Buckenhofer Bürgermeister Förster hört nach 30 Jahren auf

28.4.2020, 14:30 Uhr
Buckenhofer Bürgermeister Förster hört nach 30 Jahren auf

© Foto: Dieter Köchel

Irgendwie kommt ihm gar nicht so ungelegen. Für den 30. April hatten der Gemeinderat Buckenhof und die Mitarbeiter der Verwaltungsgemeinschaft (VG) Uttenreuth eine große Abschiedsfeier für Buckenhofs Bürgermeister Georg Förster vorbereitet. Immerhin hatte er 30 Jahre an der Spitze der Gemeinde gestanden. Die Feier entfällt. Zwar schreibt Förster, dass er sich gern persönlich von einigen Menschen verabschiedet hätte. Doch nicht minder gern verzichtet er auf die bei solcherlei Feiern üblichen Lobgesänge.

"Ich brauche keine Titel oder Ehrungen." 

"Ich brauche keine Titel oder Ehrungen." Mit einer wegwerfenden Handbewegung unterstreicht Förster im Gespräch diesen Satz. Wie so oft in seiner Amtszeit provoziert er damit, und das weiß er. Harmoniesucht wird dem langjährigen Bürgermeister niemand unterstellen. Zeit seines Lebens ist er immer ein streitbarer Geist geblieben, hat Konflikte nicht gescheut. Hart gefochten freilich hat er nur in der Sache.

Persönliche Attacken in der Öffentlichkeit zu reiten, ist ihm zuwider. Um so ärger haben ihn in der jüngeren Vergangenheit Angriffe gegen seine Person getroffen, Schmähungen wie "Hau endlich ab, Du Öko-Fuzzy", Beleidigungen, Drohungen. Mehrfach haben einzelne Gegner mit einer Dienstaufsichtsbeschwerde versucht, ihn zu zermürben. Sie wurden samt und sonders als unbegründet abgewiesen, sagt Georg Förster nicht ohne Genugtuung. Denn er habe sich im Amt nichts vorzuwerfen.

Wie es kam: Im Februar 1952 in Erlangen geboren, in Spardorf aufgewachsen, absolvierte Förster nach dem Schulbesuch eine kaufmännische Lehre und erstritt sich den Zivildienst, den er bei der Lebenshilfe absolvierte. "Diese Arbeit hat mich positiv geprägt", erinnert er sich. Nach vier Jahren Abendgymnasium begann er ein Studium der Geographie, Soziologie und Politikwissenschaft. Nach dem Studium erwog er, nach Australien auszuwandern, ein wenig noch heute Sehnsuchtsland für ihn.

Dann trug ihm sein kinderloser Onkel aus Buckenhof an, ihm sein Anwesen zu vermachen. Er nahm an, wurde Buckenhofer. Zwei Jahre nach dem Umzug nach Buckenhof wählten die Bürgerinnen und Bürger Georg Förster zum Bürgermeister. Das war 1990. Seither schenkten sie ihm immer wieder das Vertrauen. Das hätten sie wohl auch bei der jüngsten Wahl getan, wenn er nicht aus Altersgründen hätte abtreten müssen.

"Ich wollte ehrlich und entschieden bei den Bürgern ankommen"

Obwohl Buckenhof "nur" rund 2300 Einwohner hat, ist Förster von Beginn an hauptamtlicher Bürgermeister gewesen. "Das habe ich damals zur Bedingung gemacht", erzählt er. "Zu Recht", schiebt er nach, denn Arbeitswochen von bis zu 80 Stunden ließen sich nicht nebenamtlich bewältigen.

Vom Start weg ist der damalige Neuling in der Kommunalpolitik aufs Gaspedal getreten – auch wenn dieses Bild seiner Grundhaltung entgegensteht. Insofern mag die Bezeichnung "Öko -Fuzzy" ihm als Ehrentitel gelten. Schnell hat er damals Tempo 30 im Ort eingeführt, aber auch den Bau des kommunalen Kinderhauses durchgesetzt. Den Buckenhofer*innen ein gutes Leben zu ermöglichen, sei Ziel seiner Politik gewesen. "Das geht nur mit Nachhaltigkeit und sozialer Ausgewogenheit", ist Förster überzeugt. Noch eine Grundhaltung: "Im Kommunalen ist Parteipolitik ein Schmarrn." Hier gehe es darum, über Inhalte Mehrheiten zu gewinnen. Das sei auch bei seinem größten Erfolg so gewesen, der Verhinderung der Südumgehung, sagt er.

"Biodiversität ist genauso wichtig wie der Klimaschutz"

Neben stichhaltigen Argumenten sei dabei wichtig, dass "ich entschieden, ehrlich und authentisch bei den Bürgern angekommen bin". In der Kommune gehe das Leben los und entwickle sich von hier aus global. Daraus, dass alles zusammenhängt, erklärt sich Försters Haltung in vielen Bereichen. "Biodiversität ist genauso wichtig wie der Klimaschutz." Oder auch "Wir haben die Pflicht, Flüchtlinge aufzunehmen." Daher freut er sich auch, mit dem Bauprojekt "Obere Buech" – der erste Spatenstich soll am 28. April stattfinden – ein Projekt entwickelt zu haben, das sowohl in. ökologischer als auch in sozialer Hinsicht Vorbildcharakter hat.


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Sein letztes politisches "Kind" ist der Ostast der Stadt-Umland-Bahn (StUB). Mit 13 weiteren Kommunen hat sich Buckenhof – und zuvörderst Georg Förster – dafür stark gemacht, dass die Straßenbahn nicht nur Nürnberg mit Erlangen und Herzogenaurach verbindet, sondern auch die Gemeinden östlich von Erlangen in der Schienen-Planung bleiben.

Was jetzt folgt? "Ich will und muss loslassen". Denn 30 Jahre als Bürgermeister zehrten an ihm. Aber erst einmal gelte es, Abstand zu gewinnen. Und, so der scheidende Bürgermeister, er müsse viel für sich tun: Als erstes müsse er sich um seine Gesundheit kümmern. Privat müsse er vieles regeln und wolle er manches neu beleben. "Ich habe viele Ideen, auch für Reisen." Da blitzt sogleich ein bisschen Fernweh in seinen Augen auf. "Ich freu mich drauf", lacht er. Sperrt das Rathaus zu, steigt aufs Fahrrad und radelt nach Hause.

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