Hochschulwahlen

"Celebrating Diversity": Internationale Liste bei den FAU-Hochschulwahlen

18.6.2021, 10:27 Uhr
Die InStCo tritt für die Interessen internationaler Studierender ein und steht vor allem für Diversität. 

© Sebastian Teller Die InStCo tritt für die Interessen internationaler Studierender ein und steht vor allem für Diversität. 

Die Geschichte der Friedrich-Alexander-Universität ist eine Lange: Seit fast 280 Jahren besteht die Hochschule in der Hugenottenstadt, aktuell sind dort rund 39000 Studierende eingeschrieben. Über 5000 und damit fast 15% von ihnen sind internationale Studierende, die ihr gesamtes Studium an der FAU absolvieren. "Und trotzdem", sagt Lara Ebbinghaus, die aus dem australischen Adelaide kommt und seit eineinhalb Jahren in Erlangen Medizin studiert, "gab es bei den Hochschulwahlen bislang keine internationale Liste."


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Wohnheim-Verkauf als Katalysator

Das hat sich in diesem Jahr geändert: Seit April besteht die Partei InStCo – abgekürzt für International Student Committee – die die Interessen der internationalen Studierenden an der FAU vertreten möchte und vor allem für die Themen Diversität, Transparenz und Nachhaltigkeit eintritt. Gründungsursprung war ein unschönes Ereignis: Ende Februar stand fest, dass das internationale Studierendenwohnheim in der Wichernstraße verkauft werden soll und die rund 170 Bewohnerinnen und Bewohner ausziehen müssen. Zu diesem Anlass, sagt der 27-jährige Paulus Guter, der die Parteigründung mit seiner zweijährigen hochschulpolitischen Erfahrung als einer von mehreren Mentoren unterstützt hat, haben sich die internationalen Studierenden, die plötzlich auf Wohnungssuche waren, vernetzt und sind selbst tätig geworden. "Wir haben damals eine Diskussions- und eine Arbeitsgruppe gegründet, um uns gegenseitig zu unterstützen und austauschen zu können und uns dann überlegt, warum uns nicht offiziell im studentischen Konvent repräsentieren?", erzählt Bathsheba Darko aus Ghana, die die Idee zur Gründung der Liste hatte und ebenfalls seit Ende 2019 in Erlangen studiert." Und Lara Ebbinghaus ergänzt: "Wir glauben, dass die erste internationale Partei einen ganz wichtigen Schritt bedeutet – auch um die FAU weiter als internationale Uni zu etablieren."

Fokus auf Diversität

Weil die nächsten Hochschulwahlen nur noch zwei Monate entfernt waren, musste es dann schnell gehen: "Aktiv in der InStCo und rund um die Kandidatur herum arbeiten momentan 27 Studierende zusammen," erzählt die 21-jährige Serli Kopar aus Istanbul, die Molekulare Medizin studiert. Gemeinsam haben sie sich in kürzester Zeit als Gruppe organisiert, eine Website erstellt und 15 Kandidatinnen und Kandidaten aus zehn verschiedenen Nationen auf die InStCo-Liste gesetzt: Vertreten sind neben Australien zum Beispiel Ghana, Pakistan, Iran, Türkei, Ägypten, Indien und Mauritius. Neben der InStCo treten sieben weitere Parteien zur Wahl an.


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Musik als "universelle Sprache"

Besonders macht die internationale Gruppe ihr selbstproduziertes Musikvideo: "Die Idee ist dreien von uns abends beim gemeinsamen Filmschauen gekommen", erzählt Lara Ebbinghaus. "Wir wollen damit ausdrücken, wer wir sind und zeigen, dass wir aus den unterschiedlichsten Menschen bestehen. Ob aus verschiedenen Nationen, mit körperlichen Behinderungen oder Personen verschiedener Sexualitäten und Geschlechter. Wir sind zu einer richtigen Familie zusammengewachsen." Besonders wichtig nämlich ist den InStCo-Mitgliedern der Fokus auf Diversität und Inklusion: In dem Musikvideo wird auch die Gebärdensprache eingesetzt, um es für jeden zugänglich zu machen. "Musik ist die universelle Sprache", sagt Serli Kopar, "das war auch ein Grund, warum wir das Video machen wollten."

Ihren Fokus legt die InStCo unter anderem auf die Verhinderung einer Erhöhung der Studiengebühren im Rahmen des neuen Hochschulinnovationsgesetzes für Studierende, die nicht aus der EU kommen. Zudem setzen sie sich für eine Aufrechterhaltung der in Corona-Zeiten eingeführten Online-Vorlesungen ein, welche um automatische deutsche und englische Untertitel ergänzt werden sollen sowie für die Gewährleistung von faireren Wohnbedingungen und günstigerem Wohnraum für internationale Studierende. "Wir können so viele verschiedene Perspektiven aus unterschiedlichen Kontinenten einbringen, so viele Erfahrungen und Ideen und das macht uns aus", sagt Serli Kopar. Die Hochschulwahlen dauern vom 15. bis zum 22. Juni an und werden online durchgeführt. "Wir gehen mit einem sehr guten Gefühl in die Wahl", sagt Lara Ebbinghaus. "Wir stehen da als Team und egal, wie die Wahl ausgeht, wissen wir, dass wir schon viel erreicht haben."

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