Der RC 50 Erlangen: Erfolge im Wandel der Zeit

2.4.2010, 00:00 Uhr
Der RC 50 Erlangen: Erfolge im Wandel der Zeit

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Nach dem 2. Weltkrieg sollte der Erlanger Radsport wieder belebt werden. Es galt, neue Akzente zu setzen und die sportlichen sowie gesellschaftlichen Aktivitäten neu zu organisieren.

Mit viel Elan und persönlichem Einsatz schafften die Radsportfreunde Fritz Nothmann, Maria Kaiser, Lasar Kasanmanscheff und vor allem Walter Jäschke die Voraussetzungen für einen Neubeginn mit dem Ziel, die traditionellen Radsportvereine »Triumpf«, »Adler« und »Concordia« unter einem Dach zu vereinen.

Trotz anfänglicher organisatorischer Schwierigkeiten war es im März 1950 endlich soweit. In der Gründungsveranstaltung wurde Hans Groß als Vorsitzender des neu geschaffenen Vereins »RC 1950 Erlangen« gewählt. Oberste Priorität hatte nun die Aufbauarbeit und Stabilisierung, da die schwierigen Jahre des deutschen und heimischen Radsports in der Nachkriegszeit zu überwinden waren.

Dazu bedurfte es anfänglich der Inanspruchnahme von fremden Mitteln, die in erster Linie ein renommiertes Erlanger Fahrradhaus dem Verein mit seinen Rennfahrern gewährte. Darüber verstand es der damalige Rennfahrwart Walter Jäschke, durch gute Organisation fortwährend viele Fahrer an die Starts zu bringen. Hilfe leisteten auch die Amerikaner, die für ein Radrennen in Amberg ihren Fuhrpark zur Verfügung stellten.

Erfolgreich auf Mopeds

Der technische Fortschritt schuf Raum für eine neue Entwicklung, die Motorisierung durch das Moped. Im Verein entstand daraus eine Mopedabteilung, die bereits 1955 den Deutschen Meistertitel im Moped-Geschicklichkeitsfahren errang.

Die Jahre 1956 bis 1963 waren die schwersten, die Mitgliederzahl sank auf 28. Dank beispielhafter Initiativen durch den Vorstand gelang es, die wirtschaftlich schwierige Zeit durch neue Impulse und Erfolgsstrategien zu überbrücken und neues Selbstvertrauen zu schaffen. Eine Radwanderabteilung wurde gegründet und die Rennsportabteilung reorganisiert. Parallel hierzu wirkte der Verein bei der 1. Internationalen Verkehrs-Sicherheitswoche in Erlangen mit.

Podiumsplätze für Weisel

Die Erfolge ließen nicht lange auf sich warten. Zwischen 1952 und 1958 war es Erich Weisel, der den Erlanger Radsport prägte und etliche Podiumsplätze in verschiedenen Radsport-Disziplinen einfuhr. Sein größter persönlicher Erfolg war der 1. Platz beim A-Kriteriums-Rennen »Rund um den Spessart«. Die Jugendklasse brillierte mit ihrem bayrischen Querfeldein-Meister und die Radwanderfahrer, die seit 1966 regelmäßig an den Bundes-Sternfahrten teilnahmen, holten einige 1. Plätze.

Unter Max Güttler, vierzehn Jahre 1. Vorsitzender des RC 50, gab es Erfolge im Radsport. Hervorzuheben sind öffentliche Veranstaltungen, wie die Radwanderfahrt anlässlich der 600-Jahr-Feier der Stadt Erlangen 1967 mit über 800 Teilnehmern, die Bundes-Sternfahrt 1968 und etliche Auslandsfahrten. Weitere Höhepunkte waren die Gründung einer Schülergruppe durch Hans Leipold 1968, die Teilnahme am 1000-Punkte-Programm der Stadt Erlangen, die jährlichen Volksradfahrten und Sportabzeichen-Abnahmen.

In den 70er Jahren stellten sich wieder Erfolge im Rennsport ein, wobei sich die Aktiven der Rennsportgemeinschaft Franken dem RC 50 anschlossen. Parallel hierzu wurde eine Radtouristik-Abteilung gegründet und es fanden jährliche Bundeswertungsfahrten der Radtouristen statt, wie die Fränkische Schweiz-Rundfahrt 1975. Ende der 70er schafften die Erlanger Tourenfahrer den Durchbruch zur Spitze im Bund Deutscher Radfahrer und belegten den 2. Platz in der Bundeswertung. Das Rad-Touren-Fahren (RTF) wurde die bekannteste und meist verbreitete Veranstaltungsform des Radsports und stärkste Sparte im Verein.

