Bei der HSG Erlangen/Niederlinach zum Zuschauen verdammt

3.3.2020, 06:00 Uhr
Bei der HSG Erlangen/Niederlinach zum Zuschauen verdammt

© Foto: Edgar Pfrogner

Sind die eigenen Männer am Kreis, gehen Benedikt Laubmann und Kevin Dyes aus der HSG-Reserve richtig mit. Sie strecken ihre Arme in die Höhe, der ganze Körper angespannt, als würde gleich ein Angriff auf sie zurollen. Nicht einmal ihre Teamkollegen auf dem Feld machen das im Heimspiel gegen die dritte Mannschaft des TV 1861 Bruck so. Auch als Motivator beweist sich der Handballer. Laubmann ruft lauter und gestikuliert wilder als sein Trainer Klaus Watzinger. Und der ist schon sehr auffällig an der Seitenlinie.

"Es ist meine erste wirklich schwere Verletzung"

Vor zwei Wochen hat sich Benedikt Laubmann das Außenband im rechten Knöchel gerissen. "Es ist meine erste wirklich schwere Verletzung." Nach dem Humpeln am ersten Tag waren die größten Schmerzen vorbei. Mit einer Schiene am Fuß kann er wieder gehen, Krücken braucht er nicht. An Handball ist für die nächsten Wochen trotzdem nicht zu denken. "Es ist schlimm, zuzuschauen", sagt Laubmann. "Ich versuche mitzuschreien, wenn ich schon nicht mitspielen kann." Der Sport fehlt ihm. "Mir kribbeln immer die Finger, ich weil eigentlich immer am Ball sein."

Schön als Zuschauer sind nur die Phasen, "in denen es läuft", sagt Laubmann, wenn seiner Mannschaft ein guter Angriff oder eine starke Abwehraktion gelingt. "Mich ärgert es, wenn das nicht klappt." Im Training war der Rückraumspieler trotz Verletzung immer, und natürlich verpasste er auch das Heimspiel am Samstag nicht. Den ganzen Tag war Laubmann in der Erlanger Halle am Europakanal, beim Damen-Spiel als Kampfrichter, später als Zuschauer.

Vor zweieinhalb Jahren wechselte Laubmann von seinem Heimatverein in Stein bei Nürnberg zur HSG. Für sein Physik-Studium ist der 23-Jährige nach Erlangen gezogen. Im Verein ist er angekommen, trainiert auch die E-Jugend. "Ich liebe Handball", sagt er. Dabei ist Laubmann sehr kommunikativ, auf dem Feld tauscht er sich viel mit seinen Teamkollegen aus. "Ich versuche, Stimmung in die Mannschaft zu bringen. Das sehe ich auch als meine Aufgabe an."

"Keine Teamleistung im Angriff"

Laubmann fehlt seinem Team. Doch die HSG hat Glück, denn zumindest ist Max Erhardt auf Rückraum Mitte nach seiner Verletzung zurück. Die Leistungsträger wechseln sich ab. So geht das schon die ganze Saison. "Wir haben uns mehr erhofft. Doch wir hatten viele Verletzte, deshalb konnten wir nicht so konstant unsere Mannschaft zusammenhalten", sagt Laubmann. Es fehle dadurch die Trainingsroutine, meint Erhardt. Zwei Monate war er ausgefallen. "Es war jetzt nicht leicht für mich, wieder hineinzufinden", sagt er. "Dafür bin ich mit mir zufrieden, mit dem Ergebnis natürlich überhaupt nicht."

Bei der HSG Erlangen/Niederlinach zum Zuschauen verdammt

© Foto: Edgar Pfrogner

Die HSG war zwar besser in die Partie gekommen und führte nach 20 Minuten mit 8:4. Bis zur Pause aber war der TV 1861 Bruck III wieder dran (10:9). Im zweiten Durchgang erwischten die Brucker den besseren Start, die Gastgeber vergaben ihre Chancen leichtfertig. Es gab einfache Tore auf der einen und schlechte Angriffe auf der anderen Seite. Nach 39 Minuten sorgte das für den ersten deutlichen Rückstand der HSG (11:15). Erst als Robin Schmieding zum 12:16 traf, ballte auch Laubmann wieder die Fäuste.

Wenig später lag Bruck trotzdem schon 18:12 vorn (44.). Die Gäste wurden übermütig und unkonzentriert. Nur so kam die HSG wieder ran, plötzlich herrschte auch Stimmung auf und neben dem Feld. 17:19 stand es sieben Minuten vor Schluss. Dann aber schien es, als hätte jemand die Rückspultaste gedrückt. Plötzlich war wieder alles wie zu Beginn der zweiten Halbzeit. Bruck traf, Erlangen/Niederlindach nicht.

"Wir brauchen einen breiteren Kader"

"Die Abwehr hat gut funktioniert", sagt Erhardt. "Am Angriff aber haben wir nicht in die Spur gefunden. Wir hätten geduldiger spielen müssen. So war es zu hektisch, keiner wusste genau, was der Andere macht. Es war keine Teamleistung im Angriff." Will die HSG oben mitspielen, "müssen wir so eine Partie gewinnen", meint Erhardt. So aber steht das Team in der Handball-Bezirksoberliga auf Rang sechs. Irgendwo im Nirgendwo.

Die Saison ist nach 16 Partien daher schon fast gelaufen, Spieler und Vereinsverantwortliche beschäftigen sich bereits mit der neuen Runde. "Wir brauchen einen breiteren Kader", sagt Erhardt. "Die Spiele jetzt müssen wir als Vorbereitungschance für die neue Saison sehen." Benedikt Laubmann wird weiter zuschauen. Zumindest, sagt er, komme er jetzt mit seiner Bachelorarbeit voran.

HSG Erlangen/Niederlindach: Hückel, Käppner; Erhardt 3, Gumbert 1, Dubiel, L. Stübinger 3, Schmieding 6/2, J. Stübinger, Loncar 2, Sackmann 3, Rowold, Hauer.

TV 1861 Bruck III: Eckardt, Stiegler, Dubois 2, Eskofier 6, Münch 1, Graf 3, Groh, Leurer, Raucheisen 5, Brunkhorst 1, Pellny 3, Soleymani, Peters 2/2, Auras.