Auch in Kalchreuth dürfen die Bienen derzeit kuscheln

20.1.2021, 16:20 Uhr
Auch in Kalchreuth dürfen die Bienen derzeit kuscheln

© Christoph Benesch

"Je kälter es wird, desto wichtiger ist das Zusammenkuscheln der Tiere", sagt Maximilian Schminder, Imker aus Kalchreuth und damit Herr über 50 Völker, was im Sommer rund 2 Millionen Bienen bedeutet.

Aber die Honigbienen, die im Frühjahr, Sommer und Frühherbst jeden Tag schuften, erleben den Winter meist schon nicht mehr. Maximal drei bis sechs Wochen werden diese fleißigen Bienen nur alt – ein weiterer Beweis dafür, dass hart arbeitende Lebewesen eine geringere Lebenserwartung besitzen.

Gelee-Royal für die Königin

Denn die Tage der weit fliegenden Honigbienen sind prall ausgefüllt mit Arbeit: Nektar sammeln, Blüten suchen, Wege zu neuen Nektarquellen den übrigen Bienen durch Tanz mitteilen, Honig und Wachs produzieren, Waben bauen, Nachkommen füttern und pflegen, Gelee Royal für die Bienen-Königin produzieren und zu guter Letzt auch noch den Bienenstock im Notfall vor Eindringlingen verteidigen. Zurücklehnen und die Flügel hochlegen kann eine Sommerbiene nicht.

Ganz anders geht es dagegen den Winterbienen. Im Grunde machen sie kaum mehr als zu kuscheln. "Wird es kalt, fliegen die Kundschafter schon noch aus – sie finden aber keine Nektarquellen mehr", so Schminder. Daher ziehen sich die Bienen im Stock zurück, bilden eine sogenannte Wintertraube, eine Art Ball aus Bienen – in der Mitte die Königin und das Futter.

Kollektives Muskelzittern bei Winterbienen

Wobei der Honig, auf dem sie dann eigentlich sitzen, von Schminder und seinen Imker-Kollegen da längst gegen Zuckerlösungen ausgetauscht worden ist. Diese sind aber sogar bekömmlicher und bleiben sogar noch bei kälteren Minusgraden flüssig – anders als der Honig, den sich die Bienen dann erst flüssig zittern müssten.

In der Tat nämlich beginnen die Winterbienen mit kollektivem Muskelzittern, wenn die Temperatur unter zehn Grad im Stock fällt. So heizen sie ihre Unterkunft wieder auf über 20 Grad auf – das kostet aber Energie, weshalb sie dann gierig das Zuckerwasser trinken.

Wesentlich kürzeres Leben

"Im Sommer sind es zwischen 50.000 und 60.000 Bienen pro Volk. Das reduziert sich im Winter auf nur noch 5000 bis 10.000 Bienen", sagt Maximilian Schminder. Die Winterbienen sind nur für die Wärme sowie die Arterhaltung zuständig und leben, weil ihr Alltag wesentlich geruhsamer ist, dafür auch zwischen drei und sechs Monaten.

Im Frühjahr hat aber auch ihr "Lotterleben" ein Ende: Sie sind die ersten, die die Frühblüher anzapfen und die Nahrungsvorräte wieder auffüllen, bis die Nachkommen der Königin dann ihren Platz einnehmen und der Kreislauf von vorn beginnen kann.

Schmarotzer, der sich auf die Hinterteile hockt

Bei wilden Bienen gibt es ebenfalls viel zu entdecken.

Auch Maximilian Schminder kann im Winter nicht viel für seine Bienen tun, hat er sie einmal winterfest gemacht. Lediglich gegen die Varroamilbe muss er seine Völker zweimal behandeln. Dies ist ein Schmarotzer, der sich auf die Hinterteile der Bienen setzt und ihr Blut saugt, bis sie sterben. Ist das getan, kann aber auch Schminder nicht die Füße hochlegen: Nun gilt es, den von den Bienen gesammelten und vom Imker geraubten Honig zu verarbeiten, abzufüllen und in seinem Hofladen (An der Kaufleite 24) oder im Internet (www.honigton.de) zu verkaufen. Insgesamt vier Standorte betreibt Schminder: in Neunhof, in Käswasser bei Kalchreuth, in Schnaittach und im Sebalder Reichswald.

Die Nachrichten kürzlich über gestohlene Bienenvölker verwundern den Imker: "Diebstahl kommt immer mal wieder vor. Aber im Winter ist das alles andere als clever: Man weiß ja nicht einmal, ob das Volk es durch den Winter schaffen wird."

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