Der Arnoldstein erinnert an Revierförster

17.8.2013, 00:00 Uhr
Der Arnoldstein erinnert an Revierförster

© Julia Beeck

In der Personalakte von Arnold, die im Staatsarchiv in München einsehbar ist, ist zu lesen, dass er den Beruf des königlichen Revierförsters bereits 20 Jahre ausübte. Zunächst in der Oberpfalz, ab 1850 in Erlangen. Arnold ist ein langjähriger und erfahrener Förster mit dem mageren Jahresgehalt von 550 Gulden; bereits kurz nach Amtsantritt in Erlangen bat er den König Maximilian II von Bayern um „finanzielle Unterstützung zur Erziehung seiner Kinder“.

Dank für Anteilnahme

Doch wie kam es zu diesem Unglücksfall im Herbst 1851? Der Revierförster Arnold, der Forstamtaktuar Meyer sowie ein Gehilfe nahmen im Forst die Streueinteilung vor. Hintergrund dieser Arbeit war die Verteilung der heruntergefallenen Kiefer-, Fichten- und Tannennadeln, das die Bauern damals in ihren Kuh- oder Ziegenställen als Streu auslegten. Die Männer legten die Parzellen für die Bauern fest und der Forstamtsaktuar machte sich die notwendigen Notizen dazu.

Gegen Mittag rasteten die Männer, dabei entlud sich das Gewehr des Aktuars Meyer und die Kugel traf den Revierförster Arnold. Wieso sich das Gewehr entlud, darüber lässt sich spekulieren. In den juristischen Unterlagen des Staatsarchivs Nürnberg gibt es kaum Unterlagen aus dieser Zeit und auch in seiner Personalakte steht nur lapidar, dass Arnold „in der königlichen Waldung … durch einen zufälligen Schuß getödtet“ wurde.

Die damaligen Gewehre waren offensichtlich sehr empfindlich und entluden sich oft unbeabsichtigt. Ein leichter Stoß hätte oft schon genügt, „um das Zündhütchen zu entzünden.“ So steht es in der Allgemeinen Forst- und Jagdzeitung aus dem Jahr 1837. Es sei sogar vorgekommen, dass sich „selbst eine an der Wand hängende geladene Flinte, ohne Berührung und Bewegung, schon von selbst entladen habe, …“ Möglicherweise war eine derart empfindliche Waffe die Ursache dieses tödlichen Unfalls.

In den Erlanger Intelligenz Blättern findet sich in der Ausgabe von Oktober 1851 eine Notiz über den Tod des Revierförsters. In tabellarisch nüchterner Form wird aufgeführt, dass er 59 Jahre, 8 Monate und 18 Tage alt wurde. In einer Ausgabe späteren Datums bedanken sich die Hinterbliebenen des Revierförsters für die Anteilnahme anlässlich der Beerdigung. „... Neben den Tröstungen der Religion sind nur solche Beweise von Achtung und Liebe im Stande ein so schweres Unglück tragen zu helfen...“

Aber Tröstungen reichten der zurückgeblieben Familie nicht zum Leben. Die Witwe Margarethe musste sich und ihre fünf Kinder durchbringen. Das jüngste Mädchen Anna war gerade fünf Jahre alt, als der Vater starb. Die Witwe bekam zwar eine Hinterbliebenenpension, doch die jährlichen 110 Gulden reichten hinten und vorne nicht. Sie schrieb viele Bittgesuche an den König — immer in Verbindung mit einer Befürwortung des Magistrats der königlichen Universitätsstadt Erlangen „… dass wegen Vermögenslosigkeit und Hilfsbedürftigkeit eine Unterstützung empfohlen wird.“

Spur verliert sich

Jährlich kamen so mindestens zwei solcher Briefe zusammen. Auch als der Sohn Johann, der bei dem Tod seines Vaters neun Jahre alt war, als Vierzehnjähriger eine Ausbildung beim Kaufmann Tietz in Fürth machen wollte, benötigte die Familie finanzielle Mittel: Insgesamt 300 Gulden Lehrgeld. Doch viel durfte die Witwe an finanziellen Zuwendungen von der Finanzkammer nie erwarten. Die einmaligen Zahlungen beliefen sich in der Regel auf 15 bis 50 Gulden.

1892 endeten ihre Bittgesuche und damit auch Hinweise auf den Verbleib der Familie. Allein der Arnoldstein steht noch im Forst und macht Vergangenes lebendig.

Das Arnolddenkmal liegt nordöstlich von Uttenreuth, unterhalb der Hasensteinlinie im Tennenloher Forst. Hinweise auf weitere Gedenksteine gibt die Broschüre „Gedenksteine, Quellen und andere Besonderheiten im Sebalder Reichswald“, Herausgeber Forstamt Erlangen. Dort ist das Büchlein erhältlich, genauso wie im Walderlebniszentrum Tennenlohe.

Keine Kommentare