Open-Air-Kino

Das Sommernacht-Filmfestival in Erlangen geht in die nächste Runde

3.8.2021, 14:30 Uhr
"Jetzt muss nur noch der Sommer kommen": Die "Lamm"-Betreiber Elisa Coburger und Peter Zwingmann auf dem Kino-Gelände an der Bleiche.

© Foto: Harald Hofmann "Jetzt muss nur noch der Sommer kommen": Die "Lamm"-Betreiber Elisa Coburger und Peter Zwingmann auf dem Kino-Gelände an der Bleiche.

Corona-Filmfestival, die Zweite: „Letztes Jahr saßen wir hier, hatten alles corona-tauglich gemacht und dachten uns, na ja, nächstes Jahr ist wieder alles normal.“ Denkste. Elisa Coburger und Peter Zwingmann, Betreiber der Lamm-Lichtspiele in der Altstadt und Ausrichter der Erlanger Ausgabe des Sommernacht-Filmfestivals, hatten sich getäuscht, wie so viele andere auch.

Maximal 400 Besucher

Und trotzdem: Bange machen gilt nicht, und so haben die beiden das idyllische Wiesen-Gelände an der Bleiche, direkt an der Schwabach gelegen, erneut corona-tauglich gemacht, ihre 40 Quadratmeter große Leinwand und 700 Stühle (auf denen sich maximal 400 Besucher niederlassen dürfen) aufgestellt und ein buntes Filmpaket geschnürt.

Essen und Trinken: Alles Mögliche zu schnabulieren gibt es im Zelt.

Essen und Trinken: Alles Mögliche zu schnabulieren gibt es im Zelt. © Harald Hofmann, no credit

Der Aufbau der gesamten Freiluft-Logistik geht mittlerweile recht flugs vonstatten: Ganze drei Tage haben die (allesamt geimpften) zwölf Helfer gebraucht, um alles heranzukarren, in Form zu bringen und das Gelände einzuzäunen – aber nicht ohne drei Ausgänge zu lassen, damit die Besucher corona-geordnet das Gelände verlassen können.

Dass es jetzt feste Sitzplatznummern gibt, ist eine zweischneidige Angelegenheit: „Einerseits ist das natürlich praktisch, denn man weiß nun genau, wo man sitzt“, erklärt Elisa Coburger, „andererseits kommen viele nun kurz vor knapp, dabei geht das Zwanglose doch ziemlich verloren.“

Mit Promille durch den Alltag: Mads Mikkelsen in einer Szene der Tragikomödie "Der Rausch".

Mit Promille durch den Alltag: Mads Mikkelsen in einer Szene der Tragikomödie "Der Rausch". © Henrik Ohsten, NN

Zwanglos meint auch: das Zusammenstehen, das Miteinander-Plaudern, das Sich-Austauschen. Soll man alles nicht, wegen Corona, drum gibt es in diesem Kino-Open-Air-Jahrgang auch nicht die üblichen überdachten Regenplätze, wegen der dann fehlenden Abstände, und es gibt auch keine Pausen bei den Vorführungen.

Sich kulinarisch wappnen für die Vorstellung kann man sich trotzdem: Im Verpflegungszelt warten Lillinghofer Bio-Säfte, Trumer Biere, Weißweine von Max Müller aus Volkach und Rotweine aus Apulien, diverse Tees, Affrogato Espresso & Bio-Vanilleeis, geröstete Fladen und Gewürzbrot sowie selbstgemachter Kuchen und Obatzder.

Digitale Projektion

Aber was ist denn nun auf der Leinwand per digitaler Projektion zu sehen? Ziemlich unüblich, aber freilich verständlich sind es 2021 nur ganze vier Filme aus der letzten Saison (die ja aus nur allzu bekanntem Grund sehr kurz war), dafür viel Aktuelles und tatsächlich sieben Previews, Filme, deren Kinostart teilweise erst im November ist. „Die zahlreichen Previews stellen zwar ein gewisses Risiko dar, aber wir hoffen auf die Neugier des Publikums“, sagt Peter Zwingmann.

Deutsche Science-Fiction

„Nomadland“ und „Der Rausch“ liefen bereits im „Lamm“ recht gut, das „Kaiserschmarrndrama“, die neueste Krimi-Komödie um den Dorfpolizisten Eberhofer, darf zwar vier Mal an den Start, ist aber trotzdem schon so gut wie ausverkauft. Coburger: „Was ich mir wünsche, ist, dass sich jeder ,Kaiserschmarrndrama’-Besucher noch einen anderen Film ansieht.“

Ist in einer längeren Fassung zu sehen: Volker Schlöndorffs Film "Die Blechtrommel".

Ist in einer längeren Fassung zu sehen: Volker Schlöndorffs Film "Die Blechtrommel". © ZDF/ARD/Degeto, NN

Wohlfühlfilme, wie „Der Rosengarten von Madame Vernet“, treffen auf eine schwarze Komödie wie „Helden der Wahrscheinlichkeit“ und den deutschen Science-Fiction-Film „Tides“. Erstmals hat man auch Dokumentationen im Programm, nämlich die Musikdoku „Paolo Conte – Via con me“ und den Reisefilm „Himmel über dem Camino – Der Jakobsweg ist Leben!“. „Denn“, wie Elisa Coburger sagt, „man muss neue Wege gehen.“

Restaurierte "Blechtrommel"

Das Open-Air-Kino an der Bleiche (Filmbeginn ist bis einschließlich 16. August 21 Uhr, danach 20.45 Uhr), endet am 27. August mit Volker Schlöndorffs mehrfach ausgezeichneter „Blechtrommel“-Verfilmung aus dem Jahr 1979. Der Regisseur wird ab 20 Uhr vor Ort sein und im Gespräch mit Filmwissenschaftlerin Andrea Kuhn seinen restaurierten, um 20 Minuten längeren „Director’s Cut“ selbst vorstellen.

Dann kann’s ja losgehen – trotz des wetterwendischen Wetters. „Jetzt muss halt nur noch der Sommer kommen“, meint Peter Zwingmann, „denn der hat ja noch was gutzumachen.“

Weitere Infos und Karten im Internet unter www.lamm-lichtspiele.de

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