Die Neue Straße steht unter Beobachtung

24.9.2019, 18:30 Uhr
Die Neue Straße steht unter Beobachtung

© Harald Sippel

Die Szenerie wirkt wie bestellt: Gleich beginnt ein Pressetermin der Stadt zu den ersten Erfahrungen mit der neuen Verkehrsführung in der Neuen Straße – und pünktlich dazu stehen direkt vor der Beschilderung für diese "unechte Einbahnstraße" am Maximiliansplatz zwei Polizisten. Wollte sich die Polizei nicht –wie berichtet – aus der Überwachung dieser von der Stadt im August eingeführten Regelung heraushalten? Will sie offensichtlich immer noch. Denn mit der Regelung in westlicher Fahrtrichtung hat dieser Einsatz nichts zu tun. Hier geht es um die Sicherung der Schulwege zum Start ins neue Schuljahr. Weiterhin ohne Strafzettel kommen also die Autofahrer davon, die vor den Augen der Ordnungshüter ignorieren, dass auf dieser Fahrspur zwischen den Einmündungen Östliche Stadtmauerstraße/Ulmenweg bis Krankenhausstraße ausschließlich Rettungsfahrzeuge, Busse, Radfahrer, "private Notfallfahrten" und Lieferverkehr zu den Uni-Kliniken mit Sondergenehmigungen unterwegs sein dürfen.

 

Bei all den Autofahrern, die vor den Augen einer Gruppe aus der Verwaltung der Stadt Erlangen die Verbotsschilder missachten: Die Verantwortlichen aus dem Amt für Stadtentwicklung und Stadtplanung sind bislang sehr zufrieden mit der neuen Regelung und den ersten Wochen der einjährigen Probephase. "Der gewünschte Rückgang des Verkehrsaufkommens in der Neuen Straße in Fahrtrichtung Westen ist mit über 70 Prozent deutlich erkennbar", erklärt Christian Korda, Abteilungsleiter Verkehrsplanung, und ergänzt: "Wir hatten ja extra ein Sorgentelefon eingerichtet, doch hielten sich die Beschwerden in Grenzen. Zudem gehen wir davon aus, dass sich – so wie stets bei Veränderungen – nach einiger Zeit der Verkehr eingependelt hat und sich die Autofahrer an die neuen Regelungen gewöhnen werden." Besonders wichtig sei außerdem, dass es bislang seitens der Rettungsdienste "keine Meldungen über bedeutsame Beeinträchtigungen" gebe.

 

Selbst wenn es Einzelne geben würde, für die die "unechte Einbahnstraße" eine Verschlechterung darstellte – etwa für Besucher des Theaters oder der Herz-Jesu-Kirche, die aus dem Osten anreisen – , wird klar, dass das hingegen erklärte Ziel erreicht werden kann: Die Innenstadt soll vom Durchgangsverkehr entlastet werden. Schließlich strömen jeden Tag 60 000 Pendler in die Stadt. Auch wird die Ost-West-Achse durch die Innenstadt regelmäßig als "Schleichweg" bei Autobahn-Staus benutzt. Dieser Verkehr soll nun teilweise in der Werner-von-Siemens-Straße gebündelt werden.

Nach den ersten Erhebungen der Verkehrsplaner könnte dieses Konzept aufgehen. Schließlich wurde auf der Ausweichroute über die Spardorfer Straße lediglich bei einer Stichprobe zur "Abendspitze" in Richtung Westen ein Anstieg von vier Prozent registriert. Die Entwicklung des Verkehrs auf der Werner-von-Siemens-Straße wird demnächst untersucht.

Wichtig ist es für das Team und den obersten Verkehrsplaner Korda nun, einige Schwachstellen abzuarbeiten, auf die man auch durch die Reaktionen aus der Bevölkerung aufmerksam wurde. Beispielsweise, dass das Abbiegen zu Parkplätzen nördlich der Neuen Straße über die durchgezogene Linie der blauen Markierung für die "unechte Einbahnstraße" kein Verstoß gegen irgendwelche Verkehrsregeln darstellt. Korda: "Wir werden hier die geltende Verkehrsregelung durch Anpassung der Markierung und der Beschilderung stärker verdeutlichen." In den kommenden Monaten wird weiter beobachtet sowie analysiert – und der Stadtrat über die Entwicklungen auf dem Laufenden gehalten.

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