Corona-Maßnahmen

Dreiwöchige Schließung: Frust bei Betreibern von Discos und Bars in Erlangen

23.11.2021, 16:00 Uhr
"The last Dance" - so hieß die letzte Veranstaltung mit 2GPlus am Montag im Zirkel in Erlangen vor der dreiwöchigen Schließung.

© Zirkel, NN "The last Dance" - so hieß die letzte Veranstaltung mit 2GPlus am Montag im Zirkel in Erlangen vor der dreiwöchigen Schließung.

„Am Montag“, sagt Jorgos Liapouris, „da hatten wir noch nie offen“. Diesen Montag allerdings war es anders. „The last Dance“ - unter diesem Titel lud der Zirkel ein. Das letzte Mal, bevor in Bayern wegen der hohen Corona-Inzidenzen und sich füllender Intensivstationen Discos, Bars und Kneipen am Mittwoch, 24. November, für drei Wochen schließen müssen.

Dass das so, wie Ministerpräsident Markus Söder angekündigt hat, dann am Ende auch ablaufen wird, nimmt der Erlanger Disco-Betreiber Liapouris dem Politiker allerdings nicht ab. „So wie es ausschaut, haben wir bis Mai zu“, glaubt er. Bis eine Inzidenz von knapp 700 unter 100 falle, werde es dauern. Dass die Veranstaltung am Montag ein Corona-Treiber war, hält er hingegen für ausgeschlossen. „Wir kontrollieren zu hundert Prozent“, erklärt Liapouris. Man habe „2G+“, lasse also Geimpfte und Genesene mit aktuellem Test rein und sei von daher auf der sicheren Seite.

Überbrückungshilfen: auf Dauer keine Perspektive

Wirklich überrascht hat die Ankündigung aus München den Erlanger nicht. Man habe schon Mitte November geahnt, was da kommt, sagt er. Was es nun allerdings nicht einfacher mache.

Das letzte Lied ist erst mal gespielt. Vom 24. November bis 15. Dezember müssen Diskotheken, Clubs, Bars und Schankwirtschaften angesichts der steigenden Corona-Infektionszahlen in Bayern schließen.

Das letzte Lied ist erst mal gespielt. Vom 24. November bis 15. Dezember müssen Diskotheken, Clubs, Bars und Schankwirtschaften angesichts der steigenden Corona-Infektionszahlen in Bayern schließen. © Isabel Pogner, ARC

Selbst wenn die Überbrückungshilfen inzwischen bis März - „da weißt du Bescheid“, so Liapouris - verlängert werden: „Das hilft, über die Runden zu kommen. Die Kosten sind gedeckt, die Miete ist bezahlt.“ Mit Geldverdienen aber habe das nichts zu tun, auf Dauer stellen die Hilfen für Selbstständige keine Perspektive dar.

Besonders leid tut es ihm für die knapp 30 Mitarbeiter. Die müssten nun heimgeschickt werden, fast alle seien Studierende, viele von ihnen aus dem Ausland und auf das Geld durch den Minijob angewiesen. Gerade eineinhalb Monate lang konnten sie arbeiten, seit der Zirkel nach dem letzten Lockdown Anfang Oktober wieder aufgemacht hat. „Eineinhalb Monate geöffnet in eineinhalb Jahren“, sagt Jorgos Liapouris. Mehr müsse man dazu nicht sagen.

"Keine Motivation für Ungeimpfte, sich impfen zu lassen"

Der Frust ist dieser Tage groß bei Erlanger Bar- und Discobetreibern angesichts der verordneten Schließung. „Furchtbar“, sagt Volkmar Zische, der die Bar Transfer jetzt absperren muss und vorher 2G gut fand. Auch Daniel Nowak, einem der Betreiber von Paisley, Erlkönig und Flash, sind Frust und auch Ärger deutlich anzumerken.

Er hätte nicht damit gerechnet, dass es zur Schließung kommt, sagt er und erinnert an die Versprechungen der Politik, dass es bei Impfungen keine Einschränkungen geben werde. Doch was man nun erlebt habe, sei eine Steigerung von 3G über 2G und 2G+ bis hin zur Schließung gewesen, quasi im Tagesrhythmus. „Wenn man die Freiheiten der Geimpften einschränkt, schafft man keine Motivation für Ungeimpfte, sich impfen zu lassen“, meint Nowak. Und zugleich steigere sich der Verdruss bei den Geimpften.

Gerade mal sieben Wochen lang habe man offen gehabt, „und wir hatten keinen einzigen Vorfall in diesen sieben Wochen“, sagt Nowak. „Und auch wir selbst sind kerngesund, lediglich mehr graue Haare haben wir bekommen wegen dem Stress.“

Sorge ums Personal

Der Anruf der Erlanger Nachrichten erreicht ihn gerade in einer Teamsitzung mit seinen Kompagnons, „Wir stellen uns jetzt ein auf den 16.12.“, sagt er - das Datum, welches das Ende des aktuellen Lockdowns markiert. „Wir müssen planen und können nicht alles abblasen“, erklärt Nowak. Das Personal für die Wiedereröffnung im Oktober zu kriegen, sei nicht einfach gewesen. Die Hälfte der über hundert 450-Euro-Jobber habe man neu eingestellt. „Wir versuchen gerade, sie an Teststationen zu vermitteln.“

„Ich würde mir wünschen, dass man anders mit der Pandemie umgeht“, erklärt Nowak. Die hohen Inzidenzen in Bayern zeigen in seinen Augen, dass der harte Söder-Weg offenbar nicht der richtige sei. Statt Betrieben wie Diskotheken und Bars Hilfsgelder zu zahlen, wäre es sinnvoller gewesen, so glaubt er, mit dem Geld eine gute Aufklärung übers Impfen auf die Beine zu stellen. Doch genau das habe nicht stattgefunden.

Havana Bar schließt vor allem aus anderen Gründen

Anders als Liapouris, der mit seinen Mitbetreibern beispielsweise auch noch das Kanapee in Erlangen hat - das als Gastronomiebetrieb offen bleiben darf mit einer Sperrstunde um 22 Uhr - , muss Nowak drei Wochen lang komplett dicht machen.

Für immer dicht macht die Havana Bar. Aus anderen Gründen allerdings, denn das Haus in der Engelstraße, in dem sie sich befindet, steht zum Verkauf, der Mietvertrag wird nicht verlängert. „Wir hatten geplant, bis Ende des Jahres weiterzumachen und dann einen würdigen Abschied zu feiern“, sagt Till Stürmer, einer der vier Inhaber, aber mit der Ankündigung der dreiwöchigen Corona-Schließung sei klar gewesen: „Das war‘s mit der Havana Bar.“

Am Samstag war zum letzten Mal geöffnet, „einfach traurig und schade“, sagt Stürmer. „Ich habe sie selber miteröffnet, jetzt trage ich sie mit zu Grabe“. 23 Jahre lang hat es die Havana Bar gegeben, sie sei ein „Aushängeschild für Trinkkultur mit Stil“ gewesen, mehr noch: „eine Leidenschaft“. Sogar in nationalen Wettbewerben war man sehr gut gerankt. Doch wirtschaftlich sei das Ganze nicht mehr gewesen, denn das Hauptgeschäft habe sich aufs Wochenende beschränkt, und auch Corona habe seinen Teil beigetragen, so Stürmer. „Wir haben in den letzten zwei Jahren kein Geschäft mehr gemacht.“ Jetzt wolle man sich auf die anderen Betriebe konzentrieren, neben dem Arizona und Galileo liege das Augenmerk vor allem auf dem „Herzstück“, einem Restaurant in der Schiffstraße.

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