Das Ende einer erfolgreichen Erlanger Ära

15.2.2017, 12:00 Uhr
Der Ball liegt im Tor, der Keeper ist sauer: Neun Tore kassierte der TB Erlangen gegen Darmstadt.

Der Ball liegt im Tor, der Keeper ist sauer: Neun Tore kassierte der TB Erlangen gegen Darmstadt.

Wahrscheinlich tut es richtig weh. So genau weiß man das nicht, die Gesichter sind ja versteinert. Schmerz kann man nicht herauslesen, Trauer auch nicht. Beinahe sorglos schlendern sie zurück zum Anstoßkreis, immer wieder, neunmal an diesem Samstagnachmittag in der Sponselhalle. Es muss weh tun.

Auf die Tribüne sind so wenig Menschen gekommen wie noch nie in dieser Regionalligasaison. Der Kaffee dampft traurig vor sich hin, der Kuchen wird trocken. Und unten, auf dem Spielfeld, da sieht es nicht viel fröhlicher aus: Zack-zack, zwei Überzieher an verdutzten Erlanger Verteidigern vorbei, ein Schlenzer ins lange Eck – 9:4 für Darmstadt. Es geht so einfach, dass der Schütze nicht einmal jubelt. Es ist ein trauriger Abschied, den die Erlanger Mannschaft abliefert.

"So kann man sich nicht präsentieren", findet später Kapitän Lukas Bernet. Schweißperlen stehen ihm auf der Stirn. Er hat vor ein paar Jahren noch Bundesligahockey gespielt, nun, sagt er, "ist es brutal, das zweite Mal in zwei Jahren durchgereicht zu werden". Vor nicht allzulanger Zeit gab es noch Derbys gegen den Nürnberger HTC in der Halle am Berliner Platz.

Gegen die Olympiasieger

Olympiasieger standen mit Max Müller und Christopher Wesley auf der anderen Seite, 600 Menschen waren gekommen und schafften eine Stimmung, die aus dem Zweitliga-Punktspiel ein Hockeyfest machte. "Ich drücke Erlangen die Daumen", meinte Nürnbergs Coach Norbert Wolff damals, "solche Spiele sind Werbung für unseren Sport."

Zwei Jahre später ist der TB an einem Tiefpunkt angelangt. "Es wird sich einiges ändern, einen Umbruch geben", sagt Jochen Heimpel. Auch er hat Olympiagold gewonnen, als Teammanager der Nationalmannschaft. Nun ist er eingesprungen als Nachfolger von Hans-Peter Höfler, der die Mannschaft nach vielen Jahren wieder verließ. Es fand sich zunächst niemand, dann hat sich Heimpel erbarmt. Nun geht er mit dem TB in der Halle in die 2. Regionalliga.

"Da gibt es nun zwei Typen innerhalb der Mannschaft", sagt Heimpel, "die Älteren haben am Abstieg sehr zu knabbern. Die Jüngeren verstehen die Thematik noch gar nicht so, die sind in dieser Liga oft an ihre Grenzen gekommen." Soll heißen: Für die Jüngeren, und davon gibt es viele, ist der Abstieg und Neuanfang eine Chance. Für die Älteren ist die 2. Regionalliga wenig reizvoll. "Dabei", sagt Heimpel, "schätze ich die 2. Regionalliga nicht viel schlechter ein: Da spielen viele Bundesliga-Reserven, die nicht aufsteigen dürfen."

Keine Lust auf Liga zwei

Der Aufstieg wird das Ziel sein, die Aussicht auf eine gute Saison ist auch das Hauptargument beim Turnerbund, um die erfahrenen Spieler zu halten. Manche, wie Torjäger Thomas Mengin, tun sich aber offensichtlich schwer, sich dafür zu begeistern: "Es gibt Gespräche", sagt er nur knapp. "Ich kann mir nur schwer vorstellen, eine Liga nach unten zu gehen."

Lukas Bernet immerhin, der Kapitän, hat zugesichert zu bleiben. "Wir brauchen ein paar Stützen, die Stabilität geben, an denen die Jungen sich entwickeln können." Allerdings wird er kürzer treten, die Vorbereitung auf die Feldrunde gleich einmal ausfallen – berufliche Gründe, sagt er.

Für die Mannschaft steht gleich der nächste Abstiegskampf bevor: Platz sechs von acht, vier Punkte aus vier Spielen – es sieht nicht gut aus. "Es wird sich auf dem Feld zeigen, wie gut das Team den Hallen-Abstieg verkraftet: Entweder sie ziehen voll durch, oder die ersten werden schon gehen", sagt Heimpel. Auch er wird weitermachen: "Was wäre das für ein Signal, wenn ich jetzt hinschmeiße?" Nein, das Team besitze ja auch einen besonderen Reiz: "Das sind weitestgehend Spieler aus unserer Erlanger Jugend, die kann man formen, aufbauen", sagt er. "Qualität ist da, nur noch nicht jetzt."

Somit, das sagt Heimpel auch, wird mit dem Abstieg aus der Hallen-Regionalliga das Ende einer erfolgreichen Ära beim Turnerbund eingeleitet. Aufbauarbeit ist jetzt gefragt, damit man in ein paar Jahren vielleicht wieder nach oben klettert. 600 Zuschauer, die HGN, der NHTC – das ist ein Ziel, für das es sich zu kämpfen lohnt.

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