Die Freude am Klang in Bubenreuth

31.7.2017, 16:15 Uhr
Die Freude am Klang in Bubenreuth

© Heinz Reiß

Schon von weitem hörte man am Samstag durch die Schönbacher Straße rhythmische Gitarrenklänge. Die kamen aus der Werkstatt von Hutchins Guitars. Die englische Firma hat sich in einem historischen Gebäude niedergelassen. Wo früher die Firma Höfner klassische Konzertgitarren produzierte, fertigt Hutchins nach Kundenwunsch exquisit designete "Retro Sexy-Guitars". Der Ansturm war enorm, denn Jung und Alt wollten sich nicht nur in der Werkstatt von Hutchins über das vielfältige Angebot der Instrumente informieren und ausprobieren, auch das Gitarrenevent des über die Erlanger Grenzen hinaus bekannten Gitarristen Oliver Steffen und eine Tombola zogen über 500 Besucher an.

Aber nicht nur bei Hutchins konnte man sich einen Einblick in die einzigartige Atmosphäre einer Instrumentenbauwerkstatt verschaffen. Der Verein Bubenreutheum hatte in Zusammenarbeit mit der Streich- und Zupfinstrumentenmacher Innung ins fränkische Musicon Valley eingeladen. Fünf Meister ihres Faches öffneten Tür und Tor und an der im Rathaus aufgebauten Instrumentenausstellung beteiligten sich zwölf Streichinstrumentenbauer, vier Bogenbauer, drei Zupfinstrumentenbauer und ein Stegbauer.

Gäste aus China

In der Werkstatt des Innungsobermeisters der Streich- und Zupfinstrumentenmacherinnung von Günter Lobe war vom Tonholz bis zur fertigen Geige alles vorbereitet. Der Innungsobermeister befürwortet den Tag der offenen Werkstatt und die Unterstützung durch die Veranstaltungsreihe "Fränkischer Sommer". Die Besucher, so Lobe, hatten sich den Termin schon vorgemerkt. Selbst Gäste aus China statteten seiner Werkstatt einen Besuch ab.

Für viele bot dieser Tag die einzigartige Möglichkeit, verschiedene Instrumente anzuspielen und Fragen von der Besaitung bis hin zur Pflege des Instruments zu stellen. Der Geigenbaumeister Lobe, Bogenbaumeister Sebastian Dirr und der Stegbauer Roland Schuster gingen auf alle Fragen ein. Lobe führte vor, wie man mit einem daumennagelgroßen Hobel Span für Span aus einer Ahornholzplatte abhebt, um die Wölbung des Bodens zu modellieren.

Auf die Frage, warum sie keine Maschine verwenden, lächelten die drei Meister quasi mitleidig-verzeihend und antworteten unisono: "Natürlich kann die Maschine heute alles, wenn nötig hilft sogar der Computer dabei, und die Arbeit wird auch äußerlich stets vollkommen sein. Aber beim Geigen-, Cello und Bassbau handelt es sich um lebendiges Material. Das bedeutet, es ist an jeder Stelle anders, hat einen fundamentalen Charakter, den kann die Technik nicht begreifen, man muss es betrachten, befühlen, beklopfen, gewissermaßen persönlich behandeln mit Sensibilität und Intelligenz. Es beginnt schon bei der Auswahl des Holzes. Man spürt das Gewicht, sieht die Struktur des Holzes — und weiß: Dieses klingt!". Das Wichtigste bei unserer Arbeit, so der einheitliche Tenor der Saiteninstrumentenbauer: "Man muss ein Ohr für das Instrument haben, muss wissen, was der Musiker in seinem Instrument sucht". Nur so kann ein vollendeter Klang für das Instrument gefunden werden.

Im Foyer des Rathauses erläuterte der Musikinstrumentenbauer Jens Schönitz worauf es im klassischen Gitarrenbau ankommt, und bei dem schönen Wetter gab es im Freien noch eine "Musikinstrumentenbauwerkstatt für Kinder".

Berühmter Bass

Der Rundgang endete im "Bubenreutheum" im Kellergeschoss des Rathauses. Ein besonderes Interesse weckten hier die Raritäten von der kleinsten spielbaren Geige der Welt mit Bogen und Etui, der Kriegsgeige bis hin zum wohl berühmtesten Bass aller Zeiten mit dem Original-Sound, der die Musikwelt veränderte – dem original Beatles Bass von der renommierten Firma Karl Höfner.

Beim Rundgang konnte man erfahren, dass Paul McCartney ihm zu diesem Namen "Beatles-Bass" verhalf. Im Jahre 1956 wurde das erste Modell auf der Frankfurter Messe vorgestellt. McCartney holte sich den Bass aus drei Gründen, erstens sein Sound, zweitens die Möglichkeit des schnellen Spiels bei kurzen Fingern und nicht zuletzt wegen seiner symmetrischen Form, was Linkshändern entgegen kommt.

In den Jahren 1963/64, als die Beatles auf dem Höhepunkt ihrer Laufbahn standen, wurde dieser kleine und nur 1,5 Kilogramm schwere Bass in die ganze Welt verkauft. Der Verein Bubenreutheum ist bestrebt, diese einmalige Geschichte aufzuarbeiten und in einem angemessenen Rahmen zu dokumentieren.

 

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