Coronatests an Schulen: Opposition sieht Stadt Erlangen in der Pflicht

1.3.2021, 12:29 Uhr
Coronatests an Schulen: Opposition sieht Stadt Erlangen in der Pflicht

© Roland Schlager/dpa

Zwei Tage lang war der Abiturjahrgang des Gymnasiums Fridericianum in der letzten Woche wieder voll in der Schule. Dann kam die Vollbremsung. Eine Person wurde positiv auf Corona getestet, nun ist die gesamte Q12 bis einschließlich 9. März in Quarantäne. Vom Unterricht her kein Problem, sagt Schulleiter Gerhard Nöhring, der laufe weiter, jetzt eben wieder auf Distanz.

Vor dem 22. Februar war Wechselunterricht vorgeschrieben, das heißt, die Gruppen mussten geteilt werden. Zum Wochenbeginn wurde diese Regelung etwas gelockert. Das Fridericianum und das Emmy-Noether-Gymnasium sind laut Nöhring die beiden Erlanger Gymnasien, in denen deshalb letzte Woche die komplette Q12 nicht mehr Wechselunterricht hatte, sondern wieder zeitgleich ins Schulhaus in den Präsenzunterricht kommen konnte. Die Abstände einzuhalten, ist wegen der vorhandenen großen Räume und geringeren Schülerzahl möglich.

Was sich nun im Fall des Fridericianums aber erst mal erübrigt: "Wir hätten vergangenen Freitag mit dem Pool-Testen angefangen", sagt Nöhring. Das Pool-Testen sei eine wunderbare Sache. Zudem sei es vergleichsweise billig. Ein Euro pro Person koste der Test, während der herkömmliche Schnelltest mit 20 Euro pro Person zu Buche schlage. Von der Stadt hätte Nöhring sich gewünscht, dass sie die Pooltests koordiniert hätte. Es gehe ja darum, verschiedene Schularten, die sonst wenig miteinander zu tun haben, unter einen Hut zu bringen. "Von der Stadt aus hätte da mehr passieren können."

Dringlichkeitsantrag der ÖDP

Das sehen die Grünen im Stadtrat genauso. "Erlangen ist Medizin- und Bildungsstadt. Wer, wenn nicht wir, kann und muss hier handeln", sagte Kerstin Heuer, Sprecherin für Bildung, in der jüngsten Stadtratssitzung. Die ÖDP hatte das Thema Gesundheitsschutz per Dringlichkeitsantrag eingebracht.

Die Stadt unterstütze nur bei zwei städtischen Einrichtungen die Pooltests, kritisierte die Grünen-Stadträtin, "und auch nur beim Personal". Getestet werden 32 Beschäftigte aus der Abteilung Allgemeine Bürgerdienste des städtischen Bürgeramtes sowie das Personal der städtischen Kindertageseinrichtungen Erba-Haus für Kinder und das Kinderhaus Stadtinsel.

Tests an allen Schulen

Laut Heuer ist klar, dass aus Berlin und München zu wenig kommt. Und klar sei auch, dass Kommunen im Regen stehen gelassen werden. Dennoch: Auch das, was Erlangen mache, sei zu wenig. Sie wünsche sich von der Stadtspitze ein klares Statement, dass Bildung Priorität hat, so Heuer. "Ich wünsche mir, dass über Erlangen bayernweit, bundesweit berichtet wird, weil wir hier zeigen, wie man das hinbekommt", sagte die Stadträtin. "Wir brauchen FFP2-Masken für Personal an allen Schulen. Wir müssen Tests an allen Schulen organisieren, die Schulen sind damit überfordert."

Die Verwaltung sei sehr wohl dabei, an Lösungen zu arbeiten, wie sie die Schulen unterstützen könne, wenn die jetzt anlaufenden Pooltests flächendeckend kommen, erklärte Bildungsreferentin Anke Steinert-Neuwirth. "Aber die Verantwortung liegt erst mal bei den Schulen. Das ist deren Aufgabe, die Herr Piazolo (bayerischer Kultusminister Michael Piazolo, Anmerkung der Redaktion) ihnen zugewiesen hat."

