Brunnenschmuck als Lob aufs Wasser

27.3.2016, 06:00 Uhr
Brunnenschmuck als Lob aufs Wasser

© Harald Hofmann

2003 entschlossen sich die örtlichen Landfrauen um Marianne Britting, die Tradition wieder aufleben zu lassen. Heute, wo man nur den Hahn aufdrehen muss, damit das kostbare Nass fließt, sind sich viele der Bedeutung des Wassers kaum noch bewusst.

In früheren Jahrhunderten sah die Situation ganz anders aus. In der nahen Fränkischen Schweiz gab es vielfach nur in den Tälern Quellen, die auf Grund des Karstgesteins mit seinen zahlreichen Hohlräumen zudem nicht regelmäßig sprudelten. Oft mussten die Bottiche kilometerweit transportiert werden. Als Alternative half man sich mit bis zu 100 Metern tiefen Stollen, die in die Erde gegraben wurden. Ein Häuschen schützte den mühsam errichteten Brunnen vor größeren Verunreinigungen.

Im Frühjahr stand jedes Jahr zusätzlich das Reinigen der Wasserstellen an. In Eckenhaid nutzten die örtlichen Frauen noch in den 1950er Jahren den Brunnen zum Fleien der Wäsche.

Angelegt wurde die mit Mauern eingefasste Wasserstelle, die eine Tiefe von 18 Metern besitzt, im 16. Jahrhundert. 1976 erhielt der Brunnen nicht nur ein Dach, sondern wurde auch gründlich saniert.

Das Schmücken erinnert an die Bedeutung des Wassers als Symbol des Lebens, womit gleichzeitig der Bezug zu Ostern, dem höchsten christlichen Fest, hergestellt ist. Dies gilt auch für das Ei – ein zerbrechliches Gebilde, das dennoch Schutz bietet, damit sich ein neues Lebewesen entwickeln und schließlich die Schale sprengen kann.

Über 2200 Hühnereier bereichern den Brunnen einschließlich des Umfelds. Hinzu kommen etwa 20 Gänseeier, die in erster Linie unter dem Dach einen eindrucksvollen Akzent setzen.

Ansprechend ist auch der historische Baumbestand mit eingebunden. Kränze und Sträucher, die von den Eckenhaider Kindergärten behängt wurden, ergänzen das Bild ebenso wie eine Hasenfamilie und laminierte Büchlein mit Geschichten rund um Ostern. Vor allem bei der Beschilderung und dem Binden der Girlanden mit einer Gesamtlänge von 60 Metern helfen die Männer den etwa 25 Frauen der Gruppe.

In einem Depot werden die Eier über das Jahr aufbewahrt. Nach dem Winter müssen die beschädigten Exemplare durch neue ersetzt werden.

Der starke Sturm hatte 2015 dem Eckenhaider Schmuckstück leider deutlich zugesetzt. Doch stellt dies umgekehrt die Chance dar, den Brunnen um neue Motive zu ergänzen, ohne den einheitlichen Stil freilich zu gefährden.

Verewigt sind beispielsweise sämtliche Eckentaler Gemeindeteile. Hinzu kommen an den Wänden des Brunnens Verweise auf die vier Jahreszeiten. Mit Vögeln, Schmetterlingen oder Blumen sind die übrigen Eier bemalt.

Auch der Ehrgeiz, den Bieberbacher Osterbrunnen, der es mit seinen 11 108 Eiern bis in das Guinness-Buch der Rekorde geschafft hat, zu toppen, hält sich in Grenzen.

Trotzdem oder vielleicht gerade deswegen steuern jährlich Reisebusse aus ganz Deutschland den Eckenhaider Dorfplatz an, um die einzelnen Details zu bewundern.

Zum Glück blieb der Osterbrunnen bislang von Vandalismus verschont. Nur einmal nahm ein unbekannter Täter die Kasse, in die Spenden geworfen werden können, samt Befestigung mit. Besichtigt werden kann der Osterbrunnen bis 10. April.

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