lkw an, holt den Container ab und verarbeitet anschließend das Ganze mit einem speziellen Verfahren zu Biodiesel.

Sieben dieser Sammelautomaten werden im Stadtgebiet aufgestellt. Das wird zwischen 28. und 30. November über die Bühne gehen. Zu finden sind die Automaten dann in der Sophienstraße/Zenkerstraße, Schenkstraße (Treffpunkt Röthelheimpark), Berliner Platz, an der Bushaltestelle Luise-Kiesselbach-Straße, Willy-Brandt-Straße/Heinrich-Franke-Weg, Theodor Heuss Anlage (Bushaltestelle Breslauer Straße) und Ohmplatz/Memelstraße. Bis Weihnachten werden schließlich noch 7700 der Sammeldosen samt Info-Blatt an die Haushalte verteilt, erläuterte Projektentwickler Hubert Zenk von der Firma Lesch.

"Upcycling statt Abflussrohr" ist dann auf jenen hellgrünen Automaten zu lesen. Auch darum geht’s. Denn gebrauchte Speiseöle werden von privaten Haushalten meist über die Kanalisation entsorgt und führen dort zu Verschmutzungen und Blockaden. Zuweilen bilden sich im Untergrund auch richtige "Fettberge", die nur mit reichlich Aufwand entfernt werden können. Es ist zudem ein Beitrag zur Einsparung von Frischwasserreserven und nicht zuletzt zur Verbesserung der allgemeinen CO2-Bilanz.

Das Projekt hat Fürsprecher aller Couleur – und erntete reichlich Beifall, unter anderem von Carsten Träger, Umweltpolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion und Vorsitzender der SPD Mittelfranken: "Das, was wir bisher oft weggeworfen haben, als wertvollen Rohstoff zu verstehen, aufzubereiten und wiederzuverwenden – das ist ein zentraler Baustein für nachhaltiges Wirtschaften und nachhaltiges Leben. Dass wir im Bereich des Altfettrecycling jetzt ein innovatives Angebot der Firma Lesch hier in der Region haben und in unserem Städtedreieck testen, freut mich sehr. Ich hoffe, dass das Modell aus Mittelfranken deutschlandweit Schule machen wird."

Nicht weniger angetan zeigte sich Eike Hallitzky, Vorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen in Bayern mit Blick auf die globale Klimakrise: "Gerade jetzt gilt es, solche Innovationen entschlossen zu fördern, die unsere knappen Ressourcen schonen und zugleich Umweltbelastungen minimieren. Wie das Upcycling von altem Speisefett".

Durchaus begeistert auch MdB Marlene Mortler, agrar- und umweltpolitische Sprecherin der CSU im Bundestag: "Das Pilotprojekt sensibilisiert die Bürgerinnen und Bürger und leistet einen wichtigen Beitrag zum Umweltschutz. Das ist begrüßens- und vor allem unterstützenswert."

Das Pilotprojekt läuft bis März 2020. Die Ergebnisse sollen letztlich Aufschluss darüber geben, ob und wie eine flächendeckende Sammlung von gebrauchten Speiseölen aus privaten Haushalten bundesweit umgesetzt werden kann.

 

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