"Craft Beer"-Market steigt im Erlanger E-Werk

3.5.2016, 12:49 Uhr

© Harald Sippel

Im E-Werk findet ein Beer Market statt. Worin besteht denn der Unterschied zwischen einem "normalen" Bier und einem "Craft" Bier?

 Enzo Harms: Der Unterschied liegt in der handwerklichen Kunst des Bierherstellens. Das Schöne ist, dass man das den Franken zum Großteil gar nicht näher bringen muss. Was die Franken seit Jahrhunderten machen, ist die Herstellung von Craft Beer wie es im Buche steht. Der Begriff stammt aus Regionen, wo das irgendwann nicht mehr so war. Die Amerikaner hatten lange kein gutes Bier mehr. Da gab es zwei, drei Marken, die eher Wasser mit Hopfenaroma waren. Bierliebhaber haben sich dort gedacht: jedes Mal sechs, sieben Dollar für eine importierte Flasche aus Deutschland auszugeben, ist ganz schön happig. Also brauen wir selber. Das begann in der Nachbarschaft und machte die Runde.

Und wie es bei Hobbys so ist, gibt es Leute, die sehr tief in die Materie einsteigen. Das ergibt irgendwann eine wunderbare Vielfalt und auch die Wiederentdeckung von Bierstilen, die lange nicht mehr geläufig waren.

Lange war in Bayern das Reinheitsgebot das Nonplusultra. Ist die Einschränkung auf einige wenige Zutaten noch zeitgemäß?

 Harms: Momentan wird darüber sehr viel gestritten. Hoffentlich wird eine Lösung in beiden Richtungen gefunden. Das Reinheitsgebot erlaubt übrigens bereits sehr, sehr viele Sachen, die mit einem Gebot, das Reinheit präsentieren soll, nicht übereinstimmen. Das hat jetzt nichts mit den fränkischen Brauereien zu tun. Aber nehmen wir mal die großen TV-Biere: Da gibt es Bier, das mit Farbmitteln zu einem Dunklen gemacht wird. Man darf Biere mit Plastikpartikeln chemiereinigen, damit sie länger haltbar sind. Man darf Hopfenextrakte nehmen, die wirklich nichts mehr mit Hopfen zu tun haben. Da werden Hopfenreste mit Ethanol aufgelöst und als grüne Ethanol-Pampe ins Bier gepumpt.

Das Reinheitsgebot ist an sich überragend gut. Es muss auch beibehalten werden. Aber in einer abgewandelten Form. Denn: Warum darf man Chemie, Plastik und Genmalz verwenden, aber – wie es Craft-Bier-Hersteller machen – keine zusätzlichen natürlichen Rohstoffe? Klar muss das nicht jedem schmecken. Aber was ist schlimmer? Chemie im Bier oder biologisch großgezogene Erdbeeren?

Deshalb wird in der Szene auch der Begriff Natürlichkeitsgebot hoch gehandelt. Das heißt, dass das Reinheitsgebot erhalten bleibt und lediglich um natürliche Rohstoffe erweitert wird. Das Problem ist doch: Wenn man mit allen rechtlichen Mitteln versuchen würde, das Reinheitsgebot zu kippen, würde sicherlich das verstärkt, was wir nicht wollen. Die Großkonzerne würden noch mehr Chemie bei der Herstellung verwenden, um ihr Bier schneller und günstiger herzustellen.  

Craft-Biere  sind oft deutlich teurer als "normales" Bier. Was antworten Sie Kunden, die sagen: Für das, was eine Flasche kostet, bekomme ich im Supermarkt einen Kasten Bier!

 Harms: Ich sage den Kunden, dass ein Großteil unserer Biere nicht der Durstlöscher ist, den sie suchen. Wir haben für jeden Anlass Biere hier. Denn Bier ist ein ganz, ganz wichtiges Genussmittel. Selbstredend ist eine Flasche für neun Euro etwas für besondere Anlässe. Genauso wie ein guter Rotwein oder ein Champagner. In so einer Flasche Bier stecken genauso viel Arbeit, teure Rohstoffe und eine längere Reifung drin. Wir haben beispielsweise Biere, die sich Jahrzehnte lang lagern lassen.

Worauf liegt der Fokus beim "Beer Market" im E-Werk?

Harms: Auf der lokalen Brauszene. Es ist doch ein schöner Trend, mit gemeinsamen Märkten handwerkliche Kunst den Leuten näher zu bringen. Wir wollen kleinen Brauereien die Chance geben, sich vorzustellen. Für einen kleinen Obolus von zwei Euro können Besucher eine große Vielfalt entdecken.

Der "Beer Market" findet am "Vatertag" statt. Ein Tag, der für nicht wenige Männer der Anlass zum überhöhten Alkoholkonsum ist. Dennoch: Für Sturztrinker ist der Markt wohl eher nichts…

Harms: Wir verstehen uns als Genussmenschen.

Das heißt, an den Ständen im E-Werk gibt es kleine Gläser. Maximal 0,2 Liter. Man soll ja an diesem Tag möglichst viele Biere geschmacklich, sensorisch wahrnehmen können (lacht).


Neben Lesungen, Musik und Kino stellen beim "Erlangen Beer Market" nach dem Motto "Entdecken, Probieren, Genießen" am Donnerstag von 14 bis 22 Uhr lokale Brauereien ihre Bierspezialitäten vor. Am 4. Mai findet wieder ab 20 Uhr in der Kellerbühne eine Ausgabe des Literatur-Trink-Abends "Lesen für Bier" mit Lukas Fassnacht statt. Am 4. und 5. Mai zeigt das E-Werk Kino den Film "Beerland".

Mit seinem preisgekrönten Dokumentarfilm setzt der aus Missouri stammende US-Filmemacher Matt Sweetwood nicht nur dem Bier ein augenzwinkerndes Denkmal, er wirft auch einen mal erstaunten, mal ungläubigen, aber immer liebevollen Blick auf die Deutschen und ihre Trinkrituale. Am 5. Mai präsentieren lokale Brauereien beim "Erlangen Beer Market" von 14 bis 22 Uhr im Saal ihre Bierspezialitäten. Der Fokus liegt dabei auf der "Craft Beer"-Szene.

Mit dabei sind unter anderen die Brauerei St. Erhard, die Braumanufaktur Hertl, die New Beer Generation, Wellerbräu Erlangen, Veto Brauspezialitäten, Eppelein & Friends und Maisel and Friends. Ebenfalls am 5. Mai feiert ein neues, feucht-fröhliches Programm mit viel Musik seine E-Werk Premiere: Bei "Bier gewinnt" mit den Musikern David Saam (Kellerkommando, Antistadl), Christoph Lambertz (u.a. "Liadhaber" und Volksmusikberater) und Res Richter (u.a. "Boxgalopp" und "Landmusigg") soll ab 19 Uhr das "Bier vor Freude schäumen".

 

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