Am Ende lag nur noch eine Mutter auf dem Hofasphalt

22.11.2012, 11:00 Uhr
Am Ende lag nur noch eine Mutter auf dem Hofasphalt

© privat

„Es ist nicht nur schlimm, dass die Uhr weg ist, sondern vor allem, dass man in dieser beschaulichen Gegend jetzt ein ungutes Gefühl bekommt“, sagt ein Anwohner. Erst kürzlich sind in Uttenreuth zwei VW-Busse gestohlen worden – und jetzt die zwei Zentner schwere Fabrikuhr. Heruntermontiert von einer Hauswand in einem Wohngebiet mit einzelnen Gewerbetreibenden. „Jetzt sollten wir besser alles verschlossen halten“, meint der Anlieger.

Den Klau der über einhundert Jahre alten Uhr allerdings scheinen die Diebe von langer Hand vorbereitet zu haben. „Es ist merkwürdig, dass jemand solch eine Uhr so systematisch klaut“, findet der Anwohner. „Vielleicht steckt da ein Auftrag dahinter.“ Vergangenen Donnerstag wollte er gegen halb sechs Uhr abends zum Training. „Ich habe noch die Aluleiter gehört.“ Allerdings sind erst neue Bewohner in das Anwesen gezogen, deswegen maß er dem Mann mit der rund drei Meter hohen Leiter wenig Bedeutung zu, als der in nächster Nähe um die Ecke bog. „Anscheinend hat der Dieb am Donnerstag alle Schrauben gelöst. Am Sonntag hab ich eine Mutter vom Hofasphalt aufgelesen – und die Uhr war weg.“

Auch wurde das seltene Stück aus Schmiedeeisen vor wenigen Wochen erst aufwendig für 2500 Euro restauriert. Dass also jemand noch an der Uhr herumschraubt, schien die Anwohner nicht zu verwundern. „In Uttenreuth denken die Leute normalerweise, dass alle Vorgänge ihre Berechtigung haben, alles mit rechten Dingen zugeht“, erzählt der Anwohner. „Niemand rechnet damit, dass diese Uhr geklaut wird.“

Verwunderlich ist vor allem, wie die Täter die 60 Zentimeter große Uhr, die mit Halterung auf die doppelte Größe kommt, erst abmontiert und dann abtransportiert haben. „So eine Uhr ist nicht leicht zu verstecken“, sagt Waltraud Staudt, Erbin und Eigentümerin des Anwesens und damit auch der Uhr. Sie ist groß, empfindlich, schwer – niemand könne sie alleine von einer Leiter hieven. Was die Diebe trotz Vorplanung nicht wussten, ist, dass die Außenuhr an eine Mutteruhr im Inneren des Anwesens angeschlossen ist und nur über deren Volt-Impulse funktioniert.

Die Eigentümerin schätzt, dass der Zeitmesser rund 50000 Euro wert ist. „Für uns hatte sie aber einen viel größeren immateriellen Wert“, sagt die 74-Jährige. „Sie war eine Erinnerung an die Bär-Fabrik, die hier im letzten Jahrhundert Fleischfeinkost herstellte.“ Und sie galt als Wahrzeichen der Gemeinde.

Gestern hat Staudt eine Anzeige mit 500 Euro Hinweislohn in den EN geschaltet – so schwer hat sie der Verlust getroffen. Die Polizei indes hat DNA-Spuren vom Tatort genommen. Man habe aber noch keinen brauchbaren Hinweis, sagt Gerhard Hittinger von der Kripo. „Der oder die Diebe könnten die Uhr auch nur wegen ihres Materials geklaut haben. Das allerdings wäre sehr schade um dieses Kunstwerk“, meint er.

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