BRK auf der Bergkirchweih: "Sind alle Wiederholungstäter"

11.6.2019, 11:30 Uhr
BRK auf der Bergkirchweih:

© Foto: Harald Sippel

Mit dem Erlanger Berg kennen sich die Heroldsberger aus. Seit Jahrzehnten sind sie für den Pfingstsonntag zuständig. Die Rede ist von der Bergkirchweih und von der Bereitschaft Heroldsberg des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK). Seit frühmorgens sind Ehrenamtliche aus Heroldsberg auch an diesem Sonntag vor Ort. Alles wie immer also?

Nicht ganz, denn diesmal gibt es eine neue BRK-Bergwache. Mehrere große Container hat die Stadt Erlangen erstmals dafür gemietet und sie schräg gegenüber vom alten Standort an der Schützenstraße aufgebaut. Zwischen der Familienachterbahn und dem Kettenkarussell.

Auch Heroldsberg ist vor Ort

BRK auf der Bergkirchweih:

"Ich habe Angst", schallt es von nebenan, lautes Rattern und Kreischen sind zu hören. "Hier kann man als Wachleiter die Tür zumachen", freut sich Julian Pertek und deutet hinein in einen der Container. Hier sind Bildschirme, auf denen zu sehen ist, was verschiedene Webcams vom Berg übertragen. Hier sei auch die gesamte Disposition der Trägertrupps, sagt Pertek. Der 30-Jährige ist der Wachleiter der Bereitschaft Heroldsberg. Hauptberuflich arbeitet er bei der Autobahndirektion Nordbayern, seit elf Jahren ist er als Rettungssanitäter am Berg mit dabei und inzwischen eben als Verbandsführer. 29 Ehrenamtliche werden sie am Abend sein, auch ein Arzt ist dann mit von der Partie.

Die Heroldsberger teilen sich nach einem festen Dienstplan die Tage mit drei Erlanger Bereitschaften und der Bereitschaft Baiersdorf des BRK. Bisher war man gemeinsam mit der Polizei an einem Standort. Einen kleinen Wachraum für den Rettungsdienst und einen noch kleineren Raum fürs Personal gab es da. Wenn viel los war, musste man die Patienten auch schon mal im Hof versorgen.

Von Aspirin bis Zungenspatel

Das ist jetzt anders. Noch ist es ruhig, es ist 12 Uhr mittags, Julian Pertek hat Zeit für einen Presse-Rundgang. Also hinein in den größten Raum, in dem es zwei Plätze mit Liegen für Patienten gibt, außerdem drei Plätze für Tragen, darunter einen Intensivplatz, an dem auch ein Beatmungsgerät untergebracht ist.

An der Wand steht ein Regal mit vielerlei Utensilien. "Von A wie Aspirin und Z wie Zungenspatel haben wir alles da", sagt Julian Pertek. Dann holt er die Statistik vom letzten Jahr hervor. 633 Hilfesuchende kamen während der gesamten Bergzeit zur BRK-Rettungswache, 109 waren es allein am Pfingstsonntag. In Prozent sah das so aus: Zwei Prozent Schwerverletzte, 46 Prozent Hilfeleistungen. Der Rest liegt, was die Schwere der Verletzungen angeht, irgendwo dazwischen.

Treppenstürze als "Klassiker"

Anders gesagt: Wer ein Pflaster braucht, kommt selbst zur Rettungswache. Manchmal kommen auch Eltern, die ihr Baby wickeln wollen. Wer sich etwas gebrochen hat oder mit Kreislaufproblemen und vielleicht infolge des Bierkonsums zusammenbricht, wird hin getragen. Mit mindestens vier Personen rücken die Trägertrupps aus, das inzwischen eingeführte Koordinatensystem auf dem Gelände erleichtert die Orientierung. Über Funk melden die Trägertrupps dem Wachpersonal, was los ist. "Wir können nichts mit Fahrtragen machen", sagt Pertek. Das funktioniere auf dem Kopfsteinpflaster und dem unebenen Boden auf den Kellern nicht.

"Bis jetzt", sagt Julian Pertek am Sonntag Mittag, "ist es ein ruhigerer Berg. Den Klassiker hatten wir aber schon: zwei Treppenstürze." Die beiden gestürzten Personen wurden von der Wache aus in die Klinik gebracht.

Aus Spaß an der Gemeinschaft

Der absolute Klassiker, verrät der Wachleiter, seien Blasen an den Füßen, hervorgerufen durch hochhackige Schuhe. "Letztes Jahr waren Ballerinas in, da haben die Frauen sich keine Blasen geholt, aber stattdessen Scherben eingetreten." Alkoholvergiftungen wiederum kämen selten vor.

Dann bleibt noch eines zu sagen: "Wir machen das alle wegen dem Spaß", erklärt Pertek. "Weil wir eine Gemeinschaft sind." Von neun Uhr morgens bis 1 Uhr nachts, und alles ehrenamtlich: "Entweder man liebt’s oder man hasst’s", sagt Pertek. Offenbar aber lieben sie den Berg. "Wir sind alle Wiederholungstäter. Und wenn abends mal nicht viel los ist, dann singen schon mal 15 Mann den 'Major Tom' mit."

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