Auf allen Positionen vorzüglich

1.10.2019, 18:40 Uhr

Unter Leitung ihres charismatischen, von der tschechisch-böhmischen Musik geprägten Dirigenten Jakub Hrůša eröffnete das renommierte Orchester das Konzert. Mit der ihr eigenen Präzision präsentierten die Musiker das von mystischen Klanggebilden getragene Vorspiel zu Richard Wagners romantischer Oper "Lohengrin". Die von Nietzsche apostrophierte "narkotische" Wirkung dieser sphärisch-tiefsinnigen Grals-Musik gestalteten vor allem die Streicher so intensiv, dass man dem Philosophen zustimmen muss.

Der zu den bedeutendsten Violinvirtuosen unserer Zeit zählende Frank Peter Zimmermann zelebrierte danach als Solist Bohuslav Martinůs zweites, 1943 in den USA entstandenes Violinkonzert, in dem der Komponist böhmische Nationalmusik mit amerikanischen Rhythmen kombinierte. In diesem rasanten, von diffizilen dreistimmigen Akkordpassagen, Intervallsprüngen und Synkopen gekennzeichneten Glanzstück demonstrierte der unkonventionell auftretende, in jeder Hinsicht bravourös agierende Interpret seine profunde Virtuosität und Musikalität.

Spielerische Qualitäten

In der folgenden, pathetischen, mit Dynamik und Expressivität aufgeladenen ersten Symphonie von Johannes Brahms bewies das auf allen Positionen vorzüglich disponierte Orchester seine spielerischen und gestalterischen Qualitäten gleichermaßen. Der exzellente, temperamentvolle, ohne Partitur dirigierende Jakub Hrůša verstand es ausgezeichnet, bereits im ersten Allegro-Satz durch präzise, einfühlsame und einprägsame Gesten seine Musiker zu motivieren. Seine Interpretation der drei folgenden, höchst unterschiedlich strukturierten Teile dieses Werkes hinterließ einen gewaltigen Eindruck. Die konträren Sätze, wie der kantable zweite, und das hymnisch-festliche Finale wurden engagiert und perfekt dargeboten.

Mit der Uraufführung des wild bewegten, bizarren, von gewagten Klangkombinationen durchzogenen Auftragswerks für die Symphoniker des 1960 geborenen Detlev Glanert ging der Konzertabend zu Ende. Er unterstrich, wie souverän dieses Orchester Werke unterschiedlicher Epochen und Stile zu reproduzieren versteht.

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