Cricket-Elite zu Gast in Erlangen

10.6.2015, 06:00 Uhr
Höflich: Bei guten Aktionen gibt es im Cricket sogar Applaus vom Gegner.

© Klaus-Dieter Schreiter Höflich: Bei guten Aktionen gibt es im Cricket sogar Applaus vom Gegner.

Der Pitch auf der Erlanger Cricket-Anlage sei der beste in Süddeutschland und auf jeden Fall einer der Besten in der Republik, lobt der Geschäftsführer vom Deutschen Cricketbund, Brian Mantle, die Fläche im Regnitzgrund. Um die hatte es bekanntlich einige Auseinandersetzungen gegeben, weil Nachbarn sich über zu viel Lärm beschwert hatten.

Während der beiden Ausscheidungsspiele aber wurde deutlich: Es ist bei weitem nicht so laut wie bei einem Fußballspiel, zumal kaum Zuschauer da sind und es sich um ein „Gentlemen und -women-Spiel“ handelt, bei dem es kein Meckern gibt, gute Aktionen des Gegners höflich applaudiert und die Schiedsrichterentscheidungen akzeptiert werden.

Talent aus Erlangen

In der Südauswahl kam auch Aniket Vijay Kashikar vom Erlanger Cricket Club zum Einsatz. Dieser ist amtierender Bayerischer Meister, hat in der diesjährigen Runde bereits die Bayerische Herbstmeisterschaft in der Tasche und will über die Play-Offs nach der Deutschen Meisterschaft greifen.

Talentiert: Aniket Vijay Kashikar ist Erlangens Bester.

Talentiert: Aniket Vijay Kashikar ist Erlangens Bester. © Klaus-Dieter Schreiter

„Wir haben uns gegenüber dem vergangenen Jahr erheblich verstärkt“, sagt der Vorsitzende Wasif Abbas. Ein großer Vorteil sei der gute Pitch, auch wenn die Rasenfläche „einen Tick“ zu klein sei. Unterstützung gibt es von einem Sportartikelhersteller aus Herzogenaurach, der neue Ausrüstungen zur Verfügung stellt, um sie zu testen. „Aniket ist ein guter Werfer und ein guter Schläger, das ist selten im Cricket“, lobt Abbas seinen Schützling, der nun in die Nationalmannschaft will.

Er vergleicht ihn mit dem Bayern-Fußballer Philipp Lahm. Um Nationalspieler zu werden, gibt es für Aniket aber noch ein Hindernis: Er müsste sieben Jahre in Deutschland leben, wohnt jedoch als Software-Ingenieur bei Siemens erst seit 2013 hier. Allerdings könnte eine Ausnahmegenehmigung im nächsten Jahr greifen. Bei den Ausscheidungsspielen jedenfalls hat sich der Erlanger in guter Form präsentiert.

Sein zuerst schlagendes süddeutsches Team gewann das erste Spiel gegen die Norddeutschen mit 194 Runs (Punkte) in 20 Overs (ein Over sind sechs Würfe) gegenüber 164 Runs nach 18 Overs. Im zweiten Spiel haben die zuerst schlagenden Norddeutschen 161 Runs in 20 Overs erzielt, Süddeutschland mit 19 Overs 164 Runs, also auch dieses Spiel gewonnen. In Deutschland gibt es Geschäftsführer Brian Mantle zufolge rund 3000 Cricketspieler, davon 800 in der U 19.

Die meisten deutschen Spieler stammen aus Pakistan, Indien, Südafrika oder Bangladesch. Jedoch sei Cricket die zweitgrößte Sportart weltweit, sagt Mantle. „Es ist viel Geld vorhanden.“ Er verweist auf das Endspiel bei der Weltmeisterschaft im März in Melbourne, das Australien gegen Neuseeland gewonnen hatte.

Das hätten mehr als eine Milliarde Zuschauer im Fernsehen verfolgt. Im Erlanger Regnitzgrund waren es ein paar weniger. Für den Nachbarschafts-Frieden jedoch ist das nicht unbedingt von Nachteil.

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