Barrierefreiheit in Erlangen unter der Lupe

17.6.2016, 12:00 Uhr
Barrierefreiheit in Erlangen unter der Lupe

© Christian Lindner

Diese zweite Veranstaltung der Reihe „Auf die Plätze“ befasste sich am Mittwochabend mit der Thematik Barrierefreiheit.

Unter der Diskussionsführung von Sandra Radue (SPD-Stadträtin und stellvertretende Kreisvorsitzende) wurden die baulichen Gegebenheiten am Hugenottenplatz unter die Lupe genommen. Vor allem die Rollstuhlfahrer bemängelten die Bodenbeschaffenheit, Kopfsteinpflaster ist beispielsweise nur sehr schlecht befahrbar.

Rollstuhlfahrer Axel Wisgalla (Beratungsstelle des ZSL Erlangen) merkte zudem an, dass die Schwellen aus Kopfsteinpflaster alle zehn Meter auf der Nürnberger Straße entlang bis zum Besiktas-Platz erheblich stören. Auf dem Hugenottenplatz existieren zudem keine Möglichkeiten zur Durchfahrt, wenn der gesamte Platz mit Fahrrädern umstellt ist. Ein Gebot zur Freihaltung von Flächen zur Ausfahrt würde dies ermöglichen.

Auch für Blinde und Sehbehinderte wie Cornelia Basara gibt es noch zahlreiche Verbesserungsmöglichkeiten am „Hugo“. Um die Fahrräder erst herumlaufen zu müssen, kann leicht zum Orientierungsverlust führen. Zudem ist die Oberfläche der Bepflasterung nicht ausreichend strukturiert, um sich als Blinde zurechtzufinden. Ein regelmäßiges Muster könnte Abhilfe schaffen, dies ist beispielsweise am Altstädter Kirchenplatz mit den glatteren Fahrspuren auch für Rollstuhlfahrer besser realisiert.

Auch die verschiedenen Bushaltestellen am Hugenottenplatz sind nicht behindertengerecht ausgebaut. Welcher Bus wo abfährt, ist für einen Blinden nicht auszumachen. Auch für Rollstuhlfahrer sind die Bussteige zu eng ausgebaut, an den Lichtmasten kommt man mit manch einem Rollstuhl nicht vorbei. Ein oft genutzter Krankenhausrollstuhl etwa wäre bei weitem zu breit, ganz zu schweigen von einer auszufahrenden Rampe am Bus. Außerdem fehlt hier noch eine digitale Abfahrtstafel.

Oft sind auch neu gebaute Einrichtungen nicht zu Ende gedacht. So ist etwa der Eingang zur neuen Tourist-Info und ins Stadtwerke-Kundenbüro in der Goethestraße nur über eine zu steile Rampe mit einer zu hohen Kante am Ende nur schwer zu überwinden, merkte Wisgalla an.

Auch die Signalgebung einer Drückerampel ist für Basara, die blind ist, nicht verständlich realisiert worden. Der gute Wille ist zwar oft zu erkennen, doch müssten sich die Planer in die Rolle eines Betroffenen hineinversetzen, um keine Fallstricke zu vergessen. So existiert etwa ein spezieller Alters-Simulations-Anzug, der Einschränkungen und Behinderungen für ansonsten nicht Beeinträchtigte nachempfinden lässt. Sandra Radue erläuterte mit Anette Christian (Vorsitzende des Seniorenbeirats und SPD-Stadträtin) auch die geplante „Toilette für alle“, die derzeit in einem ehemals genutzten Kiosk am Hugenottenplatz entsteht.

Diese wird nicht nur barrierefrei gestaltet, sondern auch für Menschen mit schweren und Mehrfachbehinderungen zugänglich sein. Auf Nachfragen bezüglich der Gewährung der Hygiene und Sauberkeit wurde klargestellt, dass nur ein Teil der Schwerbehinderten über einen Schlüssel zur Toilette verfügen wird, um eine übermäßige Verschmutzung zu vermeiden.

Zur Orientierungshilfe für Menschen mit Behinderung ist auch ein tastbares Modell der Innenstadt vorgesehen, es wird derzeit noch der geeignetste Standort diskutiert, ob vor dem Hauptbahnhof oder am Hugenottenplatz.

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