Beseelte Performance von Cold Specks in Erlangen

31.1.2015, 09:56 Uhr
Beseelte Performance von Cold Specks in Erlangen

© Rainer Windhorst

Verdammt, gleich fährt der Zug! Aber wie soll man sich losreißen, wenn einen diese kleine Frau auf der Bühne so verzaubert, dass die Füße den Befehlen aus der Kommandozentrale nicht mehr Folge leisten wollen? Nur noch dieser eine Song! „I am, I am, a goddamned believer!“ barmt Al Spx mit einer Stimme, in der der ganze existenzielle Schlamassel zum Ausdruck kommt: Der Glaube, die Hoffnung, die rettungslose Verdammnis.

Die Konzerte von Cold Specks werden gerne mit dunklen Gospelmessen verglichen, was eigentlich ein Widerspruch in sich ist, hier aber trotzdem der Wahrheit recht nahe kommt.

Dabei hatte der Abend so leicht und flockig angefangen: Das Berliner Trio Still Parade bezirzte die locker gefüllt Clubbühne mit butterweich groovendem Soft-Pop, so raffiniert und elegant angerichtet, als wäre das Leben nichts weiter als ein Tagtraum.

Das hypnotische Element findet sich auch bei Cold Specks wieder, allerdings in einer ganz anderen Ausprägung. Die Afro-Kanadierin Al Spx und ihre Band haben bereits auf dem viel beachteten Debüt „I predict a graceful expulsion“ einen eigenwilligen Stil entwickelt, der Elemente von Soul, Gospel und Blues mit Gothic, Ambient und Triphop zu einem faszinierenden Strudel verquirrlt.

Auch das Album „Neuroplasticity“, das die Band auf ihrer Tour vorstellt, bleibt diesem Konzept treu. Im Mittelpunkt des Cold-Specks-Universums steht freilich diese unglaubliche Sängerin mit ihrer dunklen, kehligen Stimme und einem subtilen Charisma.

Dabei sind es weniger ihre kryptischen Texte, in denen viel getötet, gestorben und wiederauferstanden wird, denen man wie hypnotisiert durch die grollenden Gewitterwolken der Musik folgt, als vielmehr diese traumwandlerisch beseelte Performance einer Sängerin, die jede Silbe mit Bedeutung auflädt.

Verdammt, der Zug! Al Spx kann einen mühelos durch ein Konzert tragen – nach Hause kommen muss man aber immer noch selber.

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