Pfarreien entwickelten individuelle Konzepte

Corona beeinträchtigt im Raum Erlangen auch die Heiligen Drei Könige

6.1.2022, 06:00 Uhr
Corona beeinträchtigt im Raum Erlangen auch die Heiligen Drei Könige

© Arno Burgi/dpa

Kreativität und Flexibilität waren gefragt, um auf diese religiöse Tradition nicht völlig verzichten zu müssen. Die Digitalisierung half auch hier, indem beispielsweise Texte, Fotos und selbstgedrehte Videos im Internet bereitgestellt wurden.

Doch auch diesmal überschattet die Corona-Pandemie die Aktion. Die Erzdiözese Bamberg hat es dabei ganz bewusst den einzelnen Pfarreien überlassen, welche Projekte sie zum Dreikönigstag angehen möchten. Solange die geltenden Covid-19-Auflagen eingehalten würden, verfügten sie über einen entsprechend freien Spielraum.

"Oberste Priorität“

„Dass wir uns streng an die Hygienevorschriften halten, ist selbstverständlich. Die Gesundheit der Kinder, der kirchlichen Mitarbeiter und der Bürger hat oberste Priorität“, betont der Dekan, der sich über den Ansatz der Erzdiözese sehr freut: „Dies zeigt, dass die katholische Kirche lange nicht so hierarchisch strukturiert ist, wie viele Außenstehende denken. Durch dezentrale Konzepte wie bei den Sternsingern lassen sich jede Menge eigener Ideen einbringen, die das Leben in den Gemeinden bereichern.“

Den Seelsorgebereich Erlangen-Süd mit den Pfarreien Heilig Kreuz sowie St. Peter und Paul/St. Marien in Bruck, St. Kunigund in Eltersdorf und Heilige Familie in Tennenlohe betreut Pflaum zusammen mit Pfarrer Richard Winter und Pastoralreferent Matthias Bankmann. Die Verantwortlichen für Bruck haben sich genau überlegt, wie sie angesichts der Pandemie die Sternsinger-Aktion am besten organisieren.

„Wir wollten unbedingt vermeiden, dass Bürger Angst vor einer möglichen Ansteckung bekommen, wenn plötzlich die Kinder als Heilige Drei Könige an der Tür klingeln“, hebt Dekan und Pfarrer Michael Pflaum hervor. Deshalb werfen die Kinder Schriftstücke mit einem Segen oder Gebet in den jeweiligen Briefkasten, so dass es zu keinem direkten Kontakt kommt.

Kreiden und Aufkleber

Auch auf die Kostüme für die drei Könige Caspar, Melchior und Balthasar sowie das Singen wird verzichtet. Die Kirchengemeinde stellt außerdem gesegnete Kreiden und Aufkleber zur Verfügung, damit die Bewohner eigenständig den Eingang mit den berühmten Worten „Christus Mansionem Benedicat – Christus segne dieses Haus“ versehen können.

„Wir hoffen natürlich, dass die Belastungen durch Corona irgendwann überwunden sind und wieder Begegnungen ohne Furcht zwischen den Sternsingern und den Bürgern durchgeführt werden können“, stellt Pflaum heraus. Über die Homepage www.sternsinger.de können online Spenden gegeben werden.

Hybride Aktion

Bei der katholischen Gemeinde St. Margaretha in Heroldsberg hat man sich dieses Mal für eine hybride Aktion entschieden. Gemeindereferent Bernhard J. Wolf bedauert es sehr, dass das traditionelle Vorbereitungstreffen zu Beginn der Adventszeit nicht abgehalten werden konnte, da die Zahl der Teilnehmer nicht mit den Corona-Auflagen vereinbar war.

Während ein Teil der Eltern das Gefahrenpotenzial als zu hoch einschätzten, wollten zahlreiche Kinder unbedingt von Haus zu Haus ziehen. Ganz Heroldsberg einschließlich der Gemeindeteile Groß- und Kleingeschaidt abzudecken, erwies sich laut Wolf als nicht realisierbar.

Allerdings werden insgesamt zehn autarke Gruppen durch bestimmte Gebiete ziehen. Auch sie verzichten neben den Kostümen auf das Singen, da dadurch Aerosole in die Luft gelangen könnten.

Permanente Tests

Allerdings werden sowohl die Kinder als auch deren Begleiter, die bereits über Erfahrungen als Sternsinger verfügen, laufend auf Covid-19 getestet, was die Pfarrei übernimmt. Wolf: „Aus einer Sternsinger-Aktion darf auf keinen Fall ein Hotspot werden. Deshalb stehen die Hygienevorgaben an erster Stelle.“

Die Kirchengemeinde stellt gleichfalls Kreide, Weihrauch und Aufkleber bereit, damit Bürger selbst ihr Heim segnen können. Zudem bauten die Sternsinger an mehreren Tagen vor den Geschäften in der Heroldsberger Hauptstraße passend geschmückte Stände auf, bei denen gespendet werden kann.

