Bären und ein Ciric-Kumpel: Erlanger gewinnen Charity-Rallye

6.8.2019, 07:42 Uhr
Erlangens OB Florian Janik (SPD) gratuliert dem "Team Marmaladenamerla"zum Rallye-Sieg.

© Facebook: Team Marmaladenamerla Erlangens OB Florian Janik (SPD) gratuliert dem "Team Marmaladenamerla"zum Rallye-Sieg.

Und zwischendrin steht er auf einmal da. Der erste Bär? Der zweite? Auch nicht! Axel Sauermann, Christoph Laskowski, dessen Bruder Nicolai und Tobias Wegmann werden den Tieren auf ihrer Tour erst später begegnen. In ihrem Audi A6, Baujahr 1999. Oder besser gesagt, aus ihrem Wagen heraus auf die Bären blicken - was wohl auch besser ist für das"Team Marmaladenamerla", den späteren Sieger der Charity-Rallye.

Planieren in MacGyver-Manier

Man sieht die pelzigen Gesellen häufiger am Rande der Transfagarasan, dieser traumhaften Panoramastraße Rumäniens. Zumindest, wenn man die anderen spektakulären Hochgebirgspassagen wie zum Beispiel das "Timmelsjoch" auf über 2500 Metern Höhe zuvor gemeistert hat. Von den Schlagloch-Slalomstrecken in Albanien ganz zu schweigen. Neben fahrerischem Geschick, welches die vier Rallye-Piloten mitbringen, braucht es dafür im steinschlaggeplagten Nordmazedonien sogar noch mehr: Das Wegräumen von Felsbrocken etwa. Oder das spontane Planieren der mitgenommenen Straßen in MacGyver-Manier. Nicht in Konkurrenz mit anderen Teams, sondern gerne auch mit deren Hilfe.

Kurz nach dieser größten Hürde auf der gesamten Tour steht er dann da, in der Nähe von Bitola. "Aaaaah, great Football Club", sagt der nette Tankwart beim Bezahlen – und meint damit tatsächlich den 1. FC Nürnberg. Nur allzu gerne lässt er sich mit Rennauto "Rudi" fotografieren, der Club-Aufkleber hat es ihm dabei mehr angetan als der Schalke-Sticker. Ganz nebenbei erzählt er dann, dass er ein ehemaliger Teamkollege von Nürnbergs Lieblingsmazedonier Sasa Ciric ist und selbst einst Profi war. Es ist nur eine von unzähligen kleinen Anekdoten, die das "Konfitüre-Quartett" mit der Startnummer 32 auf ihrer Tour erlebt.

Der Tankwart hat ein Herz für den Club - und war einst ein Teamkollege von Nürnbergs Lieblingsmazedonier Sasa Ciric.

Der Tankwart hat ein Herz für den Club - und war einst ein Teamkollege von Nürnbergs Lieblingsmazedonier Sasa Ciric. © Facebook: Team Marmaladenamerla

Und diese Tour, sie hat ihre Tücken. Die Rallye soll komplett ohne GPS und ohne die Benutzung von Autobahnen absolviert werden. Klar, überprüfen kann das niemand, es ist vielmehr ein Ehrenkodex unter den Teilnehmern. Die dritte von vier Voraussetzungen zur Teilnahme: Das Auto muss mindestens 20 Jahre alt sein. Die Strapazen der Straße hinterlassen aber nicht nur an Rudis malträtierten Stoßdämpfern Spuren. Christoph erzählt von "Tagen mit 15 Stunden im Auto und zwei Pinkelpausen" und dass man sich unter Freunden und selbst unter Brüdern auch einmal "gehörig auf den Sack gehen kann" - nicht zuletzt, wenn man sich bei der Deutung der Straßenkarten nicht einigen kann.Generell aber spricht der Erlanger, der mit seinem Siegerteam unlängst im Rathaus von OB Florian Janik empfangen wurde, darüber, was für einen Spaß die kontinentale Rundfahrt macht, die vom Startort Bremen Richtung Westen heraus- und nach 7500 Kilometern und 19 Ländern von Osten aus wieder in dieHansestadt hineinführt.

Doch wie läuft so eine Rallye eigentlich ab? Es geht dabei keineswegs um Tempo. In einem Roadbook sammeln die Teams vielmehr Nachweise zu den absolvierten Tagesaufgaben. Ein nur kurzer Blick hinein verrät: Die Rallye ist eine riesige Schnitzeljagd. Ein spielerischer, heiterer, aber keineswegs nur oberflächlicher Zugang zu den Ländern, die man durchquert. Die Aufgaben sind ebenso vielfältig wie die Landschaften oder die Menschen, die man dort trifft. Als das Team in Kroatien eine der komplizierteren Missionen - ein Foto mit einem Hochzeitspaar und dem Rallyeauto - erfüllt, haut der jüngere der Laskowski-Brüder abends im Hotel auf den Tisch. "Wir können das Ding gewinnen", sagt Christoph, der am Ende damit tatsächlich Recht behalten soll.

Rasante Rasuren und über 4000 Euro

Das Wichtigste bei dieser speziellen Europa-Reise sind aber nicht der Triumph, die Bären, die Weggefährten früherer Club-Helden oder das fahrerische Geschick. Es sind nicht die Extremsituationen. Es ist nicht nur der Spaß, den die drei Erlanger und der Hamburger auf einer der beiden Rallye-Partys bei einer von ihnen initiierten Bartmoden-und-Rasier-Session am Stadtrand von Budapest haben. Das Wichtigste ist, dass sich das alles mit einem Mehrwert für hilfsbedürftige Menschen verbindet.

Alle Teams sammeln, es ist die dritte Rallye-Regel mindestens 555 Euro für einen guten Zweck, doch dabei bleibt es natürlich nicht. Freunde, Verwandte, Firmen, andere Teams, Sponsoren machen mit bei der Spendensammlung. Aber auch Menschen, die keinen unmittelbaren Bezug zu den Rallyesiegern haben. Menschen, die auf der großartigen Facebook-Seite landen. Bei den Posts, in denen Christoph Laskowski Tag für Tag mit famos-verrückten Berichten zu den einzelnen Etappen den Deckel aufs Marmaladenamerla schraubt. Über 4000 Charity-Euro sind dadurch für karitative Zwecke, unter anderem für die Elterninitiative krebskranker Kinder Erlangen e.V. und die Alexander Beck Stiftung, bereits zusammengekommen.

Ein Ende ist (noch) nicht in Sicht, via Facebook unter "Team Marmaladenamerla" findet man alle Informationen, wie die Aktion weiterhin unterstützt werden kann. Insgesamt sind durch die 40 Rallye-Teilnehmer aus ganz Deutschland übrigens mehr als 50.000 Euro für den guten Zweck zusammengekommen. Einfach bärenstark!

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