Bürger machen ihre Energiewende selbst

7.11.2012, 09:16 Uhr
Bürger machen ihre Energiewende selbst

© Edgar Pfrogner

Die Bürgerenergiegenossenschaft Bürger-für-Bürger-Energie (BfB Energie) mit Sitz in Neunkirchen am Brand versteht sich — wie auch die Initiative "Energiewende ER(H)langen" im Landkreis Erlangen-Höchstadt — als Anlaufstelle für Bürger im ganzen Landkreis Forchheim, die die Energiewende voranbringen wollen. Soeben ist sie ein Jahr alt geworden und ist seit über einem Monat eine eingetragene Genossenschaft mit über 60 Mitgliedern.

Die Idee dazu entstand vor dem Hintergrund der Energiewende und im Wissen um die Notwendigkeit der Abkehr von fossilen Brennstoffen und der von der Bundesregierung „verabschiedeten“ Atomtechnologie. Ziel der Bürgerenergiegenossenschaft ist es, den Anteil der regenerativen Energien an der Energieversorgung vor der eigenen Haustür zu erhöhen.

Dabei wird keine spezielle Energieerzeugungsart bevorzugt, wie die Vorstandsmitglieder Barbara Cunningham und Rüdiger Sudhoff betonen. Die Energiewende vor Ort habe den Anspruch, eine möglichst dezentrale, vernetzte und weitgehend eigenständige Stromversorgung zu ermöglichen. Dafür plant die Bürgerenergiegenossenschaft den Bau und Betrieb von Anlagen zur Gewinnung regenerativer Energie. Diese Anlagen sollen einerseits eine stabile Stromversorgung sicherstellen, andererseits einen möglichst hohen Effizienzgrad aufweisen — und sich letztlich für die Mitglieder der Genossenschaft rechnen.

Auch KWK-Anlagen und BHKW

Daher wird dem Bau von Photovoltaik-Anlagen kurzfristig der Vorzug gegeben – die Technik ist eingeführt und bewährt, die Wirtschaftlichkeit lässt sich gut berechnen. Cunningham und Sudhoff halten aber auch nicht mit ihrer Meinung hinterm Berg, dass die „Wende in der Energiewende“ durch die geringer gewordenen Einspeisevergütungen von vielen Bürgern mit Verärgerung quittiert werden.

Nicht aus dem Auge verlieren will man bei der BfB, so sagt es der stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende Christoph Wurmthaler, aber auch den Bau von Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen (KWK) und Blockheizkraftwerken (BHKW) und die Vermarktung der daraus gewonnenen Energien. Und: „Mittelfristig planen wir auch die Errichtung von und die Beteiligung an Windenergieanlagen.“ Dabei müsse jetzt erst einmal die landesweite Planung möglicher Standorte abgewartet werden.

Langfristig will sich die BfB auch mit der Errichtung von Speichersystemen für überschüssige Energie beschäftigen, die aus Photovoltaik und Windenergieanlagen gewonnen wurde („power to gas“). Dabei sieht man mit Interesse zur Universität Erlangen, wo der Lehrstuhl von Prof. Wolfgang Arlt bereits an interessanten, auch für Privathaushalte geeignete Lösungen arbeitet.

Prof. Arlt ist auch einer der Referenten (zum Thema Stromspeicherung, siehe Artikel nebenan) in einer Informationsveranstaltung am Freitag, 9. November, um 20 Uhr im Cafe Jakobus in der von-Hirschberg-Straße 10 in Neunkirchen. Dabei informiert die Energiegenossenschaft über ihre Ziele und Beteiligungsmöglichkeiten, der Freie-Wähler-Landtagsabgeordnete Thorsten Glauber spricht über die Energiewende aus bayerischer Sicht. Weniger Gefallen finden hingegen Informationsveranstaltungen (wie am Donnerstag im Redoutensaal), auf denen überwiegend großindustrielle Lösungen propagiert werden.

Das wichtigste Argument für die BfB bleibt aber das Thema Demokratisierung der Energieversorgung. Christoph Wurmthaler sagt: „Wir wollen nicht mehr nur zusehen, sondern selbstbestimmt und vor unserer eigenen Haustür zu einer regenerativen und dezentralen Energieversorgung beitragen. Das erhöht auch die Versorgungssicherheit, belässt die Wertschöpfung vor Ort und hilft, zusätzliche und teure Stromautobahnen zu vermeiden.“

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