Weil Material fehlt  

Dachdeckerhandwerk ist vom Baustoffmangel betroffen

25.6.2021, 14:51 Uhr
Die Dachdecker haben mit Lieferengpässen zu kämpfen.

© via www.imago-images.de, NN Die Dachdecker haben mit Lieferengpässen zu kämpfen.

Christian Scheer, Dachdeckermeister aus Herzogenaurach in der Firma Helmut Scheer GmbH, kann die Analyse des Landesinnungsverbands Dachdeckerhandwerk nur bestätigen. "Das ging im November los und bringt seither Schwierigkeiten durch alle Materialien", sagt er. "Lieferungen kommen nicht."

Mit dem Baustoff Holz fingen die Lieferengpässe und Preissteigerungen an: "Das war im Februar bereits erschreckend. Der Kubikmeterpreis hat sich verdoppelt. Dachlatten etwa kosten nun ein Dreifaches." Inzwischen seien Preissteigerungen zwischen 30 und 200 Prozent zu registrieren.

Bestellstopp bis Juli

Während der Corona-Zeit seit März 2020 seien Handwerker im Gegensatz zu anderen Berufsgruppen ausgebucht gewesen. Vorige Woche bestellte Scheer Material für Oktober. Manche Firmen mussten einen Bestellstopp bis 1. Juli einlegen.

Unterschiedliche Gründe würden genannt: Der Materialhunger des aufstrebenden China, die Waldbrände in Kalifornien, die US-Einfuhrzölle auf kanadisches Holz, der Borkenkäfer in Kanada.

Eigentlich müssten angesichts dessen viele Zimmerer und Dachdecker im Landkreis Erlangen-Höchstadt trotz voller Auftragsbücher Kurzarbeit anmelden. Zumal das Handwerk unter Nachwuchsmangel leidet. Die Firma Scheer beschäftigt zehn Handwerker wie Dachdecker, Spengler, Zimmerer und drei Mitarbeiter im Büro.

"Hamstern wie beim Klopapier"

Wie reagieren die Unternehmen? "Es gibt ein Hamstern wie beim Klopapier", stellt Scheer fest: "Die Lager sind voll." Zum anderen könnten die Handwerker nur noch kürzere Angebotsbindungen wie zwei Wochen offerieren, da auch die Tagespreise im Metallbereich sehr schwankend seien.

Zeitversetzt werde sich die höhere Nachfrage auch auf alternative Bauprodukte wie Schafwolle oder Stroh im Preis auswirken, ist Scheer überzeugt.

Eine ähnlich "unkontrollierbare Entwicklung" sieht der Landesinnungsverband auch bei der Entsorgung von abgebauten Dachabdichtungen aus Bitumenbahnen kommen. Wegen Schadstoffen wie Asbest und/oder PAK, die sich erst nach einer konkreten Baustoffanalyse in einem anerkannten Baustofflabor ergeben, würden gegebenenfalls "besondere gesetzliche Arbeitsschutzmaßnahmen beim Abbau für die Beschäftigten erforderlich". Zudem variierten die Entsorgungskosten pro Tonne des Abbruchmaterials je nach Art und Menge der enthaltenen Schadstoffe erheblich, heißt es.

Für Hausbauer und Sanierer sind dies alles in allem keine guten Nachrichten: Sie bedeuten höhere Kosten.

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