Blicke hinter die Kulissen des Stadtmuseums Erlangen

12.1.2020, 11:00 Uhr
Blicke hinter die Kulissen des Stadtmuseums Erlangen

© Edgar Pfrogner

Im Rahmen der Reihe "So hab’ ich das noch nie gesehen – Mit frischem Blick auf alte Schätze. Gespräche am Nachmittag für Neugierige und Interessierte im Stadtmuseum Erlangen" konnten nun unter fachkundiger Führung Blicke hinter die Kulissen geworfen werden.

Also: Treffpunkt Foyer des Stadtmuseums, viele Interessierte. Gespannte Erwartung auf nie zuvor Gesehenes zieht immer. Also los. Dauer- und Sonderausstellung interessieren heute einmal nicht, sofort verlässt man das heute als Museum dienende, ehemalige Altstädter Rathaus wieder – es geht zum Hinterausgang hinaus, raus auf den Museumshof, der im Sommer unter anderen als Open-Air-"Kinosaal" dient. Zu sehen: die Rückfront der Häuser am Altstädter Kirchenplatz, an der Cedern- und der Neuen Straße. Rechter Hand geht es ins sogenannte Pinoli-Haus – und sogleich steht man im sogenannten Vitrinenlager der Werkstatt. Unterschiedlich große Glasvitrinen harren hier auf ihre Verwendung für kommende Ausstellungen. Sackkarren stehen herum, und nicht ohne Stolz wird der "Werkstattwagen" präsentiert – quasi ein Werkzeugkasten auf Rädern, ausgestattet mit vielen Fächern, die diverseste Utensilien beherbergen.

Echtes Altstadt-Feeling

Wieder raus, über einen kleineren Hof – die historische Bausubstanz der Gebäude drumherum vermittelt echtes Altstadt-Feeling –, rein ins Herz der Museumstechnik: die Werkstatt. Schleifer, Bohrer, Schraubenzieher, Werkbänke, alles säuberlich aufgeräumt und aufgehängt. Drei Festangestellte und etliche Honorarkräfte kümmern sich hier um Holz-, Metall- und technische Arbeiten.

Weiter, immer weiter: Man verlässt das Haus wieder und geht geradeaus ins nächste Gebäude. Aufgemerkt: Eine Schautafel im Windfang des Eingangsbereichs zeigt Umrisse der Brotlaibe während der "Grossen Theuerung" der Jahre 1770/71. Der Durchmesser dieser Laibe betrug seinerzeit zwischen zwölf und 17 Zentimeter! Unschwer zu sehen: Hier geht’s um Wissen. Feuersteine, getrocknete Heidelbeeren, gar ein Mammutzahn in Schubläden und Vitrinen: Es schließt sich der Vermittlungsraum (nicht nur) für Kinder an. An einem langen Tisch finden hier die "Aktionstage" für alle Altersgruppen statt. Witzig sind die übereinander gestapelten "Kettcars", darunter auch solche aus früheren Holz-Zeiten. Nostalgiker-Augen bekommen das Leuchten in der darauf folgenden Kammer: Schultische und Puppenstuben aus vergangenen Zeiten sind hier die Hingucker, darunter – hinter Glas – komplett eingerichtete Puppenküchen von 1800 und 1948 sowie ein Kaufladen von 1900.

Wieder über den Hof, rein ins Eingangslager: Hier kommen alle Sachen an, die für Ausstellungen gebraucht werden. Alles wird auf Inventardatenblättern erfasst und in die Datenbank eingegeben. Rund 30 000 Objekte umfasst mittlerweile die Sammlung, die ausgelagerten Depots sind überfüllt, erfährt man.

Jetzt geht’s in die Verwaltung an der anderen Hofseite. "Folgen Sie Ihrem Geruchssinn!" lautet die Aufforderung. Tatsächlich: Es riecht nach frischem Apfelmus! Ein kleinerer Raum – autsch, am niedrigen Türstock den Kopf gestoßen –, in dem Programme zur Alltagsgeschichte für (Vorschul- und Grundschul-)Kinder "nahezu täglich" angeboten werden und sogar Kindergeburtstage und Hochzeiten stattfinden. Daneben: die originale Küche des Anfang der 1990er Jahre mit dem Museum

verbundenen Hauses Ecke Martin-Luther-Platz/Neue Straße aus dem Jahr 1900. Und siehe da: Auf dem mit Holz geschürten Herd köcheln absolut live in einem Topf frisch geschnitzte Apfelstücke, und überall befinden sich historische Küchen-Accessoires griffbereit auf Regalen. Wahrlich Geschichte zum Anfassen und absolut erlebbar.

Schließlich noch die neue Wendeltreppe hinauf in den originalen Spitzdachboden des ehemaligen Bäckerhauses mit seinem beeindruckenden Dachstuhl, dem rostigen Aufzugserker (für die Mehlsäcke) und der Gesindekammer. Alles noch echt, bis auf die Heizung, denn der Dachboden dient als Ausstellungsvorbereitungsraum.

Das waren sie, die Blicke ins Heute und ins Gestern. Im Stadtmuseum überlegt man sich, diese thematische Führung auch in Zukunft ins Programm zu nehmen.

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