Der Drahtesel ersetzt in Erlangen immer öfter das Auto

18.3.2018, 15:30 Uhr
44 Prozent aller Erlanger gaben in einer Studie der Stadt an, dass sie im Allgemeinen das Fahrrad am häufigsten nutzen. (Symbolbild)

© dpa 44 Prozent aller Erlanger gaben in einer Studie der Stadt an, dass sie im Allgemeinen das Fahrrad am häufigsten nutzen. (Symbolbild)

Eine Kältewelle hält Mitteleuropa Ende Februar 2018 in ihrem eisigen Griff. Kein Grund für Simon von Stengel, am Morgen nicht zum Schuppen zu gehen und das Fahrrad herauszuholen. Der 47 Jahre alte Wissenschaftler pendelt wann immer es geht den Weg zur Arbeit auf dem Drahtesel – selbst wenn es im Winter da auf Hin- und Rückfahrt stets finster ist.

"Es ist einfach ein gutes Gefühl, wenn man viele Termine hat und nicht mehr ohne Weiteres zu ausreichend Bewegung kommt, dass man hier den Sport gut in den Alltag integrieren kann", sagt von Stengel.

Immerhin 13 Kilometer sind es einfach vom Wohnort Kleinsendelbach bis in die Henkestraße, zum Institut für medizinische Physik, an dem der Sportwissenschaftler forscht und lehrt. "Ich brauche morgens nicht länger als mit dem Auto. Zwar überholen mich die Fahrzeuge anfangs noch, doch ab Uttenreuth ziehe ich dann wieder an ihnen vorbei. Und auf dem Rad kommt man doch viel entspannter an, als genervt aus dem Stop-and-Go-Verkehr."

Den Vergleich hat Simon von Stengel mittlerweile mehrfach in der Woche, denn Termine oder auch seine Kinder, die er abholen oder bringen muss, erfordern das Umsteigen ins Auto. "Mit dem Auto bin ich auf dem Rückweg rund zehn Minuten schneller unterwegs, weil der Verkehr nicht mehr so dicht ist", sagt von Stengel. Dafür fehlt das Abschalten, der Stressabbau, für das er sein Fahrrad so schätzt. Beim Strampeln an der frischen Luft, erklärt von Stengel, werden Stresshormone abgebaut, er kommt ausgelassener und mit Abstand zum Job zu Hause an – was sich wiederum positiv auf die Laune und das Essverhalten auswirkt:

"Ich greife nicht zum Kühlschrank und belohne mich nach einem stressigen Tag mit einer Schokolade, sondern mein Körper verlangt nach der körperlichen Aktivität eine ordentliche Mahlzeit."

Der innere Schweinehund

Den Schweinehund, den es zum Radfahren an regnerischen oder kalten Tagen zu überwinden gibt, kennt auch Simon von Stengel. Gerade, wenn er länger bequem und mit dem Auto unterwegs war, kostet es wieder Überwindung, aufs Rad umzusteigen. "Je nachdem, woran ich gewöhnt bin – das fällt mir leicht. Das ist bei jedem Menschen so", behauptet er.

Kürzlich war er schon mit dem Auto losgefahren, "da habe ich mir plötzlich gedacht: Was mache ich da eigentlich?" Kurzerhand hat er das Auto wieder geparkt und ist dann doch noch zum Schuppen, das Fahrrad holen.

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