Autonome E-Busse derzeit kein Thema für Erlangen

24.8.2019, 11:00 Uhr
Autonome E-Busse derzeit kein Thema für Erlangen

© Deutsche Bahn AG

Das Städtchen Monheim am Rhein ist europaweit einzigartig. Denn ab dem kommenden Herbst rollen dort autonom fahrende Elektro-Kleinbusse durch die City. Durchaus angetan von dieser Form von "Zukunftsmusik" wollte nun die Erlanger CSU-Fraktion von der Verwaltung wissen, ob das Ganze nicht auch etwas für die Hugenottenstadt wäre – beispielsweise für die geplante "Kliniklinie".

Natürlich ist das alles nur ein Test. Vorerst jedenfalls. Doch sollte sich das System bewähren, dann werden die Busse später wohl auch in weiteren Teilen des Monheimer Stadtgebiets herumkurven, hieß es.

Eingesetzt werden zunächst fünf dieser autonomen Kleinbusse. Sie sollen an sieben Tagen die Woche von 7 bis 24 Uhr im Zehnminutentakt im fließenden Verkehr fahren. Die Strecke führt vom Busbahnhof in die Altstadt, ist etwa zwei Kilometer lang und soll sechs Haltestellen bedienen. Das Gefährt soll mit den üblichen ÖPNV-Tickets nutzbar sein.

Die knapp vier Meter langen Shuttlebusse des französischen Herstellers Easymile bieten Platz für etwa elf Personen. Sie erreichen eine Höchstgeschwindigkeit von 45 Kilometern pro Stunde. Im Linienbetrieb wird das Fahrzeug allerdings nur mit maximal 20 km/h durch die Gegend rollen.

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Ein E-Bus-Exemplar kostet 250 000 Euro, wobei die Gesamtinvestitionen bei rund 2,1 Millionen Euro liegen, von denen das Land Nordrhein-Westfalen 90 Prozent übernimmt. Das 40 000-Einwohner-Städtchen schießt 300 000 Euro aus dem Haushalt für die Planung des Projektes dazu.

So ganz autonom ist der E-Bus allerdings auch nicht unterwegs. Denn obschon er kein Lenkrad mehr hat, muss eine Begleitperson an Bord sein, die im Notfall per Knopfdruck eingreifen kann. Noch gibt es in Deutschland keine rechtlichen Regelungen, die Fahrzeuge gänzlich ohne einen Fahrer im Straßenverkehr erlauben.

Reaktion auf Hindernisse

Aber davon abgesehen: Wären solche autonomen Vehikel tatsächlich eine Möglichkeit für jene geplante City-Linie, die durch die nördliche Altstadt hin zu den Erlanger Unikliniken verkehren soll? Die Verwaltung zeigt sich da eher skeptisch und hat dafür gute Gründe. Denn ein solches autonomes Fahrzeug ist ausstaffiert mit moderner GPS-, Laser- und Radartechnologie, um Hindernisse zu erkennen und um sich überhaupt im Straßenbild zu orientieren. Wird ein Hindernis erkannt oder kommt der Bus von seiner Route ab, wird die Geschwindigkeit reduziert oder der Bus bleibt gleich stehen. Dann muss schließlich das Begleitpersonal eingreifen.

Die Anforderungen an ein autonomes Gefährt sind in Erlangen "weitaus höher" als eben in der Stadt Monheim, wo in abgegrenzten Bereichen ein nur geringes Verkehrsaufkommen herrscht, so die Verwaltung.

Vor allem die hohe Zahl an Radfahrern wäre eine Hindernis- und Gefahrenquelle. Die E-Busse würden die Radler sicherlich als Hindernis ausmachen, dementsprechend das Tempo drosseln oder gar zum Stehen kommen.

Und im Einsatz als City-Linie zu den Unikliniken hätten sie mit Überholmanövern, Querungen, etlichen Fußgängern oder nicht zuletzt mit den speziellen verkehrlichen Gegebenheiten von Knotenpunkten wie Martin-Luther-Platz, Zollhaus oder Bahnhof zu kämpfen – und das alles bei einer Geschwindigkeit von 20 km/h, was für die übrigen Verkehrsteilnehmer wiederum ein Hindernis wäre.

Aus diesen und noch reichlich anderen Gründen sei der Einsatz von autonom fahrenden E-Bussen für Erlangen kein Thema beziehungsweise "derzeit nicht absehbar und nur langfristig vorstellbar", so das Fazit der Verwaltung, das im Umwelt-, Verkehrs- und Planungsausschuss zur Sprache kam. Aber das Pilotprojekt in Monheim werde weiter verfolgt und zu gegebener Zeit wieder darüber berichtet.

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