Beim Erlanger Mädchen-Hallencup mit Eifer dabei

22.2.2017, 12:00 Uhr
Beim Erlanger Mädchen-Hallencup mit Eifer dabei

© Anestis Aslanidis

"Mir war es egal, dass ich als einziges Mädchen bei den Jungs Fußball gespielt habe", sagt Catherine Sanchez Gonzalez. "Die haben mich gut aufgenommen." Mit "sieben oder acht", so genau weiß die 20-Jährige das heute gar nicht mehr, hat sie beim TV 1848 angefangen, vom Kicktreff bis zur Damenmannschaft war sie dabei, "immer in der Abwehr". Nach einer Verletzung vor ein paar Jahren hat sie aufgehört, doch losgelassen hat der Sport sie nicht. Beim Büchenbacher Mädchen-Hallencup ist sie in der Turnhalle der Mönauschule dabei – als Betreuerin.

Zum dritten Mal fand der Mädchen-Hallencup jetzt statt. Veranstalter ist der Bayerische Landes-Sportverband, genauer das Ressort "Integration durch Sport". Stützpunktverein für dieses BLSV-Programm ist in Erlangen der TV 1848, zuständiger Referent ist Mark Sauerborn. 30 Mädchenteams aus Erlangen, Nürnberg, Ebermannstadt, Pegnitz und Eschenau starteten dieses Jahr, doppelt so viele wie 2016. Der Termin hat offenbar gut gepasst, es hat sich herumgesprochen, dass etwas läuft, das Spaß macht.

Um einen möglichst spannenden und chancengleichen Wettkampf zu ermöglichen, sind die Teams in den Altersklassen U11 und U13 in eine Bundesliga (für Anfänger) und eine Championsleague (für Fortgeschrittene) eingeteilt. Und dann wird in mehreren Durchgängen gekämpft um den Sieg, die Mädchen feuern ihre Teams an, es herrscht echte Wettkampfstimmung. Aber es fehlt die Verbissenheit, die sonst oft bei Turnieren vorherrscht, die Atmosphäre ist entspannt.

Das ist ganz im Sinn von Mark Sauerborn. "Es geht nicht nur um Fußball, sondern auch darum, dass ein Miteinander aller Beteiligten entsteht", sagt er. Mit von der Partie sind 14 Mädchen aus dem Übergangswohnheim in der Gundstraße in Büchenbach. Überwiegend stammen sie aus Syrien, so wie Lana (10) und Ahin (8). Beide sind mit Eifer dabei. Macht Fußball Spaß? "Ja", nicken sie. Am liebsten sind sie Torwart.

Um Aussiedler, Migranten, jetzt auch um Flüchtlinge kümmert sich das Programm "Integration durch Sport". Referent Mark Sauerborn ist in ganz Mittelfranken unterwegs, vor allem als Ansprechpartner für die Vereine, aber er betreut auch Kooperationen mit Schulen, und hat mit allen Sportarten zu tun — und er weiß: "Mädchen wie Jungs lassen sich für alles begeistern". Klar ist aber auch, dass gerade im Fußball die Vereine "sehr leistungsorientiert ticken".

"Doch darum geht es bei uns gar nicht", meint Mark Sauerborn. "Bei uns ist jeder willkommen, egal woher er stammt und wie stark er spielt. Das wichtigste ist, das jeder mit Spaß bei der Sache ist." Das bezieht sich nun nicht nur auf das Hallenturnier, sondern generell auch auf die Integrationsarbeit, die er in Erlangen vor allem an der Mönauschule und der Pestalozzischule durchführt.

So haben die Mönauschule, der Verein Medizin und Gesundheit Erlangen, der TV 1848 und das Programm "Integration durch Sport" im Jahr 2011 das "BisS"-Projekt ("Bewegung im sozialintegrativen Schulsport) ins Leben gerufen. Es ist direkt an der Schule angesiedelt, dabei wird der Fokus auf die Mädchen gelegt, weil sie, so Sauerborn, "in den Vereinen deutlich unterrepräsentiert sind und wir eben gerade diese Zielgruppe auch erreichen wollen". Kleines Zahlenbeispiel: Von den 26 Jugendmannschaften beim TV 1848 sind gerade mal sechs Mädchenmannschaften.

Dass Fußball beileibe nicht nur ein Sport für Jungs ist, zeigt der Mädchen-Hallencup. "Cool" findet es Catherine Sanchez Gonzalez, dass es ein reines Mädchenturnier ist. "Mädchen trauen sich nicht so zu zeigen, was sie können, wenn Jungs dabei sind", hat sie beobachtet. "Sie können sich viel mehr öffnen, wenn sie unter sich sind und nicht denken, ,da sind Jungs, die mich auslachen oder besser sind‘".

Als ehrenamtliche Betreuerin engagiert sie sich seit Jahren für das Programm "Integration durch Sport". Das Miteinander hier gefällt ihr, inzwischen weiß sie auch, dass in der Arbeit mit Kindern ihre berufliche Zukunft liegt. Sie plant eine Ausbildung zur Erzieherin.

Fußball liegt ihr aber weiterhin am Herzen. Jede Woche ist sie auf dem Spielfeld. Nicht mehr als Spielerin, sondern als Trainerin. Sie freut sich über ihre Schützlinge und deren Erfolge.

Oder auch darüber, dass die 14 Flüchtlingsmädchen bereits so gut in die Gruppe integriert sind. "Wir holen sie ab, und schon im Bus fängt die Kommunikation an." Auf dem Spielfeld setzt sich das fort. Eindeutig: Sport kann etwas bewegen.

Interessierte Mädchen im Alter von 5 bis 18 Jahren, die gerne Fußball spielen, können sich unter erlangen@sportintegration.de melden. Das Können spielt keine Rolle, das Training ist kostenlos, bei einer Mitgliedschaft im Verein oder der Anschaffung einer Fußballausrüstung kann finanziell geholfen werden

 

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