Das passiert mit zu lang entliehenen Büchern in Erlangen

ERLANGEN - Über 70 Jahre war der Abenteuerroman "Stately Timber" verliehen, die Rückgabe in der Stadtbücherei im schottischen Dunfermline hätte vor dem 6. November 1948 stattfinden müssen. So wären nun 2847 Pfund, umgerechnet 3300 Euro, Mahngebühr fällig geworden, rechnete die Bücherei spaßeshalber aus. "So lange Leihen sind bei uns gar nicht möglich", sagt Claudia Nägel, stellvertretende Leiterin der Erlanger Stadtbücherei. Trotzdem kommt es immer wieder vor, dass verschollen geglaubte Titel wieder auftauchen. Ein Gespräch über Abgabeerinnerungen, Bearbeitungsgebühren und Schimmelflecken.

Frau Nägel, haben Sie den Roman "Stately Timber" gelesen?
Nein, das sagt mir nichts.

Aber Sie haben gehört, wie lang das Buch in Schottland verliehen war?
Ja, das ist irre. Aber das ist bei uns in Erlangen gar nicht möglich.

Warum nicht?
In den 80er Jahren hatten wir Kollegen, die haben die Bücher notfalls persönlich wieder eingetrieben. Auch gab es Kollegen, deren Liebe zu den Büchern so groß war, dass sie das bis in die 90er freiwillig gemacht haben. Seit 2000 haben wir aber ein EDV-System, das automatisch Abgabeerinnerungen verschickt. In der dritten ist der Ton schon bedrohlicher, außerdem fallen 3 Euro Bearbeitungsgebühr an. Wenn dann immer noch niemand reagiert, erhält der Ausleiher eine Rechnung und der Fall wird an die Stadtkasse übergeben.

Maximal 7,50 Euro plus den Buchpreis

Es kann aber ja sein, dass die Ausleiher ein Buch nicht mehr finden.
Durchaus, das kommt auch gar nicht so selten vor. Dann wird automatisch die Buchrechnung fällig und der Titel wird bei uns aus dem Register genommen, der Barcode gelöscht - es ist dann schlichtweg nicht mehr verfügbar. Maximal kommen zur Buchrechnung dann 7,50 Euro Mahngebühren und eine Bearbeitungsgebühr von 3 Euro hinzu. Müssen wir erst noch umständlich die Adresse herausfinden, kommen noch mal 2,50 Euro hinzu.

© Hans von Draminski

Was ist, wenn man sich nicht traut, das Buch zurückzugeben, etwa, weil es kaputtgegangen ist?
Dann muss man das Buch natürlich bezahlen. Seitdem wir eine automatisierte Rückgabe haben, fällt so was meist den Mitarbeitern erst hinterher bei der Durchsicht auf. Manche Bücher, man glaubt das kaum, werden richtig eklig zurückgegeben.

Schimmelflecken und Wasserschäden

Wie meinen Sie das?
Na ja, mit Kaffeeflecken oder Wasserschäden, manche sind regelrecht feucht und es haben sich Schimmelflecken gebildet. Das beanstanden wir natürlich - und nicht selten wird dann behauptet, das sei vorher schon gewesen. Dann dürfen wir uns rumstreiten, um die Kosten kommen die Ausleiher aber nicht herum.

Und wenn zu Hause ein verloren geglaubter Roman doch wieder auftaucht?
Dann erhält man in den ersten vier Wochen den Kaufpreis zurück. In den ersten sechs Monaten wird der Betrag auf dem Kundenkonto gutgeschrieben. Danach aber können wir es nicht mehr zurücknehmen, weil es wie gesagt aus der EDV gelöscht wurde.

Erlangen

2.2.2021, 10:36 Uhr

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