Brutale Kleinbürger und ein Silberlöffel

16.7.2008, 00:00 Uhr
Brutale Kleinbürger und ein Silberlöffel

© Böhner, Hofmann

tief hinein ins österreichische Kleinbürgertum des frühen 20. Jahrhunderts. Dort siedelte er seine Geschichten an, Geschichten von Getriebenen und schwer Beladenen, von Blendern und Habgierigen, von vom Leben Enttäuschten. Seine Kunst bestand darin, die komplizierten Existenzen felsenfest in ihrer sozialen Umgebung zu verorten. Ihre Beweggründe, ihre Handlungen sind ungefilterte Reflexe ihres Leidens an den Zuständen. Das Sein bestimmt das Bewusstsein (und natürlich umgekehrt).

Harter Stoff für Jugendliche und eine schwere Aufgabe, sich eines solchen Sujets anzunehmen; der Grundkurs Dramatisches Gestalten des Ohm-Gymnasiums unter der Leitung von Gabriele Heese hat es gewagt und mit seiner Inszenierung von «Geschichten aus dem Wiener Wald» einen Blick getan in eine Kleinbürger-Hölle.

Auf der Bühne des Markgrafentheaters ist eine präzise entworfene Typologie zu sehen, mit bis zur Kenntlichkeit verzerrten, teilweise bis an den Rand zur Parodie getriebenen Figuren, die allesamt als gnadenlose Vorteilsnehmer erscheinen. Die Regie packt diese verzweifelt-üble Personage in eine straff-stringente Szenenfolge, die die dramaturgische Balance hält und einen treffenden Einblick gibt in die Welt der Jagd nach dem Glück, nach der Macht, nach Geld. Die variablen, schnell umbaubaren Bühnenbild-Wände suggerieren die Zeitlosigkeit des Geschehens, was Live-Musik und -Gesang noch unterstreichen. Eine engagierte Ensemble-Leistung mit rohen und intensiven Momenten und einem genauen Blick für gut ins Bild gerückte Details. MANFRED KOCH

Manchmal geschehen seltsame Zufälle. Im Theaterstück der Grundschule Bubenreuth löst «Kommissar Zufall» sogar einen Banküberfall. Die Thatergruppe der Klassen 4a und 4b unter der Leitung von Elfriede Richter spielte in der Garage «Mister Silverspoon» von James Krüss.

Die beiden frechen Wildwest-Fans Patrizia und Oliver verbringen ihre Ferien bei ihrem Onkel Magnus, einem Bankdirektor, und seiner Frau. Beim unerlaubten Spielen im Steinbruch treffen die beiden Kinder auf einen ominösen Mann. Als ihr Onkel sie über diesen Mann befragt und Patrizia gleichzeitig ermahnt, doch den Silberlöffel zu benutzen, behaupten die beiden Geschwister, Silberlöffel sei der Name des Mannes gewesen. Kurz darauf wird die Bank des Onkels ausgeraubt. Ausgerechnet die beiden «unmöglichen» Kinder sind es, die den Kommissar mit ihren teilweise erfundenen Hinweisen auf die richtige Fährte bringen. So stellt sich am Ende die Geschichte des Herrn Silberlöffel zur Verblüffung der beiden Geschwister nur als halb gelogen heraus.

In der kurzweiligen Inszenierung zeigen die Bubenreuther, dass Probleme manchmal mit ein bisschen Fantasie gelöst werden können und demonstrieren die Macht des Zufalls. Dabei überzeugen sie durch ihre entspannte und ungezwungene Spielweise, locker vorgetragene Dialoge und durch ein detailgenaues Bühnenbild. JANINA FUNK