Eigenes Vereinsdomizil

Mit Stolz nennt der RC 1950 das neue Vereinsheim an der Wöhrmühle sein Eigen, das bis heute in eigener Regie geführt wird.

Die 80er Jahre als eine der glanzvollsten und erfolgreichsten für den Erlanger Radsport konnten zu dieser Zeit einen Anstieg auf 70 Vereinsmitgliedern verzeichnen. Zunächst setzte sich neben Erfolgen in Straßen- und Crossrennsport der Rad-Touren-Fahren-Aufschwung fort.

Die Gründung der Sparte BMX (bicycle moto-cross) 1983 setzte neue Akzente. Thomas Stöhr und Markus Müller holten die Deutschen Meistertitel und belegten vordere Plätze bei Welt- und Europameisterschaften. Es folgte der Bau einer BMX-Rennbahn internationalen Standards in Spardorf. Nach kurzer Zeit avancierte die Abteilung zu den sportlich aktivsten BMX-Spitzenvereinen in Bayern.

Ein weiterer Meilenstein war die Wiederbelebung des Straßenrennsports. Es gab zahlreiche Siege etwa in bundesoffenen Rennen, insbesondere im U18-Bereich und etwa 150 Platzierungen unter den ersten Zehn. Hervorzuheben sind die Leistungen von Martin Voll, der 1989 überraschend zum Juniorennationalfahrer gekürt wurde. Nach der ersten Ausrichtung der Erlanger Stadt- und Schulmeisterschaften wurden viele vielversprechende Talente geworben.

Höhepunkt Mitte der 90er Jahre war die Gründung einer Mountainbike-Abteilung, die sich bald größter Beliebtheit erfreute. Der MTB mit seinen vielen Facetten steht für Kondition, Kraft und Beweglichkeit sowie für Koordination, Erholungsfähigkeit, Trainingsplanung, Material und Taktik. Viele Straßenrennfahrer wechselten ins MTB-Lager, das neue Herausforderungen bot.

1996 wurde Andreas Endlein BMX-Europameister. Weitere Erfolge ließen nicht lange auf sich warten. Durch kontinuierliche, engagierte Arbeit konnte die BMX-Abteilung auf der Bahn an der Spardorfer Straße punkten. Aus ihren Reihen gingen bayerische und deutsche Meister hervor. Mit den Titeln Europameister 1996, Vizeweltmeister 1997 und 2001, Weltmeister 2002 durch Andreas Endlein, der 3. Platz von Stefan Bräunlein bei der EM 1995, erfuhren die Biker für sich und den Verein Ruhm und Ehre. Bei der jährlichen Sportlerehrung der Stadt Erlangen sind die BMX-Fahrer des RC 50 oft vertreten.

Neben dem »Eisert Preis", einem Rundstreckenrennen in der Erlanger Innenstadt, das 1997 und 1998 erstmals wieder abgehalten wurde, waren die Ehrengilde und die Bezirkswanderfahrer Gäste beim RC 50. Der Verein war wieder auf der Erfolgsspur. 1997 übernahm Hermann Haala das Amt des 1. Vorsitzenden. Unter Klaus Jesse, engagierter Rennsportfachwart und Trainer, entstand eine kontinuierlich wachsende Schüler- und Jugendrennsportgruppe.

Ende der 90er machte der Radsport immer mehr Negativschlagzeilen. Die Doping-Fälle im Profi-Radsport häuften sich. Dies ging auch am RC Erlangen nicht spurlos vorüber. Die Mitgliederzahl der Sparte Straßen-Rennsport ging drastisch nach unten und der Nachwuchs blieb aus. Das nutzten die Abteilungen BMX und Mountainbike für sich. Der Zulauf in der BMX-Abteilung war so enorm, dass in den zuwachsstärksten Zeiten drei Trainer benötigt wurden, um die gut 60 Jugendlichen zu trainieren.

BMX vor dem Aus

Doch auch der BMX-Sport stand kurz vor dem Aus: Die Verlängerung des Pachtvertrages für das BMX-Gelände drohte 2008 zu scheitern. Dem großen Engagement der Stadt Erlangen ist es zu verdanken, dass weiterhin erfolgreich BMX-Sport in der »Radler«-Stadt betrieben werden kann. Die Sportler zahlen es mit hervorragenden Leistungen wie dem Vize-EM-Titel 2008 durch Max Ganser oder Platz zwei und fünf von Nadja Pries bei EM und WM 2009 zurück.

Genau 60 Jahre nach Vereinsgründung steht den Mitgliedern des RC 1950 Erlangen am 12. und 13. Juni 2010 wieder ein Großereignis ins Haus. Der Bund Deutscher Radfahrer (BDR) betraute den Erlanger Rad-Club mit der Durchführung der Deutschen BMX-Meisterschaft.