Brutale Schlägerei während Bergkirchweih vor Gericht

1.7.2020, 06:00 Uhr
Brutale Schlägerei während Bergkirchweih vor Gericht

© Harald Sippel

Zwei der jungen Männer wurden zu jeweils sechs beziehungsweise zwölf Monaten auf Bewährung verurteilt. Der dritte Täter, der wegen anderer Vergehen direkt aus der Justizvollzugsanstalt mit Fußketten in die Verhandlung gebracht wurde, bekam eine Einheitsjugendstrafe von drei Jahren.

Das Schöffengericht unter Vorsitz von Richter Wolfgang Pelzl konnte den Tatabend zur Bergkirchweihzeit allerdings nur mühsam rekonstruieren. Die drei Angeklagten bestritten laut ihren Verteidigern den Schuldvorwurf der schweren gemeinschaftlichen Körperverletzung und entschieden sich zu schweigen.

Richter Pelzl bezeichnete dies als "eine Entscheidung für den bitteren Weg" und befragte mehrere jugendliche Zeugen. Darunter auch das 17-jährige Opfer, das am Tattag mit einem der Täter in Streit geriet. Nach anfänglichem Schubsen gingen weitere Männer auf den 17-Jährigen los und traktierten ihn mit Faustschlägen, bis dieser bewusstlos zu Boden ging. Trotzdem traten sie anschließend auf seinen Kopf ein und nahmen so in Kauf, ihn lebensgefährlich zu verletzen. Der 17-Jährige erlitt einen Jochbeinbruch und weitere Verletzungen, so dass er zwei Tage stationär behandelt werden musste und weitere drei Wochen arbeitsunfähig war.

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Durch die Befragungen traten immer mehr bisher unbekannte Mittäter in Erscheinung. Die Staatsanwaltschaft wird diesbezüglich weiter ermitteln.

Teilgeständnis abgelegt

Als Pelzl darauf hinwies, dass das Schweigen der Beschuldigten möglicherweise zwei weitere Verhandlungstage zur Folge haben könnte, entschlossen diese sich schließlich doch, Teilgeständnisse abzulegen.

Die Erinnerungslücken mancher Zeugen, die sie dem starken Alkoholkonsum am Tatabend zuschrieben, sorgten allerdings für Verwirrung. Berichtet wurde von weiteren Schlägereien an diesem Tag, bei denen Flaschen auf Köpfen zertrümmert und der Kehlkopf eines Beteiligten verletzt wurde.

Die Zahl der beteiligten Personen an der Schlägerei am Bürgermeistersteg stieg während mancher widersprüchlicher Zeugenaussagen auf mehr als fünfzig Personen und entpuppte sich schließlich als Massenschlägerei. Auch das 17-jährige Opfer konnte sich nicht erinnern, wer auf ihn losgegangen war und ihn getreten hatte.

Richter Pelzl machte mit sehr deutlichen Worten klar, dass die Angeklagten zum Teil intensiv bekannt und in Erlangen gut vernetzt sind. Er befürchte, dass sie Zeugen im Vorfeld unter Druck gesetzt hatten und diese schließlich zum Schweigen brachten. Doch keiner der Zeugen wollte dies zugeben.

Schwer belastet wurden alle drei Täter letztendlich von einem bereits im April verurteilten Mittäter. Der 20-Jährige wurde damals unter anderem wegen "ins Schlimmste gesteigerter Brutalität" verurteilt.

Während seiner Verhandlung verhalf er mit einem vollen Geständnis zur Aufklärung und gab an, gegen seine drei Mitschläger aussagen zu wollen. Dabei gab er an, den 17-Jährigen gemeinsam mit allen drei Tätern krankenhausreif geschlagen zu haben. Abschließend geklärt scheint der Fall jedoch nicht. Er wird für die neu bekannt gewordenen Mittäter Folgen und vermutlich weitere Verhandlungen nach sich ziehen.

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