Virtuelles Treffen der Schulen

Die Schulen sind jedenfalls aktiv geworden. In der vergangenen Woche fand ein virtuelles Treffen statt, zu dem alle Leiter der Schulen in Erlangen und dem Landkreis Erlangen-Höchstadt eingeladen waren. Auch zwei Vertreter der Stadt waren eingeladen. Organisiert wurde es vom Arbeitskreis Schule/Wirtschaft, die Moderation übernahm Annette Grasnick, Vorsitzende der Schule im Arbeitskreis und Konrektorin des Emmy-Noether-Gymnasiums. "Es ging nicht um Forderungen, sondern um einen Erfahrungsaustausch – wie testen die einzelnen Schulen und wo gibt es Probleme. Wir freuen uns, dass die Stadt uns zugehört hat."

Das Emmy-Noether-Gymnasium ist eine von mittlerweile etwa 20 Schulen in Stadt und Landkreis, die an der Wicovir-Studie teilnehmen. Hierbei nehmen Probanten Gurgelproben nach dem Aufstehen, bringen sie in die Einrichtung mit. Dort werden die Proben in einen Sammelbehälter geschüttet. Der entstehende Pool wird von einem Labor an der Uni Erlangen ausgewertet. Vergangene Woche wurden am Emmy-Noether-Gymnasium erstmalig auch Schüler getestet – mit ausbaufähigem Erfolg. "40 Proben wurden abgegeben, was etwa 50 Prozent der möglichen Teilnehmer entspricht. Manche Schüler hatten die Probe daheim vergessen oder es war ihnen erst beim Frühstück eingefallen, dass sie hätten gurgeln müssen. Das Verfahren muss sich noch einspielen", sagt Grasnick.

24 Lehrer bilden Pool

Neuer Teilnehmer an der Studie ist die Loschge-Grundschule. Hier gurgelten letzte Woche die Lehrer, 24 Teilnehmer bildeten einen Pool. "Es ist ein bisschen logistischer Aufwand", sagt Schulleiterin Claudia Rayani, "es läuft aber gut. Das Verfahren gibt uns Sicherheit und ist sehr einfach." Rayani kann sich auch vorstellen, ihre Grundschüler gurgeln zu lassen. "Das ist für die Kinder einfacher durchzuführen als die angekündigten Selbsttests. Ich denke, dass uns das Kultusministerium die Wahlmöglichkeit zwischen den Testverfahren lassen wird."

Apropos Testverfahren: Schnelltests sind ab heute im Schnelltestzentrum des BRK und der Stadt möglich (wir berichteten). Wer sich aber mit dem als genauer geltenden PCR-Verfahren überprüfen lassen möchte, geht weiterhin in die Teststation der Stadt und des Landkreises an der Parkplatzstraße. Es wird durch den ASB betrieben und schafft im Normalbetrieb etwa 400 Testungen pro Tag. Das Poolverfahren kommt laut Initiator Thomas Wagner mittlerweile auf 500 Personen pro Tag.

Eine Schule pro Landkreis

Und es geht noch weiter: Wagner möchte das Projekt in die angrenzenden Landkreise bringen. Pro Kreis darf eine Schule mitmachen, muss sich aber selbst um den Transport der Proben zum Uni-Labor kümmern. Einrichtungen aus Nürnberg, dem Nürnberger Land, Fürth, Landkreis und Bamberg haben zugesagt, Forchheim und Roth sind im Gespräch. Wagner: "Wir wollen zeigen, wie das Verfahren funktioniert, damit es in den Landkreisen kopiert werden kann. Dafür braucht es aber dort Labore. Das Labor an der Uni Erlangen stößt an seine Kapazitätsgrenze."

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