Kulturauschuss

Droht einer Kult-Kneipe in Erlangen das Aus?

20.5.2021, 06:00 Uhr
Das Theatercafe Erlangen.

© Michael Meier Das Theatercafe Erlangen.

Das Theatercafé, also der Restaurationsbetrieb vor und neben dem Garagentheater, bleibt bestehen – oder auch nicht. Darauf "einigten" sich die Mitglieder des Kultur- und Freizeitausschusses nach einer teils erregten Debatte. Der seltsame Teil der "Einigung" bestand darin, dass aus einem von der Verwaltung (also der CSU-SPD-Mehrheit) vorgelegten siebenseitigen starken Beschlussvorschlag nur noch eine "Einbringung" übrig blieb, also eine Diskussionsgrundlage.

Das Ergebnis der höchst kontroversen Diskussion wird weitere Stadtrats-Ausschüsse sowie zum Schluss den Gesamtstadtrat beschäftigen. Dort ist allerdings damit zu rechnen, dass sich die Mehrheits-Koalition mit ihrer Vorstellung durchsetzt, das Café mit einer kleinen räumlichen Modifikation zu erhalten.

Neu Brandschutzvorschriften haben die notwendige Neuordnung im Bereich Theater in der Garage und im benachbarten Café ins Rollen gebracht. Um einen straßenseitigen Notausgang aus dem Theater zu ermöglichen müsste aufgrund der beengten Verhältnisse der bisherige Eingangsbereich des Theaters (und damit der Vorraum des Cafés) großräumig frei gemacht werden. Die neu entstandene Situation würde dann Platz für einen zusätzlichen Lagerraum statt des bisherigen Cafés vorsehen – also die Maximallösung, wie sie wohl auch der Theaterleitung vorschwebt.

Offene Raumsituation

Den Kompromissvorschlag, den sich CSU, SPD und das Kulturreferat ausgedacht haben und der auch dem Förderverein des Theaters vorschwebt, sieht - so stellte es die Referentin Anke Steinert-Neuwirth selbst vor - die Beibehaltung des Cafés vor bei gleichzeitiger "Erweiterung" des kleinen Vorraums zu einer Art Foyer. Dazu müsste die bestehende Glasabtrennung zwischen Theatereingang und Café entfernt werden, sodass eine offene Raumsituation entstünde.

Droht einer Kult-Kneipe in Erlangen das Aus?

© Foto: Harald Sippel

Das Problem: Bei dieser Lösung wäre aus Brandschutzgründen nichts gewonnen. Stattdessen müsste der straßenseitige Notausgang im Theater selbst geschaffen werden, allerdings unter Verlust von 13 der 81 Sitzplätze. Dieser Lösung widersprach nicht nur die anwesende Theaterintendantin Katja Ott vehement, auch die FDP (namentlich Stadtrat Lars Kittel) und die Grüne Liste (Dominik Sauerer) wollen sich mit dieser Lösung nicht anfreunden. Für die ÖDP erlöste die Stadträtin Barbara Grille das Gremium mit dem Vorschlag, den "Beschlussvorschlag" in eine "Einbringung" zu verwandeln und eine (erneute) Ortsbesichtigung vorzunehmen. Damit konnten sich schließlich alle Mitglieder anfreunden.

Vorgelagert vor die Diskussion harter Fakten ist der nicht ganz unwichtige Subtext, der die Kompromisssuche begleitet. In der Frage, wie wichtig die Existenz des Cafés für das Garagentheater sowie die Stadtgesellschaft überhaupt ist, scheiden sich die Geister. Während die Kulturreferentin, der Leiter der Erlanger Festivals, Bodo Birk, der CSU-Stadtrat und stellvertretenden Ausschussvorsitzende Prof. Rüdiger Schulz-Wendtland sowie der SPD-Stadtrat Clemens Heydenreich von der glanzvollen Geschichte des Theatercafés als Treffpunkt zwischen Kulturakteuren und Publikum schwärmen, sehen Theaterintendantin Ott und die Vertreter von FDP und Grüne Liste diesen Glanz längst verblasst – eine Auffassung, der die Kulturreferentin vehement widersprach. Dass die Zeiten des Café-Betreibers Habib Bektas – der das Café durch seine Person zum Kult(ur)betrieb machte – vorbei sind, wollte niemand bestreiten. Ob es aber weiterhin ein "Ort der Möglichkeiten" bleiben wird, wird erst der Stadtrat entscheiden.

Mehr Informationen über das "Theatercafé" in unserer Rubrik Essen und Trinken!

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