Bunte Ostersteine in Baiersdorf

12.4.2020, 06:00 Uhr
Bunte Ostersteine in Baiersdorf

© Dieter Köchel

Es sind schwierige Zeiten fürs Feiern. Wir dürfen uns nicht mit Freunden, ja selbst nahen Verwandten treffen. Jetzt also Ostern, ein fröhliches Fest, mit dem sich die ganze Hoffnung der Christen verbindet. Mit dem aber auch schon seit Urzeiten aufkeimendes Leben und sprießende Natur (Osterglocken) gemeint sind. Wie können wir der Vorfreude und der Hoffnung Ausdruck verleihen? Pfarrerin Christine Jahn in Baiersdorf hatte eine Idee: mit bunten Oster-Steinen.

Sie rief ihre Schäfchen namens der evangelischen Kirchengemeinde Baiersdorf auf, sich an der Aktion zu beteiligen. "Mal doch mal", ermuntert die Pfarrerin die Gemeindemitglieder, sich einen Stein – ob groß oder klein – zu suchen. Nahezu jede Farbe, jeder Stift eignet sich, um damit auf Stein zu malen, wenn der Stein gut gewaschen und getrocknet ist. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt, wenngleich Christine Jahn wie viele ihrer Berufskolleginnen und -Kollegen Symbole sehr schätzt. "Vieles in diesen Tagen erscheint grau, trostlos und tot. Ein steiniger Weg liegt noch vor uns", schreibt sie, und "lasst uns Steine zu kleinen Hoffnungsträgern machen!"

Was das Ganze mit Ostern zu tun hat? Nun: Als die Jünger am Morgen des ersten Tages der Woche zum Grab Jesu eilten, um seinen Leichnam zu salben, war der Stein, der den Zugang zum Grab verriegelte, weggerollt – das Grab leer. So sei der weggerollte Stein zum Symbol der Botschaft geworden, dass Gott und seine Liebe stärker seien als der Tod, erläutert die Pfarrerin. Also frisch ans Werk und Steine bemalen und auf Wegen, an Häusern auslegen, auch vor der Schule, dem Kindergarten, dem Spielplatz.

"Wenn Ihr wollt, könnt Ihr auch welche vor die Kirchentür legen, vor das Kreuz", schreibt sie weiter. Dort gebe es auch Osterkerzen zum Mitnehmen, solange der Vorrat reiche. Dazu findet man vor der Eingangstür der Kirche St. Nikolaus den aktuellen Gemeindebrief sowie Postkarten, auf denen der gekreuzigte Jesus abgebildet ist, alles unter einer Vase mit leuchtend gelben Forsythien.

Inzwischen haben sich schon etliche bunt bemalte Steine dazu gesellt, in der Tat ganz verschieden. Da ist ein rotes Herz auf blauem Grund zu sehen, auf einem anderen Stein leuchtet eine Sonne, ein dritter ist voller Streifen in den Farben des Regenbogens, eine große gelbe Blume ziert einen anderen Stein. Auf einem Stein mit einem Kleeblatt wünscht der Maler "Viel Glück", andere "liebe Grüße" oder "Hoffnung".

Nicht nur vor der Kirche liegen bunte Steine, einige Gemeindemitglieder aus unterschiedlichen Stadtteilen haben ihrer Pfarrerin Fotos von bemalten Steinen zugemailt. Auch Kindergarten und Schule machen mit, weiß Jahn und freut sich: "Die Aktion ist gut angelaufen." Und täglich mehren sich die Steine.

Für die Pfarrerin hat sich Ostern damit noch nicht erledigt. Die Kirche sei geöffnet, auch am Karfreitag. Es werde auch Musik gespielt, vom Band, versteht sich. Nicht dafür gedacht, dass Massen von Menschen kommen. Ohnehin dürfen maximal fünf Personen gleichzeitig die Kirche betreten. Doch sollen die Gläubigen die Möglichkeit zur Andacht haben, meint Christine Jahn. Dafür legt sie kleine Handreichungen mit Gebetsvorschlägen aus. Überdies wird sie am Sonntagfrüh zur Auferstehungsfeier das Osterlicht entzünden und am Sonntag die Osterkerze zum evangelischen Friedhof tragen.

Keine Kommentare