Büro statt Badesee

18.8.2009, 00:00 Uhr
Büro statt Badesee

© Bernd Böhner

Andreas Sens arbeitet in den Sommerferien drei Wochen lang bei Siemens im Sektor Energy. Hauptsächlich verarbeitet er Daten in Text und Tabellen. «Ich habe eine 35 Stunden Woche, die ich mir jedoch frei einteilen kann. Ich kann entscheiden, wann ich komme und gehe. Das gibt mir eine gewisse Freiheit, die mir gut gefällt.», so der 18-jährige Schüler, der vor allem die beruflichen Erfahrungen schätzt, die er in dem Betrieb sammeln und für seine spätere Orientierung nutzen kann.

Auch Thomas Mengin nutzt die Ferienzeit, um sein Taschengeld aufzubessern. Vier Wochen lang arbeitet er in der Warenannahme des elterlichen Schuhgeschäfts. «Natürlich würde ich lieber faul in der Sonne liegen, aber hier verdiene ich Geld und so finanziere ich mir den zweiwöchigen Urlaub nach Fuerteventura mit meiner Freundin.», erklärt der 20-jährige Schüler, der im nächsten Jahr sein Abitur machen wird.

Doch die zwei sind nicht die Einzigen, die in ihren Sommerferien lieber arbeiten als entspannen: Millionen Schüler und Studenten nützen ihre Sommerferien, um einem Ferienjob nachzugehen. Dennoch schränkt der Gesetzgeber die Tätigkeiten zum Schutz der Ferienjobber ein.

Erst ab einem Alter von 13 Jahren darf ein Jugendlicher einen Ferienjob ausüben. Zudem muss die Beschäftigung auf leichte Arbeit wie z. B. Zeitungen austragen oder auf Kinder aufpassen beschränkt sein. Erst ab 15 Jahren darf während der Schulferien ganztägig gearbeitet werden.

Plötzlich eine Absage

Dem Jugendschutzgesetz unterliegt aber jeder Minderjährige, so dass nur eine Fünftagewoche und auch nur eine Arbeitszeit bis maximal 20 Uhr erlaubt sind. Weiterhin sind Akkordarbeiten sowie Arbeiten unter extremen Lärm- oder Wetterverhältnissen strengstens verboten. Mit dem Erreichen der Volljährigkeit sind 50 Arbeitstage im Jahr erlaubt. Bei einer Fünftagewoche höchstens zwei Monate am Stück.

Was darüber hinaus geht, gilt nicht mehr als Ferienjob. Reicht man eine Lohnsteuerkarte ein, so wird das Geld meist beim Lohnsteuerausgleich zurückerstattet, solange man die Verdienstgrenze von 7600 Euro einhält. Sozialversicherungen fallen für den Ferienjobber und den Arbeitnehmer nicht an.

Johanna Tomandl hat sich für ein Praktikum in einem Hotel entschieden. «Ich bin der Meinung, dass mir das mehr bringt, als irgendetwas in den Computer zu tippen.», so die 18-jährige Schülerin. «Ich möchte nach dem Abitur in die Hotelbranche, und da ist ein Praktikum sicher nicht schlecht. Auch wenn ich keine Bezahlung erhalte, so bekomme ich hier wenigstens Erfahrungen im Berufsleben.»

Egal ob Praktikum oder Ferienjob - Arbeiten in den Ferien ist begehrt und nicht jeder hat die Möglichkeit, einen der gefragten Plätze zu ergattern. «Ich habe mich schon im März nach einem Ferienjob umgesehen. Ich hatte schon eine Zusage, doch das Unternehmen hat mir kurz vor den Ferien wieder abgesagt, und das war wirklich zu knapp», so Sandra Schweiger. Die 19-Jährige ist nun immer noch auf der Suche nach einem Ferienjob und ist verzweifelt, denn die Wahrscheinlichkeit jetzt noch, mitten in den Ferien, einen der begehrten Plätze zu ergattern, ist gering. «Ich hatte mich wirklich darauf verlassen. Jetzt ist es zu spät.» Sie wird wohl nicht die Einzige sein, die ihre Ferien notgedrungen am Badesee verbringen wird, anstatt den Reiz eines stickigen Büros zu erleben. CONNY SCHMIDMEIER