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Eckental: Für den Beerbacher Pfarrer war der Hirnstein einst eine Labsal

23.9.2021, 18:29 Uhr
Eckental: Für den Beerbacher Pfarrer war der Hirnstein einst eine Labsal

© Scott Johnston

Peter Bajus hat nicht nur zahlreiche Wander- und Spazierwege durch die Eckentaler Flur ausgewiesen und hält sie in Schuss, sondern ist auch selbst gern zu Fuß in der Natur unterwegs. Und natürlich kennt er auch den Spruch: Wer rastet, der rostet.

Trotzdem gibt es in der Praxis bloß wenige Wanderer, die nicht gern auch einmal verschnaufen - zumindest für ein Minütlein. Der Lieblingsort von Peter Bajus ist ein solche Stelle zum körperlich-mentalen Auftanken und hat eine ganz besondere Geschichte.

Falsche Vermutung

An der Straße, die vom Eckentaler Gemeindeteil Brand kommt, zweigt nach den ersten Häusern in Oberschöllenbach rechts ein Weg in den Wald ab. Er stößt auf ein Sträßchen, das von Unterschöllenbach am Wasserwerk vorbei zum Brander Weiher führt.

So weit muss man freilich gar nicht gehen, um den Hirnstein, einen mächtigen Sandsteinblock, zu erreichen. Der Name stammt keineswegs daher, dass hier einst ein großer Denker vor sich hin gehirnt hat, obwohl das in diesem Fall nicht völlig auszuschließen ist.

Verantwortlich für den idyllischen Ruheplatz ist vielmehr Pfarrer Johann David Hirn. Anno 1685 gehörten die Brander und die Schöllenbacher zur Pfarrei in Beerbach, das sechs Kilometer entfernt liegt.

Eckental: Für den Beerbacher Pfarrer war der Hirnstein einst eine Labsal

© Scott Johnston

Pfarrer Hirn besuchte zur Seelsorge oder um den Segen zu erteilen, immer wieder die Gläubigen zuhause. Damals gab es weder Autos noch Fahrräder. Auch ein Pferd stand dem Geistlichen nicht zur Verfügung.

Also blieb ihm nur das Laufen, das für ihn äußerst beschwerlich war, da er an Fußgicht litt. Während er beobachtete, wie im Neunhofer Steinbruch große Sandsteinquader für den Beerbacher Kirchturm herausgeschlagen wurden, kam ihm einst eine hilfreiche Idee.

Auf eigene Kosten orderte er drei extra Steine, die er an ausgewählte Standorte in Kleingeschaidt, Beerbach und Oberschöllenbach bringen ließ. Den letzten dieser drei Hirnsteine, wie sie der Volksmund bald nannte, wusste er am meisten zu schätzen, lag er doch am Bierweg von Unterschöllenbach zur Brauerei in Brand.

Gelegentliche Erfrischung

Selbstverständlich ließ es sich der Kutscher eines vorbeifahrenden Fuhrwerks mit frisch gebrautem Gerstensaft nicht nehmen, den Herrn Pfarrer auf eine Halbe einzuladen, wenn dieser erschöpft unter den Kiefern auf dem mit Moos gepolsterten Stein saß. Die Gläubigen waren für das lauschige Plätzchen auf ihrem Weg zum Gottesdienst in der Beerbacher Kirche oder zu einer Beerdigung auf dem Friedhof ebenfalls dankbar. Bänke wurden zu jener Zeit in der Natur noch nicht aufgestellt.

Die Freunde des Neunhofer Landes restaurierten 2004 den Hirnstein bei Oberschöllenbach. Seitdem sorgt Peter Bajus dafür, dass der Quader, dessen Ecken mittlerweile durch die Witterung abgerundet sind, nicht zuwächst. Manchmal muss er auch Flechten entfernen, damit die Initialen "JH" für Johann Hirn weiter gut zu erkennen sind.

Der zweitliebste Ort ist dem Heimatforscher das Schloss in Brand. Den heutigen Bau ließ der Nürnberger Syndikus Georg Ernst Finckler 1751 errichten, weil das ursprüngliche Herrschaftshaus aus dem 15. Jahrhundert vom Verfall bedroht war. Zahlreiche Nebengebäude einschließlich einer Schmiede und eines Gartens mit zwei Springbrunnen ergänzten das feudale Gebäude, zu dem 50 Tagwerk an Grundbesitz gehörten.

Schule im Schloss

1837 kauften die drei Gemeinden Brand, Ober- und Unterschöllenbach, die vor der Gebietsreform in den 1970er Jahren eigenständig waren, das Herrenhaus und einen Teil des Areals, um eine Schule einzurichten.

1966 wurde schließlich an der Nelkenstraße eine neue Grundschule gebaut. Im Erdgeschoss des Schlosses betrieb dann bis 1993 die Sparkasse eine Filiale.

Darüber wohnten bis 1977 beziehungsweise 1981 zwei Familien. Heute bietet das spätbarocke Bauwerk, das die Marktgemeinde von 2010 bis 2014 umfangreich sanierte, Raum für den Jugendtreff Consequence, Gottesdienste und Treffen von Vereinen.

Detaillierte Beschreibungen

Beschreibungen der Wander- und Spazierwege in Eckental lassen sich inklusive Karten auf der Internetseite https://www.eckental-mfr.de/seite/de/markt/0672:59/-/Wanderwege.html kostenlos herunterladen. Das gilt auch für eine pdf-Datei von einem Büchlein, in dem Peter Bajus Geheimnisse entlang der Strecken gelüftet hat.

Hier schildert er außergewöhnliche Ereignisse, die sich früher dort ereignet haben, und skizziert die Geschichte von Natur- und Kulturdenkmälern. Die Hintergründe zum Hirnstein packte er dafür in eine Erzählung von einem Besuch des Pfarrers beim "Stofflesbauer" Johann Krunner in Oberschöllenbach, um diesem angesichts seiner schweren Krankheit die Beichte abzunehmen.

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