Die Angst im Erlanger Waldsportpark ist verflogen

20.3.2018, 16:20 Uhr
Die Angst im Erlanger Waldsportpark ist verflogen

© Foto:Edgar Pfrogner

Die letzten 20 Minuten waren die schlimmsten. Wieder einmal. In der Vorrunde hatten die Landesliga-Fußballerinnen der Spieli schon dreimal geführt – und dann noch den Ausgleich oder gleich den totalen Knockout kassiert. Sie hatten Spiele einzig und alleine in der Schlussphase verloren. Kein Wunder also, wenn auch am Samstag im Waldsportpark am Ende das große Zittern begann.

Man merkte den Spielerinnen die "Angst" an, "die Angst, nicht zu gewinnen", sagt Thomas Hertwich, der Erlanger Coach. "Es wurde hektisch." An der Seitenlinie "kann ich nur die Mannschaft aufbauen, beruhigen, Ruhe ausstrahlen. Für einen Trainer ist das auch nicht so leicht. Der Gegner hat uns unter Druck gesetzt, doch ohne wirkliche Großchancen." Die Spieli kämpfte leidenschaftlich und hatte diesmal auch das nötige Glück.

Nach dem Schlusspfiff "ist allen ein Stein vom Herzen gefallen", sagt Hertwich. Zu seinen Spielerinnen meinte er nur: "Ihr macht mich fertig." Das 2:1 war der erste Sieg dieser Saison, "nicht schön, aber gewonnen". Und es war ein sehr wichtiger Sieg. Das wussten die Erlangerinnen natürlich schon vor dem Anpfiff. Dementsprechend hatte die Spielvereinigung — auch ohne drei Stammspielerinnen — gleich gut begonnen, vor allem Stephanie Weiß bekam die gegnerische Abwehr nicht in den Griff. In der 22. Minuten konnte die Bischofsheimer Torhüterin Weiß nur regelwidrig stoppen. Die Gefoulte trat selbst an und traf zum 1:0.

"Sie hat es gut gemacht", meint Hertwich. "Doch als der Elfmeter gepfiffen wurde, wollte niemand zum Ball gehen." Der Trainer musste erst über den halben Platz rufen und seine Spielerinnen auffordern. "Keiner hatte das Selbstvertrauen." Wenig später die gleiche Situation: Weiß durfte — oder soll man sagen: musste — wieder vom Punkt ran, nachdem sie zuvor erneut im Strafraum gefoult worden war. Auch diesen Strafstoß verwandelte die Stürmerin sicher.

Die Spieli lag mit zwei Toren in Front, der erste Heimsieg, der erste Saisonsieg war greifbar. Doch noch vor der Pause gelang den Gästen der Anschlusstreffer. Nach einer Balleroberung im Mittelfeld landete ein langer Ball direkt bei Flügelspielerin Verena Faulstich, die flach zum 1:2 einnetzte (40.). "Ein Sekundenschlaf der ganzen Mannschaft."

 "Jetzt haben wir mal ein Positiv-Erlebnis"

Diesen Rückschlag mussten die Erlangerinnen erst einmal verdauen. Doch weil Bischofsheim, selbst in akuter Abstiegsgefahr, im zweiten Durchgang nichts mehr drauflegen konnte und Spieli-Keeperin Natascha May einen Freistoß gut parierte, durften am Ende die Roten jubeln. "Jetzt haben wir mal ein Positiv-Erlebnis", sagt Hertwich. Die ersten fünf Partien der Rückrunde sieht er als Schlüsselspiele an. "Wir sind neun Punkte weg vom Nichtabstiegsplatz, wenn wir die ersten drei Spiele gewinnen, dann haben wir den Anschluss wieder hergestellt." Auch die direkten Duelle mit den Teams aus dem Tabellenkeller muss die Spieli für sich entscheiden. Es ist also noch ein langer Weg.

Doch Thomas Hertwich ist optimistisch. "Ich denke, wenn wir 19 Punkte holen, genauso wie in der Rückrunde der Vorsaison, dann bleiben wir drin." Drei Punkte haben die Erlangerinnen nun schon, neun Spiele sind es noch. Am Oster-Wochenende geht es zum SV Leerstetten, anschließend ist die Spielvereinigung Oberfranken Bayreuth zu Gast im Waldsportpark. Doch aufgepasst: Die Angst ist nun verflogen.

SpVgg Erlangen: May, Lehninger (69. Boebel), Borck, Spitzer, Schmitt, Sapinel, Strobl (75. Müller), Beifuß, Hüttersen, Rsonsa (64. Reinhardt), Weiß.

Tore: 1:0 Weiß (Elfmeter, 22.), 2:0 Weiß (Elfmeter, 35.), 2:1 Faulstich (40.).

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