Im vergangenen Jahr kamen trotz Corona zirka 13 000 Euro zusammen. Unterstützt wird heuer eine Kinderklinik in Uganda.

Corona beeinträchtigt im Raum Erlangen auch die Heiligen Drei Könige

© Katholische Gemeinde Heroldsberg

Zentral werden die Spenden deutschlandweit vom Kindermissionswerk verwaltet und nach sorgfältiger Prüfung gezielt für Projekte in den unterschiedlichsten Ländern vor allem für die Bereiche Hunger- und Armutsbekämpfung, Bildung und Gesundheit eingesetzt, um die Not von Kindern und Jugendlichen zu lindern. „Hier kann man sich absolut sicher sein, dass äußerst effektiv geholfen wird und das Geld nicht irgendwo versickert“, beteuert Dekan Pflaum. Individuelle Vorschläge der Pfarreien würden dabei gern berücksichtigt.

Spätestens als er sich vor 26 Jahren bei der Entwicklungshilfe in Kenia engagierte, wurde Helmut Hetzel klar, dass Bildung der zentrale Faktor ist, um die Lebenssituation für Kinder in den ärmeren Ländern nachhaltig zu verbessern. Heute ist er Leitender Pfarrer der Herzogenauracher Pfarreiengemeinschaft und erinnert sich immer noch intensiv an einen 14-jährigen Jungen, der ihm voller Hoffnung mit den Worten entgegentrat: "Lesen, Schreiben und generell das Lernen sind für mich so wichtig, weil sie für mich die Chance auf einen Weg aus der Armut darstellen."

Anders als leider viele Schüler in den Industriestaaten seien die Kinder in der sogenannten Dritten Welt unheimlich dankbar, in die Schule gehen zu dürfen, erzählt Pfarrer Hetzel von seinen Erfahrungen: "Sein Wissen und seine Fertigkeiten zu erweitern, erfährt in Afrika, Lateinamerika und Asien eine sehr hohe Wertschätzung, was mit Sicherheit auch für Europa wünschenswert wäre."

Anmeldung nötig

Hilfsprojekte existieren nicht nur in den Entwicklungsländern, sondern zum Beispiel auch in Israel, wobei es hier keine religiösen Grenzen gibt. Der Herzogenauracher Geistliche: "Wenn schon die Kindern lernen, dass Juden Christen und Moslems gut miteinander auskommen könnten, wäre dies ein bedeutender Schritt zu einer friedlicheren Welt, die von Respekt und Toleranz geprägt ist!"

In den Herzogenauracher Pfarreien St. Josef, St. Magdalena und St. Otto tragen die Sternsinger auch 2022 ihre Königsgewänder. Bereits seit 20 Jahren sind sie nicht flächendeckend unterwegs, sondern gehen zu Bürgern, die sich zuvor angemeldet haben.

Der Grund ist der Weisen aus dem Morgenland unwürdig: Zuvor waren die Könige nämlich in unschöner Regelmäßigkeit angepöbelt und beleidigt worden. "Davor wollen wir die Kinder bewahren", erläutert Pfarrer Hetzel.

Viele Familien verunsichert

Wegen der neuen Omikron-Variante seien die Verunsicherung und die Ängste bei den Familien groß, weshalb deutlich weniger Mädchen und Jungen als Sternsinger ausschwärmen als vor dem Ausbruch der Pandemie. Deshalb springen die Geistlichen und pastoralen Mitarbeiter ein, falls die Kinder nicht alle Häuser besuchen können.

Die Heiligen Drei Könige fragen an der Tür, ob sie die Menschen und das Haus segnen sollen. Alternativ haben sie ebenfalls gesegnete Kreide und Aufkleber dabei, so dass die Bürger den Akt auch selbst vornehmen können. Innerhalb der Gottesdienste in St. Josef, St. Magdalena und St. Otto findet am Vormittag des Dreikönigstags die feierliche Aussendung der Sternsinger statt.

In Hannberg schreiten Caspar, Melchior und Balthasar zu jedem Haus im Ort, während in Weisendorf an ausgewählten Stellen wie dem Kirch- und dem Marktplatz zu bestimmten Uhrzeiten, die bekannt gegeben werden, Kreiden und Aufkleber an Ständen bereitliegen.