Der letzte Sonntag beim TB Erlangen

20.2.2018, 11:30 Uhr
Tränen nach dem Abstieg: Die Erlangerinnen weinen in der Halle, in der sie ein Jahr zuvor noch den Aufstieg gefeiert hatten.

Tränen nach dem Abstieg: Die Erlangerinnen weinen in der Halle, in der sie ein Jahr zuvor noch den Aufstieg gefeiert hatten.

Es war eben doch ein Abstieg. Auch wenn er schon vorher amtlich war. Die Spielerinnen gaben sich noch einmal artig die Hand, dann sank Paula Fröba auf die Knie und weinte. Sie hatte sich Richtung Wand gedreht, weg von den Zuschauern, weg von den Teamkolleginnen. Paula Fröba weinte alleine, dann in den Armen ihrer Mannschaftsführerin Anna Prieß und später auch an der Schulter von Antonia Bortolazzi.

Dabei hätte auch die 19-Jährige jeden Grund gehabt, zu weinen. Für Antonia Bortolazzi war es nicht nur ein Abstieg, es war auch das letzte Spiel für den Turnerbund. Bereits zur Feldsaison wechselt die Erlangerin zum Nürnberger HTC. "Es ist hart, so nach 15 Jahren weg zu gehen. Ich hätte mir etwas Besseres gewünscht. So eine Niederlage ist schon hart", sagt Antonia Bortolazzi. "Doch ich habe Lust auf etwas Neues, will eine neue Herausforderung und habe Lust, es auszuprobieren. Der NHTC spielt höher als wir, ich will sehen, ob ich dort einen Platz finde."

Antonia Bortolazzi ist nicht die erste Erlangerin, die zum Klub aus der Nachbarstadt wechselt, Paula Wernecke oder Nicole Beier haben diesen Schritt auch schon gewagt — und sind nun wieder zurück. "Ich will mir in ein paar Jahren nicht vorwerfen, die Chance nicht genutzt zu haben", sagt Antonia Bortolazzi. Über Antonia Eder, die bereits in der Jugend nach Nürnberg gewechselt ist, kam der Kontakt zustande. "Ich habe nichts zu verlieren, habe hier eine tolle Mannschaft und kann immer hierher zurückkommen. Das haben mir alle versichert."

Ebenfalls zum vorerst letzten Mal im gelb-grünen Trikot war Mandy Wellein aufgelaufen. Die Erlangerin war extra für die Hallensaison zum Turnerbund zurückgekehrt. "Ich habe in meiner Jugend und bei den Damen schon hier gespielt", sagt die 27-Jährige "Fürs Studium bin ich nach Ulm gegangen, wollte meine Mannschaft in dieser Regionalliga-Saison aber unterstützen." Für sie ist es deshalb besonders bitter. "Ich hätte gern die Klasse gehalten mit meiner alten, neuen Mannschaft."

Wie die anderen auch hatte Wellein fest an ihr Team geglaubt. "Ich dachte, wir können gut mithalten, und ich glaube auch, wir haben starke Einzelspielerinnen." Dass es trotzdem nicht gereicht hat, "liegt auch an der Erfahrung, die manchmal gefehlt hat". Ihre Teamkolleginnen können das in der nächsten Hallen-Runde wieder gut machen, Wellein hingegen zieht es für einen neuen Job nach Köln. Sich so zu verabschieden, "ist traurig und enttäuschend. Doch wir sind Sportler und akzeptieren das auch". Vor allem als abgeschlagener Tabellenletzter.

Bereits Ende Januar, nach dem 2:5 bei Wacker München, war der Turnerbund abgestiegen. Für den Gegner allerdings ging es im letzten Spiel noch um etwas, mit einem hohen Sieg hatte der SB DJK Rosenheim noch Chancen auf Platz eins. Dank des besseren Torverhältnisses allerdings feierte am Ende der Bietigheimer HTC den Aufstieg, Rosenheim ging trotz 7:1-Sieg in Erlangen als Zweiter leer aus.

Früh war der Turnerbund am Sonntagmittag mit 1:0 in Führung gegangen. Das 1:1 fiel nach einer Strafecke, kurz vor dem Pausenpfiff kam das 1:2 und das 1:3 hinzu. Nach dem Seitenwechsel spielte Erlangen wieder besser, aktiver im Angriff und aggressiver im Zweikampf. Die Chancen zum 2:3 waren da, Torfrau Leonie Hunger rettete im Eins-gegen-Eins, trotzdem jubelten die Gäste über ihr Tor zum 4:1, drei weitere Treffer folgten.

"Wir waren hochmotiviert", sagt Mandy Wellein. "Dass wir so hoch verloren haben, lag auch daran, dass wir zu übermotiviert waren. Wir wollten offensiv spiele und haben dabei unsere Defensivleistung vergessen." Besser muss es bereits in der Feldsaison laufen. "Wir haben jetzt einen großen Umbruch", sagt Johannes Anzeneder. 14 Spielerinnen aus der eigenen Jugend darf der Trainer nun im erweiterten Kader begrüßen. Ende April startet die Restrunde in der Oberliga. Dann allerdings ohne Mandy Wellein und Antonia Bortolazzi.

TB Erlangen: Hunger; Weidlich, Beier, R. Bortolazzi, Wellein, Fröba, Prieß, Wernecke, Gruber, A. Bortolazzi, Haft.

Keine Kommentare