Der neunte Anrufer hört nur das Besetztzeichen

2.8.2011, 00:00 Uhr
Der neunte Anrufer hört nur das Besetztzeichen

© Klaus-Dieter Schreiter

„Es lässt sich trotz einer entsprechenden Anzahl von Notrufleitungen leider nicht vermeiden, dass es bei vielen zeitgleichen Notrufen zu Engpässen kommt“, sagt der stellvertretende Leiter der Integrierten Leitstelle in Nürnberg (ILS), Thomas Löhr.

Er nennt dazu auch Zahlen: Demnach gibt es in der ILS, die neben Erlangen auch die Städte Nürnberg und Fürth sowie die dazugehörigen Landkreise mit immerhin 1,13 Millionen Bürgern betreut, 26 Arbeitsplätze. An jedem Platz kann zeitgleich ein Notruf abgearbeitet werden. Für die Stadt Erlangen sind vier Leitungen reserviert, was bedeutet, dass acht Notrufe gleichzeitig angenommen und bearbeitet werden können.

Kann ein Telefongespräch nicht sofort entgegengenommen werden, wird der Anrufer mit einem Ansagetext aufgefordert, nicht aufzulegen, sondern zu warten. Er befindet sich dann in einer Warteschlange, die der Reihe nach abgearbeitet wird. Der Notruf geht dabei keinesfalls verloren. Sollte ein Anrufer aber auflegen und erneut anrufen, dann wird er womöglich wieder in der Warteschleife landen und logischerweise ganz hinten eingereiht.

Werden bereits acht Erlanger Notrufe parallel bearbeitet, ertönt für den neunten Anrufer aus der Hugenottenstadt nur das Besetztzeichen. „Dann muss er es erneut versuchen, um eine freie Leitung zu erreichen“, so Löhr.

Erlangens Feuerwehrchef Friedhelm Weidinger kann die Verärgerung der Anrufer auf Grund von Wartezeiten beim Absetzen eins Notrufs nachvollziehen. Er betont aber auch, dass zu Zeiten, als die Notrufnummer 112 noch bei der Erlanger Feuerwehr auflief, weniger Anrufe gleichzeitig entgegengenommen werden konnten. „Eine Verbesserung gegenüber früher ist gegeben, aber auch die neue Technik ist endlich“, sagt Weidinger. Hinzu komme, dass die Notrufnummer 112 nicht nur für die Feuerwehr gilt, sondern auch für den Rettungsdienst.

Es liegt in der Entscheidung des Disponenten, welche Priorität er den Einsätzen gibt und welche Einsatzkräfte er wohin schickt. Medizinische Notfälle, wie beispielsweise Herzinfarkte, aber auch Brände hätten immer die höchste Priorität, erläutert Löhr.

Technik stößt an Grenzen

Wasser im Keller, wie es beim Unwetter in Erlangen innerhalb kürzester Zeit 170 Mal über die 112 gemeldet worden sei, hätte normalerweise eine niedrigere Priorität als Feuer oder medizinische Notfälle. Der gemeldete Wasserschaden in der Universitätsbibliothek sei jedoch mit hoher Priorität abgearbeitet worden, weil der Anrufer den möglichen hohen Sachschaden gemeldet hatte: „In dem Fall haben andere warten müssen.“

Die vom Hausmeister der Uni-Bibliothek beklagte Wartezeit von mehr als einer Stunde sei ungewöhnlich und kaum erklärbar, meint Thomas Löhr. Er vermutet, dass der Mann nicht in der Leitung geblieben sei, sondern wieder aufgelegt und es später erneut versucht habe. Bei solch einem Notruf-Schwall, sagen Löhr und Weidinger, stoße eben auch die modernste Technik manchmal an ihre Grenzen.

Jedoch werde man versuchen, das neue Notrufsystem noch weiter zu optimieren, um Engpässe bei Großschadenslagen zu vermeiden.