Auf Schusters Rappen durch die Natur hin zur Musik

8.8.2017, 17:00 Uhr
Auf Schusters Rappen durch die Natur hin zur Musik

© Udo Güldner

An der Spitze des Gänsemarsches durch den erfreulich schattigen Wald hinter Heroldsberg marschieren Intendant Julian Christoph Tölle und seine Labradorhündin Tosca. Beide kennen das Terrain von den Mountain-Bike-Touren des Kirchenmusikers rund um den Markt. Diesmal aber folgt eine Hundertschaft, die den Dreiklang aus fränkischer Landschaft, musikalischer Entdeckung und körperlicher Bewegung erleben darf.

Auf Schusters Rappen durch die Natur hin zur Musik

© Udo Güldner

Angefangen hatte es in der evangelischen St. Matthäuskirche in Heroldsberg, deren spätmittelalterlicher Turm wunderschöne Wandmalereien beherbergt. Der aus Polen stammende, 34-jährige Marimbaphon-Spezialist Radoslaw Szarek improvisiert mit seinen vier Schlegeln eine minimalistische Melodie, während die Orgel zu den virtuosen Höhenflügen schweigt. Hinter dem Professor für Schlagzeug an der Musikhochschule Nürnberg prangt der Flügelaltar, der dem Nürnberger Maler Paul Juvenell dem Älteren zugeschrieben wird. Prunkstück ist aber ein Kruzifixus des Holzschnitzers Tilman Riemenschneider, das die Grablege der durch Fernhandel reich gewordenen Patrizierfamilie Geuder schmückt.

Nach einigen meditativen Minuten empfängt die Gruppe auf den ersten Metern der Wanderung eines der ältesten Pfarrhäuser Deutschlands. Irgendwann nach Kleingeschaidt vergisst man sogar, dass man auf dem Weg zum nächsten Konzert ist. So schlägt einen die fränkische Landschaft mit ihren kleinen Wäldchen, einsamen Baumriesen und den goldgelben Stoppelfeldern in Bann. Der Geruch gemähten Grases steigt in die Nase. Die Szenerie mit brütender Hitze und sanfter Brise erinnert ein wenig an sizilianische Gefilde. Vorbei geht es an Schafherden, bis aus einem noch nicht abgeernteten Feld die kleine Egidienkirche von Beerbach auftaucht.

Auf Schusters Rappen durch die Natur hin zur Musik

© Udo Güldner

Dort, nur wenige hundert Meter von der Toteneiche entfernt, erwartet die durstigen Kehlen eine feuchte Überraschung. Wolfgang Louzil, der unter anderem in Igensdorf und Eckental Discounter-Märkte betreibt, versorgt mit seinen Töchtern Sarah und Marielena die Wanderer mit Getränken und einem Imbiss. An der berühmten Nikolausquelle hinter dem Gotteshaus, die zu Pestzeiten im 14. Jahrhundert den Nürnberger Bürgern heilende Wirkung versprach, wäre auch nicht genügend Platz gewesen.

Auch moderne Musik

Im kühlen, quadratischen Inneren aus dem 15. Jahrhundert hat Radoslaw Szarek, der in Ebermannstadt lebt, inzwischen sein knapp 100 Kilogramm schweres Instrument aus Metall und Palisanderholz wieder zusammengesetzt, mit dem er der Wandergruppe vorausgefahren ist. Doch zuerst stimmt Julian Christoph Tölle im Angesicht des 1505 entstandenen Hochaltars Michael Wolgemuts ein "Suscipe me, Domine" an. Dann durchweht das sakrale Juwel neben Johann Sebastian Bachs Lauten-Suite auch moderne Musik des polnischen Komponisten Tomasz Golinski, die den dunklen Kirchenraum erhellt.

So gestärkt geht es am Angerbach und einigen Fischweihern vorbei. Beim Aufstieg gen Tauchersreuth wünschen sich einige den Skilift zurück, der früher einmal die Wintersportler den Hügel zur nächsten Abfahrt bergan gezogen hat. Nach einer mittäglichen Rast im kirchweihfeiernden Oedenberg geht es ins Industriemuseum Lauf, wo der etwa 15 Kilometer lange Weg auf den Spuren des Intendanten endet. Vielleicht beginnt damit ja eine Erfolgsgeschichte.

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