Open-Air-Konzerte

Catering, Soundcheck und Musik: Hinter den Kulissen des Festivals im Erlanger Westbad

22.7.2021, 18:10 Uhr
Die Spielwiese des Erlanger Westbads wird zum Schauplatz eines bislang bestens besuchten Open-Air-Festivals. 

© Isabella Fischer Die Spielwiese des Erlanger Westbads wird zum Schauplatz eines bislang bestens besuchten Open-Air-Festivals. 

Kinder springen vor Freude schreiend ins Becken, Eltern und Jugendliche liegen auf der tief grünen Wiese und genießen die warmen Sonnenstrahlen im unbeständigen Corona-Sommer. Ein paar Meter weiter, auf dem gleichen Gelände, aber durch Zäune getrennt, schieben Techniker schwere schwarze Rollkisten auf eine Bühne, ein Getränkelieferant fährt durch eine Einfahrt und beginnt vor einem Kiosk, Kisten voll Bier und Limonade in große Kühlschränke zu räumen. Zwei Welten, die für zehn Tage koexistieren: Auf der einen Seite die Freibad-Idylle des Erlanger Westbads, auf der anderen Seite das Open-Air-Festival der Kulturinsel Wöhrmühle.

Lorena Seipp, Programmleiterin im E-Werk, ist bereits seit dem Vormittag auf dem Gelände. Sie ist bei dem Outdoor-Festival für die Durchführung zuständig, kontrolliert den Zeitplan, kümmert sich um das Catering und stellt sicher, dass sich die Bands wohlfühlen. Am Abend treten die Lokalmatadoren von Fiddler's Green auf und bis dahin gibt es noch einiges zu erledigen. Seipps Handy klingelt im Minutentakt, der Zeitplan muss eingehalten werden, denn schon um 18 Uhr ist Einlass.

Nach monatelanger Corona-Zwangspause sind Konzerte also endlich wieder möglich, doch um ein Haar wäre das Festival, sprichwörtlich, ins Wasser gefallen. Am Wochenende vor dem Aufbau zeigte sich erneut, zu was Starkregen fähig ist. Das ursprüngliche Festival-Gelände an der Wöhrmühle wurde überflutet. "Hätten wir das Gelände schon bestuhlt, würden die Stühle jetzt irgendwo in der Regnitz treiben", erzählt Seipp.

Muss das Festival abgesagt werden? Oder gibt es kurzfristig eine neue Lösung? Was dann folgte, nennt sie ein "Chaos-Wochenende". Die Erlanger Stadtwerke boten sofort das Gelände des Westbads an, auf dem bereits in der Vergangenheit Konzerte stattfanden. Dann gingen die Planungen weiter, nur eben anders. In nur drei Tagen baute das Team und viele fleißige Helfer das Festival-Gelände auf der Spielwiese des Westbads auf, der Auftritt der Kabarettistin Martina Schwarzmann musste dennoch gestrichen werden.


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"Sowas habe ich noch nicht erlebt", erzählt Seipp. Bei größeren Festivals habe es natürlich immer mal schlechtes Wetter und Gewitter gegeben, "aber in so einem Ausmaß, dass das Gelände nicht mehr bespielbar ist, das ist mir noch nicht untergekommen", sagt sie.

Seipp und ihr Team sind dankbar, dass so schnell und unkompliziert eine Ersatzlösung gefunden werden konnte. "Da haben uns die Stadt, der Oberbürgermeister Janik und Stadtwerke wirklich sehr geholfen. Generell war die Solidarität sehr groß", sagt sie. Das Gelände am Westbad ist dabei kein Notnagel, wie Seipp betont. "Das Gelände ist super. Auch die Musiker schätzen es sehr", sagt sie. Sänger Olli Schulz, der zum Auftakt vergangenen Freitag spielte, habe vor seinem Auftritt den ganzen Tag im Bad entspannt, auch die Mitglieder der Band Leoniden bespaßten sich beim Sprung vom Zehnmeterbrett.


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Um Punkt 15 Uhr beginnen die Vorbereitungen auf der Bühne. Hinter dem Schlagzeug wird ein riesiges Banner elektrisch an die Decke gefahren. "3 Cheers for 30 Years" steht darauf, der Name des Jubiläumsalbums der Band. Der runde Geburtstag musste vergangenes Jahr wegen Corona verschoben werden, für die Band ist es eines der ersten Live-Konzerte nach dem Lockdown.

Nach und nach trudeln die Bandmitglieder ein, umweltbewusst mit dem Fahrrad mit den Musikinstrumenten, bei Stefan Klug das Akkordeon im Kinderanhänger. Die Stimmung ist entspannt, die Freude auf den Konzertabend ist bei Veranstaltern und der Band spürbar. Die Gitarren, Mandoline, Geige, werden eingestimmt, die Mikrofone getestet, kurze Absprachen getroffen. Dann erleben die Freibad-Besucher für ein paar Minuten ein Vorab-Konzert der Folk-Rock-Band. Hinter der Bühne schleppt Veranstaltungstechniker Laurence Fischer mit seinem Kollegen schwere Kisten durch die Gegend, gefüllt mit technischem Equipment. Damit alles glatt geht, ist Teamwork gefragt.

Lorena Seipp ist da schon wieder auf der anderen Seite des Geländes und muss telefonieren. In einer halben Stunde kommen die Einlasskräfte, um 17 Uhr ist der Soundcheck der Vorband, eine Stunde später dürfen die ersten Besucher auf das Gelände. Bis zu 15 Stunden kann so ein Festival-Tag dauern, erzählt Seipp. "Es macht aber unglaublich viel Spaß", sagt sie.

Gerade nach dem Lockdown sei es für das ganze E-Werk-Team eine Erleichterung, endlich wieder loslegen zu dürfen. Ab Mitte September hoffen sie, wieder in eine Art "Normalbetrieb" übergehen zu können. Bis dahin liegen noch einige Konzerte im Westbad vor ihnen. Die Wettervorhersage für den Rest der Woche: Viel Sonne, wenig Wolken, kein Regen. Es sei ihnen gegönnt.


Info: Am Freitag, 23. Juli singt Joy Denalane auf der Wiese am Westbad, am Samstag kommen Von Wegen Lisbeth zum Doppelkonzert (15 Uhr und 20 Uhr). Tickets gibt es hier im Zeitungsshop.

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