Stadtgespräch

Der Heilige Martin und die Gänse

11.11.2021, 05:21 Uhr
Sankt Martin auf seinem Schimmel: Wie aus dem römischen Soldaten und späteren Heiligen der "fränkische Nikolaus" namens Pelzmärtel wurde, erklärt Jutta Triantafyllidis vom Frauenauracher Museum im Amtshausschüpfla.

© hjw/Foto: Hans Winckler Sankt Martin auf seinem Schimmel: Wie aus dem römischen Soldaten und späteren Heiligen der "fränkische Nikolaus" namens Pelzmärtel wurde, erklärt Jutta Triantafyllidis vom Frauenauracher Museum im Amtshausschüpfla.

Frau Triantafyllidis, woher kommt der Pelzmärtel-Brauch?

Als man im Nürnberger Raum die Glaubensauffassung Luthers übernahm, gab es plötzlich keine Heiligen mehr. So konnte St. Nikolaus am 6. Dezember keine Einkehr mehr bei den Kindern halten. Aus erzieherischen Gründen wollte man auf eine angsteinflößende Respektsperson nicht verzichten. Wer sollte diese Person ersetzen? Man erinnerte sich an die alten Waldschratten, die im Spätherbst die bösen Wintergeister vertreiben sollten. So ähnlich sollte sie aussehen. Den Einkehrtag legte man auf den 11. November, den Martinstag. Der Heilige Martin war der Heilige der Franken und wurde noch nach der Reformation verehrt. Die Respektsperson sollte die bösen Buben mit der Rute schlagen; ein altes Wort für schlagen war pelzen. Er sollte aber auch die guten Kinder belohnen. Man wollte ihn nicht Martin nennen, deshalb wurde aus Martin Märtel. Man verband den Bösen, der schlägt (pelzt) mit dem guten Märtel, der belohnt, so nannte man ihn Pelzemärtel

Wer war das historische Vorbild?

Am 11. November 397 starb der Heilige Martin, ein römischer Soldat, der schon in seiner Jugend zum Christentum übertrat. Er war mutig, liebte die Gewaltlosigkeit, war bescheiden und hatte Mitleid mit den Armen. Später wurde er Bischof von Tours. Am 11. November 397 starb er und wurde später heiliggesprochen. Am 11. November erhielt das Dienstpersonal den Jahreslohn und wurde von der Dienstherrschaft beschenkt. Deshalb gibt es noch heute die Martinimärkte, dort konnte das Geld für Geschirr, Wäsche, Kleidung und Leckereien ausgegeben werden. Weil in der Fastenzeit kein Fleisch gegessen werden durfte und keine Tanzveranstaltungen mehr stattfanden, genoss man alles noch einmal am 11. November. In dieser Zeit wurden auch die Gänse geschlachtet, die man nicht über den ganzen Winter füttern wollte. So wurde an Martini vor allem Gänsefleisch gegessen. Das Gansessen ist noch heute am Martinstag üblich.

Was zeigt das Museum im Amtshausschüpfla, nachdem der traditionelle Laternenumzug entfällt?

Der Tag sollte nicht sang- und klaglos in Frauenaurach vorübergehen. Deshalb schaut der Pelzemärtel aus den Schaukästen am Museum im Amtshausschüpfla in der Brauhofgasse. Dazu gibt es einen Informationstext und einen QR-Code, der auf das Handy heruntergeladen werden kann. Dort erfährt man, wie wir normalerweise den St.-Martin-Pelzemärtel-Tag in Frauenaurach feiern. Sollte der Weg nach Frauenaurach zu weit sein, kann man auf unsere Homepage im Internet gehen (www.museumschuepfla.de). Dort begrüßt der Pelzemärtel die Besucher. Klickt man auf diesen Pelzemärtel, sieht man ein Video über eine Pelzemärtel-Einkehr und es wird anschaulich erzählt, wie bei uns in Franken der Pelzemärtel entstand. Man erfährt auch, wie in Frauenaurach Sankt Martin und Pelzemärtel fast zu einer Person geworden sind.