Per Zollauktion in den Osten
Bubenreuth: Feuerwehr versteigert altes Drehleiterfahrzeug und findet neue Besitzer in Polen
17.9.2021, 18:22 UhrDer Drehleiter fehlten fünf Meter. Weshalb sie gar nicht so oft zum Einsatz kam, wie sie es hätte tun können. "Normale Drehleitern", erklärt Heinrich Herzog, "sind 30 Meter lang." Die in Bubenreuth kam aber nur auf 25 und hätte demnächst auch noch in die Werkstatt gemusst. Allein dafür, so der Kommandant, habe man mit einer Rechnung in Höhe von rund 100 000 Euro geplant.
Viel Geld für eine vergleichsweise kleine Gemeinde. Zwar wäre das Fahrzeug von Kopf bis Fuß durchleuchtet worden. Bei so einem Komplett-Check würde vom kaputten Blinklicht bis zum Riss in der Leiter alles entdeckt, repariert - und am Ende in Rechnung gestellt werden. "Ein Ersatzfahrzeug hätten wir für diese Zeit auch gebraucht. Da kommt ganz schnell ganz viel Geld zusammen", so Herzog.
Spezielle Versteigerungsportale
Wegen der zu erwartenden Ausgabe und der fehlenden Meter haben die Ehrenamtlichen umgeplant, im Gemeinderat den Antrag auf eine Neuanschaffung gestellt - und diese bewilligt bekommen. Im Juli konnten die Rettungskräfte die neue Drehleiter auf dem Hof der Wache in Empfang nehmen. Seit kurzem hat deren Vorgänger in Polen ein neues Dach über dem Kopf gefunden. Der Weg dorthin war abenteuerlich.
Ein ausgemustertes Rettungsfahrzeug darf nur weiter nutzen, wer in dieser Branche tätig ist. Weshalb die meisten Feuerwehren Fahrzeuge bei speziellen Versteigerungsportalen anbieten. Im Gegensatz zu privaten Anbietern wie der Plattform eBay, erklärt Herzog, tummeln sich bei solchen sogenannten Zollauktionen keine "falschen" Käufer.
Abstecher nach Frankfurt, um die Dolmetscherin zu holen
Für die Drehleiter hätten sich mehrere Bieter interessiert. Der Hammer fiel schließlich für eine polnische Feuerwehr. Wobei es nicht so sei, das Altes aus Deutschland im Osten heiß ersehnt ist, weil dort alles andere noch älter ist. Herzog erzählt, dass er sich die dortige Feuerwehr im Internet angeschaut hat. "Dort ist alles modern." Die kleine Drehleiter schien den Kollegen vielleicht einfach noch gefehlt zu haben, außerdem hätten sie einen Drehleiter-Service um die Ecke. "Dadurch, dass unser Fahrzeug nicht so oft im Einsatz war und Bubenreuth ein vergleichsweise ruhiges Pflaster ist, ist das Fahrzeug sehr gut gepflegt", so Herzog.
Theoretisch hätten sich die polnischen Kollegen die Drehleiter per Spedition kommen lassen können. Stattdessen wollten sie das Fahrzeug lieber persönlich abholen. Zu den 800 Kilometern kam ein "kleiner" Schwenk nach Frankfurt/Main hinzu. Denn hier wartete eine Dolmetscherin. "Wir mussten den Kollegen ja wenigstens eine kurze Einführung in die Technik geben", sagt Herzog. Die Dame wollte eigentlich mit der Bahn anreisen, doch just ab diesem Tag hatte die GDL zum Streik aufgerufen. Also wurde sie von den Polen abgeholt (und hinterher wieder nach Hause gefahren).
Polnische Kollegen kamen in stolzer Uniform
Vier Mann - extra in stolzer Feuerwehr-Uniform - standen also vor kurzem in Bubenreuth. Zusammen mit den fränkischen Kollegen und der Dolmetscherin mussten sie noch ins Landratsamt, um sich ein Exportkennzeichen genehmigen und ausstellen zu lassen. "Wir dachten erst, dass alles so in zwei, drei Stunden über die Bühne gehen würde. Stattdessen wurden es mehr als sechs."
Von ihrer Rückreise nach Polen hätten die Kollegen Videos gemacht und nach Bubenreuth geschickt. "So sehr haben die sich gefreut."
Außer der Drehleiter, erinnert sich Herzog, wurden von der Bubenreuther Feuerwehr ein Löschfahrzeug versteigert und ein alter VW-Bus. Ausgemusterte Kleidung dagegen würde je nach Zustand weiter verschenkt - zum Beispiel an Feuerwehr-Kollegen in Kroatien - oder sei ein Fall für den Müll. Inzwischen würden Rucksäcke aus alten Anzügen genäht. Doch die Firmen, die sich darauf spezialisiert haben, hätten andere Abnehmer als Bubenreuth.
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