Bäume schwerst krank: Kahlschlag am Erlanger Berg

17.11.2016, 06:00 Uhr
Bäume schwerst krank: Kahlschlag am Erlanger Berg

© Harald Sippel

Die Zahlen sind erschreckend. 118 Bäume auf dem Bergkirchweihgelände müssen gefällt werden. Nicht heute und nicht morgen, aber bis zum Jahr 2036 müssen die Bäume weg.

Der Fahrplan für die Abholzung steht schon: von 2016 bis 2021: 15 Fällungen, von 2021 bis 2026: 19 Fällungen, von 2026 bis 2031: 32 Fällungen und von 2031 bis 2036 noch einmal 52 Fällungen.

In den Bierkellerbereichen wirkt sich dies besonders aus. 50 Prozent der Altbäume werden in 20 Jahren fehlen. Der Berg — das Bierfest unter Bäumen — wird danach nicht mehr so sein wie er war.

Den Aktionsplan hat die Stadt aufgestellt. Aus gutem Grund: Es geht um viel, um die Sicherheit der Berg-Besucher. Ein grüner Ast, der von einer 20 Meter hohen Eiche einfach herunter gekracht ist — ohne erkennbaren Grund — hatte die Stadt aufgeschreckt. Das war ein "alarmierender Abriss", sagt Marcus Redel, zweiter Werkleiter des Betriebs für Stadtgrün. Die Stadt hat daraufhin ein Gutachten erstellen lassen. Der Befund war dramatisch: Viele Bäume sind schwerst krank. Von den 349 Bäumen müssen bis ins Jahr 2036 118 weichen. Es bleibt keine andere Wahl: Sie müssen gefällt werden.

Warum das so ist, erklärt Michael Cassens, Leiter der Abteilung Stadtgrün so: Die Bäume sind erheblichen Standortbelastungen ausgesetzt. Bodenverdichtung, Überfüllung, Anfahrschäden, Wurzelbeschädigungen oder Abgrabungen belasten sie. Es sind viele Einzelfaktoren, die den Bäumen auf dem Berg zusetzen. Sie haben viel Stress, mehr Stress als andere Bäume in der Stadt, und dieser Stress macht die vermeintlichen Riesen morsch und zwingt sie in die Knie.

Die Untersuchungen, die der Gutachter durchgeführt hat, waren elaboriert. Am Ende setzte er sogar ein Verfahren ein, das man in etwa mit Ultraschallscans bei Menschen vergleichen kann. An der Diagnose gibt es nach der Einschätzung der städtischen Experten nichts zu rütteln.

Die Stadt reagiert. Der Berg gehört schließlich zu Erlangen wie die Wies’n zu München. Erlangen ohne Berg wäre wie Nürnberg ohne die Burg.

Die Schädigungen im Altbaumbestand sind unumkehrbar. Deshalb setzt die Stadt auf die Empfehlung des Gutachters auf ein großes Entwicklungskonzept mit Neupflanzungen für das gesamte Bergareal. Vereinzelte Maßnahmen greifen zu kurz. Die Antworten auf die Herausforderungen müssen vielfältig sein und vor allem aufeinander abgestimmt werden.


Hier gibt es alle Bilder vom Berg 2016.


Denn die Bäume sind nicht die einzige Herausforderung, vor der die Stadt steht. Der bauliche Zustand des Kirchweihgeländes ist ebenso bedenklich. "Es gibt Mauern, die ausgehöhlt und ausgewaschen sind", sagt Mathias Schenkl, Leiter des Ordnungs- und Straßenverkehrsamtes. "Und Mauern, die sich bedenklich neigen". Die Verwaltung spricht von einem „maroden und teilweise baufälligen Zustand". Diese Vokabeln, betont Schenkl, seien bewusst gewählt. Aus diesen Befunden folgt: Das Entwicklungskonzept müsse deshalb "die gesamte Infrastruktur wie Straßenführung, Wege, Treppenanlagen, Mauern, Zäune, Gelände, Gebäude, Bierkellerbereiche, Toilettenanlagen und den Platzbedarf für Neupflanzungen umfassen".

Dass die Stadt handeln muss, war im Umwelt-, Verkehrs- und Planungsausschuss klar: "Wenn wir jetzt nichts machen, haben wir in den nächsten 20 Jahren einen kahlen Berg", sagte Oberbürgermeister Florian Janik. Jörg Volleth, stellvertretender CSU-Fraktionsvorsitzender, stimmte ihm zu. "Wir sind auch für ein Konzept, das alles zusammenführt."

Als nächste Schritte werden die Anwohner, Wirte und Schausteller informiert — damit auch ein neuer Berg so anziehend wird wie der alte.

Verwandte Themen


7 Kommentare