Derby-Kolumne: Das Herzilein schlägt rot und grün

1.3.2017, 08:00 Uhr
Ein Herz, zwei Klubs: Würzburg und Fürth sind die Favoriten. Und der Club...? Naja.

© Sportfoto Zink / WoZi Ein Herz, zwei Klubs: Würzburg und Fürth sind die Favoriten. Und der Club...? Naja.

Das Herz macht schon was mit! Erst recht, wenn es in einem Fußballfan schlägt. Und genau dort, in einem stillen Kämmerchen dieses unglaublichen Pumpwerks, ruht auch die erste große Liebe. Und zwar für immer.

Ja damals, auf dem Kickers-Platz, diesem verdammt staubtrockenen roten Acker inmitten eines Würzburger Wohnviertels... der Vater für die Boxstaffel im Ring, der große Bruder bei den kleinen Kickers als Wirbel im Sturm... ach, du unbeschwerte Kindheit in rot-weiß. Schön war‘s.

Später dann im neuen Stadion, die ewige Baustelle am Dallenberg. Und die Kickers in der Bayernliga, meist nur jämmerliches Mittelmaß vor guterdings 700 wenig amüsierten Fans.

Doch manchmal war auch die große weite Welt zu Gast... Borussia Dortmund mit dem großen Hans Tilkowski... beim Aufwärmen rasch die Bälle zugeworfen, und Hans, der berühmte Nationaltorhüter, warf ein freundliches Lächeln zurück... Unvergesslich!

Der Spielplan schickte dagegen spielerische Hausmannskost wie die SpVgg Büchenbach vorbei, stets ein "unbequemer" Gegner, weil unberechenbar, wie es hieß. Aber Büchenbach? Wo zum Henker lag dieses Büchenbach überhaupt? Das wusste so gut wie keiner — damals im unfertigen Stadionrund. Daran hat sich bis heute nicht viel geändert.

Fürth gab es noch nicht. Dann plötzlich aber schon. Als Student im mittelfränkischen Kulturkreis angekommen. Spontaner Besuch im Fürther Ronhof. Und zack, da war‘s passiert. Das Herz schlug sofort reichlich Takte höher. Das Kleeblatt als neue Liebe. Wie gut, dass das Herzilein zwei Hälften hat.

Und Fürth? Die graue Maus bei Nürnberg. Immer wieder verspottet, verachtet, verhöhnt. Ein Fürther zu sein — die Höchststrafe auf Erden. Von Fürthern besiegt zu werden — die pure Hölle, die Apokalypse, einfach unverzeihlich das. Club-Fans können diese intensiven Leiden aber wohl viel besser beschreiben.

Nach gefühlten 100 Jahren im fußballerischen Niemandsland sind plötzlich die Würzburger Kickers wieder da... förmlich auferstanden... mischen in der zweiten Liga gut mit — und dortselbst Gegner von Fürth. Ach, das Herz macht schon was mit. Aber die rote und grüne Hälfte dieses Muskels arbeiten äußerst gut zusammen und sorgen für eine gehörige Durchblutung.

Und die wird auch bei den Club-Fans wieder intensiv bis besorgniserregend sein, wenn das Kleeblatt aus dem schönen Fürth am Sonntag den Rekordabsteiger aus Bratwurst-City einmal mehr gewisse Illusionen geraubt haben wird. Ach ja, das Herz...

Kolume, Teil I: Lagerhaus statt Ronhof

Kolumne, Teil II: Liegend im Ronhof

 

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